Das Ende des Krieges und die Folgen
Vorbemerkung
Im Frühjahr 1945 ging der Zweite Weltkrieg zu Ende, am 5. Mai 1945 war die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Es gibt nicht mehr viele Zeitzeugen, welche diese Jahre erlebt haben. Umso wichtiger ist es, die Erinnerung daran auch als Mahnung an die heutige Generation wachzuhalten.
Maria Noack hat in ihrem Heimatbuch einen enormen Schatz an Wissen über Ebhausen zusammengetragen. Die gekennzeichneten Zitate stammen aus diesem Buch.
Quelle: Maria Noack, Mein Heimatort Ebhausen
Ebhausen blieb verschont, Wenden dagegen wurde ein Raub der Flammen
„Unser Altensteigerle wurde am 14. April am Ortseingang bei der Fa. Schickhardt von Tieffliegern beschossen.“ Dabei gab es zwei Tote, ein Mann aus Egenhausen und eine Frau aus Untertürkheim. „Ansonsten gingen in den letzten Tagen nur einige Ziegel durch Tieffliegerbeschuss zu Bruch.“
Ausgangssperre
„Die sofortige Ausgangssperre von zwanzig Uhr abends bis sechs Uhr in der Frühe und die Ablieferung aller Waffen war die erste Anordnung der französischen Besatzungsmacht. Vergewaltigungen, Plünderungen, Festnahmen einiger männlicher Personen und deren kurzfristige Festsetzung im örtlichen Arrest, Einrichtung einer Kommandantur im Rathaus und einer Wache in der Backstube folgten. Bürgermeister und Angestellte durften das Rathaus zwei Wochen lang nicht betreten, mussten aber alle möglichen Lebensmittel organisieren. Danach war zwar die Schreibmaschine weg, aber nur wenige Akten fehlten oder waren zerrissen.“
Das Verlassen der französischen Zone war verboten
Ebhausen gehörte zur französischen Zone, Oberjettingen zur amerikanischen Zone. „Das Verlassen der französisch besetzten Zone blieb verboten. Der Schlagbaum zur amerikanisch besetzten Zone befand sich zwischen Nagold und Oberjettingen bei der 'Waldlust'. Im Notfall wurde er jedoch umgangen. Nach der Kapitulation am achten Mai durfte nicht mehr geplündert werden und requiriert (beschlagnahmt) auch nur noch mit schriftlicher Anweisung der französischen Kreisverwaltung.“
Die Bevölkerung muss für die Bekleidung der Besatzer sorgen
„Jeder Haushalt war aufgefordert, einen Satz kompletter Kleidung für einen Mann abzuliefern, außerdem Bettwäsche. Dabei war für die zurückkehrenden Soldaten oft kaum mehr Zivilkleidung vorhanden.“
Die Demontage beginnt
„Es begann die Demontage von hochwertigen Maschinen in Industrie- und größeren Handwerksbetrieben. In der Kaltenau wurde ein großes Waldstück mit schönstem Hochwaldbestand abgeholzt. Sägewerke waren beschlagnahmt, um die Stämme gleich zu bearbeiten und Handwerker dazu dienstverpflichtet.“
Lebensmittel werden noch knapper
„Die Lebensmittelversorgung gestaltete sich nach dem Zusammenbruch noch schwieriger, was besonders die Städte betraf. Auf dem Lande konnte man sich doch meistens noch satt essen, wenn auch nicht immer auf den Tisch kam, was dem Gaumen schmeckte. In dieser Zeit lernten wir Schwaben, die Kartoffel nicht nur in Form von Salat zu schätzen. Der Schwarz- und Tauschhandel blühte. Trotz Lebensmittelknappheit sind relativ wenige Felddiebstähle zu verzeichnen.“
Schülerspeisung
„Ein Segen für die heranwachsende Jugend, die besonders unter der Lebensmittelknappheit zu leiden hatte, war die Einführung der Schulspeisung. In der Hauptpause gab es eine Tasse Suppe oder Kakao und, man höre und staune, samstags ein schmales, dünnes Täfele Schokolade der Fa. Haller.“