So konnte Nikolaus Friedrich, der künstlerische Leiter und Programmgestalter, einen alten Bekannten in Schwetzingen begrüßen: den Pianisten Konrad Elser. Dieser machte wenig Aufhebens um seine Person, setzte sich ans Piano und präsentierte unspektakulär und direkt Werke von Mozart, Brahms und Schubert.
„Hier bin ich – Wolfgang Amadé Mozart!“, scheint die Klaviersonate Nr. 13 B-Dur KV 333 zu sagen am Sonntagvormittag im sonnigen Jagdsaal. Eine virtuos-verspielte, heitere Stimmung erzeugte das Allegro. Glasklar zelebriert Konrad Elsner die Kantabilität des Andante. Grazil kommt das Allegretto leichtfüßig daher und endet schwungvoll. Die ersten „Bravo-Rufe“ erreichen den Pianisten.
Auch die vier Klavierstücke op.119 von Johannes Brahms sind trotz seiner melancholischen und pessimistischen Anlehnung in großer Schönheit und harmonischer Komplexität entstanden. In den drei Intermezzi und der abschließenden Rhapsodie zeigt der Pianist seine unverschnörkelte Herangehensweise auch an diese Komposition.
Die zuerst fein und verhaltene Dynamik wie ein Sonntags-Geplänkel baut sich auf, aber endet so verhalten schön wie der Beginn im ersten Stück. Ebenso virtuos das zweite Intermezzo, wobei hier der Pianist das Pedal ausgiebig bedient. Zwischen all den Dissonanzen der Wehmut blickt auch immer ein bisschen Hoffnung und Heiterkeit hindurch oder doch eher Auflehnung? Lassen wir den Hörer für sich selbst entscheiden.
Die Klaviersonate Nr. 21 in B-Dur D 960 steht am Ende des Programms so wie auch am Ende von Franz Schuberts Leben. Sie wurde posthum zuerst von Clara Schumann aufgeführt. Konrad Elsner setzt mit seinem Klavierspiel dem Publikum die ganze Tiefe dieses Werks vor. Ein liedhafter Beginn im ersten Satz, in dem ein Trillern die folgende Dramatik ankündigt. Aber noch schenkt die Melodie der rechten Hand Hoffnung, übertönt ein ineinanderfließendes leichtes Grollen oder anhaltend gesetzte Akkorde der linken Hand. Auch noch nicht klar formuliert t im Andante. Hier wird der gesangliche Charakter beibehalten.
Konrad Elsner verweilt hier in der Verlangsamung des harmonischen Rhythmus, entschleunigt den Zuhörer und der Genuss an der Musik stritt in den Vordergrund. Der dritte Satz huscht schnell und virtuos vorüber, er ist überraschend kurz und fast heiter. Aber eine düstere Frage tritt hervor im vierten Satz, mit einem heftigen Einzelton und darauf folgt fließend und ausführlich die Antwort.
Um das aufwühlende Finale in seiner emotionalen Tragweite um so ausführlicher zu gestalten. Und das Ende zu finden, wird schwer. Immer wieder Abbruch und Neubeginn wie ein „Nein, ich bin noch hier“. Unglaubliche Dimensionen erreicht das Spiel bis zu seinem fulminanten Ende. „Die Tonkunst begrub hier einen reichen Besitz, aber noch viel schönere Hoffnungen“ ist die Grabinschrift auf Schuberts Grabstein.
Der Pianist belohnte den Applaus mit dem Intermezzo aus Brahms A-Dur op. 118 als wunderbaren Ausklang und erfüllte die aufgewühlten Gemüter wieder mit stimmungsvollem Frieden in den Zuhörern, die sich anschließen, im sonnigen Schlossgarten erfreuen konnten. Kann man schöner einen Sonntagvormittag verbringen? (aw)