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Kriegsende vor 80 Jahren Folge 4

16. April 1945 – Die Franzosen marschieren in Wenden ein Vor 80 Jahren sind die Franzosen und eine marokkanische Truppe in Ebhausen, Wenden und Ebershardt...
Noch Jahre nach dem Angriff sind die Folgen des französischen Angriffs in Wenden zu sehen - hier ein Bild von der Reute aus dem Jahr 1948
Noch Jahre nach dem Angriff sind die Folgen des französischen Angriffs in Wenden zu sehen - hier ein Bild von der Reute aus dem Jahr 1948Foto: Immanuel Deuble

16. April 1945 – Die Franzosen marschieren in Wenden ein

Vor 80 Jahren sind die Franzosen und eine marokkanische Truppe in Ebhausen, Wenden und Ebershardt einmarschiert. Über Rotfelden haben wir leider keine Informationen.

Quelle

Artikel im Schwarzwälder Boten vom 23. April 2005 von Sebastian Bernklau, „Drei Worte haben ihr das Leben gerettet“ Vor (heute) 80 Jahren überlebte Maria Stockinger den Angriff der französischen Truppen auf Wenden nur mit viel Glück.“

Der Artikel wird nachstehend wiedergegeben.

Der Krieg kommt in Wenden an

„Zwei Jahre lang hat die junge 17-jährige Polin Genowefa als Zwangsarbeiterin auf dem Hof der Stockingers in Wenden gearbeitet, als sich Mitte April 1945 das Kriegsgeschehen auf das kleine Dorf zubewegt. Die damals 90-jährige Maria Stockinger erinnert sich 2005 genau, wie Einwohner und auch sie selbst Teile ihrer Lebensmittel in Sicherheit brachten. „Kartoffeln und Wurstdosen haben wir einfach im Acker vergraben“, erzählt die Wendenerin. Alles läuft relativ ruhig ab. Was sollen die Kriegsparteien auch mit dem kleinen Wenden anfangen, denken sich viele. Doch die Ruhe hat schnell ein Ende. Eine Feldküche der deutschen Wehrmacht lässt sich im Ort nieder. Es ist Sonntag, der 15. April, an dem sich die Situation zuspitzt. Von überall her hört Maria Stockinger Explosionen. Jagdbomber beherrschen den Himmel über Wenden, ein paar Volkssturmsoldaten verlassen das Dorf, um sich den Franzosen entgegenzustellen, kehren aber am Abend wieder unverrichteter Dinge zurück. Doch all das ist nur das Vorspiel zu einem kleinen Inferno“.

16. April 1945 in Wenden

„Am folgenden Tag schlägt das Deutsche Rote Kreuz einen Verbandsplatz im Ort auf. Am späten Vormittag hört Maria Stockinger dann plötzlich verschärftes Maschinengewehrfeuer. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß ist, dass drei französische Infanteristen auf dem Weg in den Ort waren, um zu klären, ob der Ort kampflos übergeben werden könnte. Doch in unmittelbarer Nähe zum Haus der Familie Stockinger trifft einen der drei Soldaten eine Salve aus einem deutschen Maschinengewehr und verletzt ihn schwer.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Plötzlich stürzt ein verwundeter deutscher Soldat ins Stockinger-Haus, verliert kein Wort und verkriecht sich im Keller hinter ein paar Fässern. Die drei Arbeiter der Familie, ein Ukrainer, ein Holländer und die junge Polin reagieren schnell. Die beiden Männer packen die fünf und zweieinhalbjährigen Söhne von Maria Stockinger und fliehen mit der Polin und Maria ebenfalls in den Keller“.

Ein deutscher Soldat schießt auf die Franzosen - Wenden wird beschossen

„Währenddessen reagieren die Franzosen unerbittlich auf den Beschuss ihrer Soldaten. Mehrere Panzer feuern aus Richtung Wart kommend eine halbe Stunde lang auf das Dorf, unter anderem auch mit Phosphorgranaten. Gut ein Drittel der Häuser des Orts werden beschädigt oder gehen in Flammen auf. Aus Mangel an Wasser versuchen die Dorfbewohner mit den Resten aus den Güllegruben die Feuer zu löschen. Vergeblich. Noch Tage danach brennen einige Häuser. Doch wie durch ein Wunder kommt kein Wendener beim eigentlichen Beschuss zu Schaden. Alle haben nach einem ausgeklügelten Plan Zuflucht in den Kellern gesucht.

Im Keller von Maria spitzt sich die Lage zu. Es tauchen französische Soldaten im Haus auf, auf der Suche nach dem deutschen Soldaten. Sie finden die Arbeiter, die Kinder und Maria Stockinger im Keller, fragen nach dem Soldaten, doch die junge Polin sagt nur „Nix deutscher Soldat!“ und damit geben sich die Franzosen zufrieden. Maria Stockinger weiß: „Hätten sie den Soldaten gefunden, wären wir alle erschossen worden.“

Denn der verwundete französische Soldat, der in Stockingers Hausflur noch notdürftig versorgt wurde, ist auf dem Weg ins Lazarett gestorben“.

Der deutsche Soldat flieht

„Der Soldat entledigt sich aller Dinge, die ihn als Wehrmachtsangehörigen erkennbar machen, er flieht in Zivilkleidung. Doch die Angst bleibt. Die Uniform samt Gewehr verschwindet in der Güllegrube.

Jetzt vergeht die Angst. Die Franzosen halten sich nicht lange mit dem zum Teil zerstörten und brennenden Wenden auf, plündern nur wenig und geben die Suche nach dem Soldaten auf. Noch am Abend des gleichen Tages rollen die Panzer in Richtung Nagold.

Maria Stockinger und ihre Kinder leben. Und sie weiß, wem sie es zu verdanken hat.

Anfang der 90er Jahre kommt ein Brief von Genowefa, Maria Stockinger besucht ihre Retterin, eine Freundschaft, der die Zeiten von Krieg und räumlicher Trennung nichts anhaben konnte.“

Erscheinung
Mitteilungsblatt der Gemeinde Ebhausen
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Ausgabe 19/2025

Orte

Ebhausen

Kategorien

Kultur
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