Anfang September erreichte uns eine Mail, die eine Anfrage über die Kriegsgräber enthielt. Der Schreiber mit Vornamen Matthias war durch das Mitteilungsblatt (Lokalmatador) auf unsere Kriegsgräber-Recherchen aufmerksam geworden und fragt an, ob wir etwas über seinen Großonkel Joachim Wosnitza hätten. Die Familie hatte ihn 1945 als vermisst gemeldet und bekam erst im Jahr 1949 die Mitteilung, dass der Sohn bei Kämpfen in Königsbach gefallen war.
Wir konnten Matthias helfen und stellten ihm Kopien aus dem Ortsarchiv zur Verfügung. Daraus ging hervor, dass sein Großonkel in Königsbach beerdigt war. Endlich hatte die Familie Gewissheit.
Bei seinen genealogischen Recherchen war Matthias auf unterschiedliche Aussagen von Familienangehörigen gestoßen. Eine Schwester des Gefallenen glaubte zu wissen, dass er beim Rückzug der deutschen Armee im Panzer verbrannt war und bei Wiesbaden im Massengrab durch seine Marke identifiziert wurde. Wir konnten belegen, dass er unter den am 5. April gefallenen Soldaten war und zunächst nicht identifiziert werden konnte. Im Massengrab 2 war er mit weiteren zunächst unbekannten Soldaten bestattet. Erst im Juni 1948 waren 15 dieser Soldaten Namen zugeordnet worden – bei neun weiteren Gefallenen fehlen bis heute sämtliche Unterlagen. Unter den spät identifizierten war demnach auch Joachim Wosnitza. Der 21-Jährige trug die Erkennungsmarke 938 und war beim Stabs-Pionier-Ersatz-Bataillon 213 eingesetzt. Über die näheren Umstände seines Todes konnten wir bisher nichts in Erfahrung bringen, aber „im Panzer verbrannt“ war für uns fragwürdig, gehörte er doch den Pionieren an.
Joachim Wosnitza wurde am 16.10.1924 in Öhringen/Gleiwitz (Oberschlesien) geboren und hatte dort Kindheit und Jugend verbracht – zusammen mit zwei Brüdern und drei Schwestern. Sein 17 Monate älterer Bruder Helmut war ebenfalls 1942 eingezogen worden, er diente in der Infanterie im Füsilier-Bataillon 282. Der damals 21-Jährige fiel 1944, ein Jahr vor Joachim, in Jevreni im heutigen Moldawien.
„Die Tatsache, dass die zwei ersten Kinder nicht mehr nach Hause kamen, war für die gesamte Familie schlimm. Nicht nur emotional, auch wirtschaftlich haben der Familie nach dem Krieg die beiden ‚Zugpferde‘ gefehlt. Aber insbesondere die Mutter hat darunter schwer gelitten, hat sich nie von dem Kummer erholt“, so Matthias. Seinem Großvater (Joachims Vater) erging es wohl ähnlich. Er starb 1951 im Alter von 62 Jahren, seine Frau 67-jährig im Jahr 1962.
Am 16.10.2024 wäre Joachim Wosnitza 100 Jahre alt gewesen. An diesem Tag reiste Matthias mit seiner Mutter nach Königsbach und legte ein Gesteck auf dem Ehrenfriedhof nieder. Bei der anschließenden „Runde“ durch den Ort zeigten wir den Angehörigen die Plätze, an denen die Kriegshandlungen stattfanden. Wir sind froh, dass wir der Familie helfen konnten – und dass unter den 54 gefallenen Wehrmachtssoldaten nun einer davon ein „Gesicht“ für uns hat.
(Forts. folgt)
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