Genau heute, am 16. April vor 80 Jahren, sind die Franzosen und eine marokkanische Truppe in Ebhausen, Wenden und Ebershardt einmarschiert. Über Rotfelden haben wir leider keine Informationen.
Bericht von Rösle Rothfuss (geb. 1890, gest. 1963), sie lebte in Ebershardt und hat diese „schwere Zeit“ im Mai 1945 in einem langen Bericht festgehalten. Er wurde uns dankenswerter Weise von Helga Senst übergeben.
Am Sonntag, den 15. April muss der Vater von Rösle Rothfuss beim Volkssturm in Altensteig einrücken. Sie packt ihm noch den Rucksack. „Der Feind vor der Tür und alle Männer bis zu 60 Jahren fort. Das ganze Haus voller Soldaten. Gegen fünf Uhr wurde es auch bewegt in unseren Landsern, der Feind kam näher, sie machten zum Teil Anstalt zum Aufbrechen.“ ... „Auch die Zeit zum Abmarsch des Volkssturms kam, der Vater gab noch die letzten Ratschläge und Ermahnungen. Die Soldaten, die noch da waren, deuteten an den Kopf, sie waren ja machtlos, was sollte der Volkssturm ohne Ausbildung und fast ohne Waffen“ ... Gegen zwei Uhr nachts kam der Vater zurück, sie waren alle einig, dass es Blödsinn ist, den Volkssturm noch ohne Waffen dem Feind entgegenzustellen.
„Der 16. April war angebrochen, schon seit 14 Tagen werden alle wertvollen Sachen im Haus, Garten und Feld vergraben. Man musste natürlich auch damit rechnen, dass die Häuser abbrennen ... Sie kommen hieß es … Überall schießt es, nur ab in den Keller. Die deutschen Soldaten, die noch da waren, rannten über die Gartenzäune, die Marokkaner schossen hinter ihnen her. Im Keller hörte man Gelächter und Geschrei, Panzer fuhren vorbei.“
Der Vater versteckte sich in der Kellerdohle im Dreck, die Tochter und zwei Frauen aus Karlsruhe mit drei Kindern suchten hinter der Kartoffelhurte Schutz.
Ein Marokkaner kam in den Keller und suchte nach Soldaten, aber zum Glück entdeckten sie keinen. „Nun ging es an ein Aufbrechen der Koffer, der Marokkaner suchte nur Geld und Wertsachen. Zuerst schüttete er den gepackten Rucksack des Vaters auf den Kellerboden, alles war nicht gut genug, keine Bratwürste, Eier, Äpfel, Brötchen. Den Rasierapparat nahm er auch noch mit. Nun wollte er eine Armbanduhr, aber wir hatten nichts mehr. Er suchte nochmals alles durch, unsere schönen Sachen lagen wie ein Misthaufen im Keller“.
„In der ganzen Zeit stand ein Panzer und ein Auto vor unserem Haus, wir hörten, wie sie ins Haus gingen und holten Sachen heraus und luden auf.“ ... „Die Nachtruhe suchten wir alle im Kellerhaus. Wir haben ja nicht geschlafen, sondern immer wieder Panzer gehört und gehorcht, was los ist. Das Schlimmste war, dass unten in der Reute Panzer waren, die schossen so furchtbar. Als die Leute vom Keller heraufkamen, hieß es, dass dem Wagner Theurer sein Haus brennt. Ich bin auch noch mit Wasser hingelaufen, aber es war alles schon abgebrannt“.
„Abends, bevor wir aufs Heu gingen, sah man ein schauriges Flammenmeer, wir dachten, Nagold hätte Widerstand geleistet, aber nach einigen Tagen erfuhren wir, dass es Oberjettingen war“.
„Es ist nicht zum Niederschreiben, wie viel Not über all die Dörfer und Städte der Krieg gebracht hat. Im Dorf waren noch deutsche Soldaten, die nicht fliehen konnten, sie mussten alle in französische Gefangenschaft.“
Wird fortgesetzt