Dies und das

//Konfirmanden im oberen Enztal gehen neue Wege//

Ab sofort: Ein gemeinsamer Jahrgang In den Wochen vor Pfingsten wurden traditionell landauf, landab, Mädchen und Jungen konfirmiert. Knapp 80 Prozent...
Höfens Pfarrer Emanuel Ruccius-Rathgeber (Mitte) geht mit den Konfirmanden von Enzklösterle bis einschließlich Höfen neue Wege. Ab sofort gibt es im Oberen Enztal einen gemeinsamen Konfirmandenjahrgang.
Höfens Pfarrer Emanuel Ruccius-Rathgeber (Mitte) geht mit den Konfirmanden von Enzklösterle bis einschließlich Höfen neue Wege. Ab sofort gibt es im Oberen Enztal einen gemeinsamen Konfirmandenjahrgang.Foto: Privat (Archiv)

Ab sofort: Ein gemeinsamer Jahrgang

In den Wochen vor Pfingsten wurden traditionell landauf, landab, Mädchen und Jungen konfirmiert. Knapp 80 Prozent der evangelischen Jugendlichen entscheiden sich dafür. Doch ihre Zahl ist rückläufig. Das und die beiden vakanten Pfarrstellen in Enzklösterle und in Bad Wildbad II sind die Gründe dafür, dass der nächste Konfirmandenjahrgang von Enzklösterle bis einschließlich Höfen neue Wege geht. Wege, die Höfens Pfarrer Emanuel Ruccius-Rathgeber initiiert hat.

„Wir möchten als Distrikt mehr zusammenarbeiten“

Der Konfirmationsunterricht wird jetzt von allen fünf Kirchengemeinden im Oberen Enztal, also Höfen, Calmbach, Bad Wildbad, Aichelberg und Enzklösterle, zusammen angeboten, mit einem gemeinsamen Jahrgang. „Wir möchten als Distrikt mehr zusammenarbeiten und damit die Konfiarbeit auf weniger Schultern verteilen“, sagt Höfens Pfarrer Emanuel Ruccius-Rathgeber. Nachdem die Kirchengemeinderäte mehrheitlich zugestimmt hatten, geht’s für die neuen Konfirmanden am 26. Juni im Ludwig-Hofacker-Haus in Bad Wildbad mit dem ersten gemeinsamen Konfi-Unterricht los. Dem Pfarrer ist es indes wichtig, dass sich die Konfirmanden auch in ihren Gemeinden vorstellen. Geplant ist die Vorstellung am 30. Juni in Calmbach, am 21. Juli in Aichelberg und Wildbad, am 8. September in Sprollenhaus und Enzklösterle und am 13. Oktober in Höfen.

Arbeiten mehrere Kirchengemeinden zusammen, ist viel mehr möglich: „Zum normalen Unterricht kommen tolle Aktionen wie eine Konfifreizeit und besondere Gottesdienste, die wir gemeinsam besuchen oder auch mitgestalten werden“, erklärt Ruccius-Rathgeber, der den Konfi-Unterricht leitet und überhaupt sehr gerne Jugendarbeit macht, wie er zugibt.

Früher galten Gottesdienstbesuche in der Konfi-Zeit für die jungen Menschen als Pflicht. Doch auch das ist im Wandel: „Ich lege eher Wert darauf, dass die jungen Leute den Gottesdienst mitgestalten. Vertrauen ist mir dabei wichtiger als Kontrolle.“ Ruccius-Rathgeber freut sich darüber, dass die jungen Leute „frischen Wind“ und „neue Einflüsse“ in die Kirchen bringen und dass sie im Laufe ihres Konfirmandenjahres die Kirche und ihre Kirchengemeinde entdecken. Das passiert ganz automatisch durch ein kleines Gemeindepraktikum, das für jeden Konfirmanden verpflichtend ist.

Schleichender Traditionsbruch bei der Konfirmation

Damit ist das Obere Enztal beispielhaft für Trends in der Konfirmandenarbeit, die auch die dritte Konfi-Studie beschreibt. In Deutschland haben sich 2022 noch knapp 80 Prozent der evangelischen Jugendlichen in der entsprechenden Altersgruppe für die Konfirmation entschieden. Der Ludwigsburger Professor für Gemeindepädagogik Wolfgang Ilg als einer der Autoren sagt: „Die Konfirmandenarbeit ist mit das Erfolgreichste, was die evangelische Kirche anbietet.“ Doch es gibt einen schleichenden Traditionsabbruch, wie die Studie zeigt. So ist die Zahl der Jugendlichen, die sich für eine Konfirmation entscheiden, rückläufig. Für Jugendliche komme es vor allem auf die Haltung ihnen gegenüber an, sagt Ilg: „Erstens muss es den Jugendlichen Spaß machen. Und zweitens müssen sich die Jugendlichen ernst genommen fühlen.“ Das sieht der Dozent für Konfi-Arbeit am Religionspädagogischen Institut Loccum, Karsten Damm-Wagenitz, ähnlich: „Viele Jugendliche kommen, weil sie Gemeinschaft erleben wollen“, sagt der Pastor. Auch aus solchen Beobachtungen heraus hat die hannoversche Landeskirche als größte evangelische Kirche in Deutschland ihre Empfehlungen überarbeitet. Lange galt, dass die Jungen und Mädchen eine bestimmte Anzahl von Gottesdiensten besuchen mussten, um zur Konfirmation zugelassen zu werden. Von einem solchen Druck sieht die neuste Empfehlung ab. Jetzt gelte es vielmehr, die Gottesdienste für Jugendliche attraktiv zu machen, sagt Damm-Wagenitz.

Gemeinsamer Abschluss am 27. April 2025

Der gemeinsame Abschluss mit Abendmahl ist für Sonntag, 27. April 2025 geplant. Die Konfirmationen sind am 4. Mai in Calmbach, am 11. Mai in Höfen, am 18. Mai in Wildbad und am 25. Mai in Enzklösterle. In Aichelberg und Sprollenhaus wird es keine „eigene“ Konfirmation geben. Die Konfirmanden aus diesen Orten haben die Wahl, in Enzklösterle oder in Wildbad mitzufeiern. Ob die Konfirmanden auch weiterhin gemeinsam Unterricht haben – das wird die Zeit zeigen. Nicht zuletzt hängt es auch davon ab, ob die vakanten Pfarrstellen besetzt sind und wie das „Experiment“ im Rückblick geklappt hat. (mm)

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Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
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Ausgabe 21/2024
von Redaktion Nussbaum
24.05.2024
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