Wer bei einem Waldspaziergang den geschotterten Wanderweg verlässt, fühlt weichen Boden unter den Füßen. Im Vergleich zu Ackerböden haben Waldböden einen höheren Humusgehalt. Darin befinden sich Milliarden an Lebewesen. Dazu gehören Bakterien, die den größten Anteil ausmachen, Pilze, Einzeller, Fadenwürmer, Springschwänze, Asseln, Gliederfüßler, Spinnen und Milben. Sie bilden alle ein riesiges und komplexes „Gesamtkunstwerk“, auf das die Bäume angewiesen sind. Waldboden kann Wasser wie ein Schwamm speichern. Denn zwischen den festen Bodenpartikeln befinden sich Hohlräume. Dort wachsen die Pflanzenwurzeln hinein. Bäume und Pilze ziehen mit ihren feinen Haarwurzeln und Hyphen das Wasser aus den Bodenporen. Somit können Baumwurzeln zum Hochwasserschutz beitragen, da sie die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens enorm erhöhen. Ein Quadratmeter intakter Waldboden kann ca. 200 L Wasser speichern. Die Durchwurzelung des Waldbodens hält das Erdreich zusammen und wirkt somit an Hängen der Erosion entgegen.
Wenn schwere Fahrzeuge (z. B. Harvester bei der Holzernte) über den Waldboden fahren, wird dieser verdichtet. Dabei ist nicht nur das hohe Gewicht dieser Fahrzeuge problematisch, sondern auch der Rütteleffekt. Bei laufenden Motoren vibrieren diese Maschinen und fahren auf der Fläche vor und zurück. Dieser Rütteleffekt drückt die Bodenporen wie einen Schwamm zusammen. Durch die Zerstörung der Bodenstruktur verringert sich die Wasserspeicherkapazität um bis zu 95 %. Verdichtete Waldböden enthalten weniger Bodenlebewesen und weniger Humus. Dadurch ist auch die Speicherfähigkeit von Kohlenstoff stark eingeschränkt. Im Sommer trocknen solche Böden rasch aus. Bei Regen kann das Wasser nicht abfließen und steht in Pfützen.
Bei einem Waldspaziergang lassen sich verdichtete Böden leicht erkennen. Denn die Harvester bewegen sich auf den sog. Rückegassen und hinterlassen tiefe, kahle Fahrspuren. Nur wenige Pflanzen kommen mit verdichteten Böden zu Recht. In alten Rückegassen siedeln sich Binsenarten an; diese sind ein Indikator für einen verdichteten Waldboden.
Solche Böden entfalten sich leider nicht mehr von selbst. Erst eine geologische Gewalt (z. B. ein Gletscher) kann die Bodenstruktur wieder aufbrechen. Das wäre in der nächsten Kaltzeit, also in ca. 50.000 – 100.000 Jahren.
Quelle: Wohllebens Waldakademie: Waldgeheimnisse, 2024, ISBN 978-3-453-28161-5
Treffen am 14.08.25 um 19.30 Uhr in Müllers Weinstube (ausnahmsweise). Kontakt: karin.reinhard12@gmail.com, Spendenkonto: DE96 6709 2300 0033 3033 27.
Dr. R. Kraft