Gemeinderat

Kriminalitätsstatistik: Gerlingen steht weiterhin gut da

Stadtradeln am 1. Juli gestartet In der jüngsten Sitzung des Gerlinger Gemeinderates stand nach den Bekanntgaben die Kriminalitätsstatistik ganz...
Bild von der Leiterin des Polizeireviers Ditzingen und dem Leiter des Polizeipostens Gerlingen, beide in Uniform
Die Leiterin des Polizeireviers Ditzingen, Martina Stahl, und der kommissarische Leiter des Polizeipostens Gerlingen, Jakob Koch, stellten die Kriminalstatistik vor.Foto: Tommasi

Stadtradeln am 1. Juli gestartet

In der jüngsten Sitzung des Gerlinger Gemeinderates stand nach den Bekanntgaben die Kriminalitätsstatistik ganz oben auf der Tagesordnung. Über das umfangreich diskutierte Thema „Maßnahmen zur Stärkung des Gerlinger Radnetzes“ berichten wir in der nächsten Ausgabe.

Zur Sitzung des Gerlinger Gemeinderates konnte Bürgermeister Dirk Oestringer neben dem Gremium wieder einige Gäste begrüßen.
Unter dem Punkt „Bekanntgaben“ teilte das Stadtoberhaupt dann mit, dass Gerlingen wieder beim Stadtradeln dabei ist. Start war am 1. Juli. Geradelt wird bis 21. Juli. Ziel der Aktion ist es, in der Zeit wieder möglichst viele Alltagswege mit dem Fahrrad zurückzulegen – egal ob zur Arbeit, zur Schule oder in der Freizeit. Je mehr Menschen mitradeln, desto mehr Kilometer werden für den Landkreis gesammelt und umso mehr CO₂ wird eingespart. Im Rahmen der Initiative RadKULTUR fördert das Land vollständig die Teilnahme an der Aktion des Klima-Bündnisses. Bürgerinnen und Bürger aus Gerlingen können sich noch während des gesamten Aktionszeitraums – also bis 21. Juli – unter www.stadtradeln.de/gerlingen für eine Teilnahme am Stadtradeln registrieren beziehungsweise ihren Account vom Vorjahr wieder reaktivieren. Die Teilnahme ist kostenfrei. Weitere Infos gibt es unter www.stadtradeln.de.
Ferner teilte Oestringer unter dem ersten Tagesordnungspunkt mit, dass der Weltladen Gerlingen am 12. Juli sein zehnjähriges Bestehen mit einem Sommerfest auf dem Europaplatz feiert. Los geht es um 14 Uhr.

Kriminalstatistik vorgestellt

Nächster Punkt war die Vorstellung der Kriminalstatistik. Dazu konnte Bürgermeister Oestringer die Leiterin des Polizeireviers Ditzingen, Martina Stahl, und den kommissarischen Leiter des Polizeipostens Gerlingen, Jakob Koch, begrüßen. Koch hat die Leitung des Polizeipostens am 1. Juni kommissarisch übernommen, weil die seitherige Postenleiterin Daniela Schöffel nach Ludwigsburg gewechselt ist.
Stahl hielt eingangs ihres Vortrages fest, dass die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vorjahr um 109 angestiegen sei. Stahl zeigte auch auf, dass es solche Schwankungen im Fünf-Jahresvergleich immer wieder gibt. Dafür gebe es verschiedene Gründe. Zum einen würden Straftaten, die im einen Jahr stattfinden teilweise erst im Folgejahr abgeschlossen, zum anderen habe die Zahl der Kontrollen Einfluss auf die Zahlen und auch das Anzeigeverhalten der Bürger sei eine Ursache. In dem Zusammenhang teilte die Revierleiterin mit, dass die Möglichkeit, Straftaten online anzuzeigen, von den Bürgern sehr gerne angenommen werde. Sehr erfreulich sei, dass auch die Aufklärungsquote auf 57,3 Prozent angestiegen sei, so Stahl weiter.
Auf einer weiteren Folie zeigte die Revierleiterin die Kriminalitätsentwicklung in den Städten und Gemeinden im gesamten Revierbereich Ditzingen auf. Der Folie war zu entnehmen, dass die Zahl der Straftaten überall mehr oder weniger angestiegen ist. Pauschal vergleichbar seien die Zahlen aber nicht, betonte Stahl. Mit Blick auf die Häufigkeitszahl – also die Zahl der Straftaten je 1.000 Einwohner – steht Gerlingen im Reviervergleich gut da. Nur in Hemmingen ist die Häufigkeitszahl niedriger. Im Ballungsgebiet – und Gerlingen liege im Ballungsraum Stuttgart – seien die Zahlen immer höher als im ländlichen Raum, so Stahl weiter.


Beim Blick auf die einzelnen Deliktsbereiche erklärte die Leiterin des Polizeireviers Ditzingen, dass es in Gerlingen auch 2024 keine Straftaten gegen das Leben gegeben habe. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seien um neun auf 21 angestiegen. Im Detail seien es zwei Vergewaltigungen gewesen, die allerdings schon länger zurücklagen und nicht angezeigt worden waren. Außerdem habe es zwei Fälle von sexueller Nötigung und Belästigung gegeben. Im Wesentlichen habe es sich aber um die Verbreitung pornografischer Schriften und Inhalte auch über das Handy gehandelt. Eine Straftat, die teilweise unbedacht beispielsweise auch von Schülern begangen werde. „Wir sprechen hier nicht von hochgefährlichen Sexualstraftätern“, betonte die Revierleiterin. Eine deutliche Steigerung habe es auch bei den Roheitsdelikten gegeben, so Stahl weiter. Hier handle es sich um Körperverletzung und ähnliche Delikte. Steigerungen seien hier bei der häuslichen Gewalt zu verzeichnen und auch bei Streitigkeiten in Unterkünften.
Einen geringen Anstieg der Fallzahlen um sechs auf 197 gab es bei den Diebstahlsdelikten. Die Ladendiebstähle seien allerdings leicht rückläufig gewesen. Bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten sei der Anstieg mit einem Plus von 45 Fällen auf 115 höher ausgefallen im Gegensatz zu den Sachbeschädigungen, wo zwei Fälle mehr zu verzeichnen waren.
Rückläufig waren die Fallzahlen bei der Rauschgiftkriminalität von 30 im Jahr 2023 auf 13 im Jahr 2024. Der Rückgang habe mit der Legalisierung von Cannabis zu tun. Kontrolliert werde natürlich weiterhin. Die Gewaltkriminalität ist um acht Fälle auf 31 angestiegen. Dabei handle es sich vorwiegend um Raubdelikte und Körperverletzungen. Man habe hier aber keine Schwerpunkte. Erfreulich sei die hohe Aufklärungsquote von 74,2 Prozent. Zum Anstieg bei der Straßenkriminalität um 24 Fälle auf 120 erklärte Stahl, dass dies keine signifikante Verschlechterung sei. In dem Bereich sei vor allem ein Anstieg beim Diebstahl von E-Bikes zu verzeichnen.
In der Einzelbetrachtung der Deliktsbereiche ging Stahl dann zunächst auf den Wohnungseinbruchsdiebstahl ein. Hier ging die Zahl der Fälle von 18 auf 16 zurück. Das Thema sei ein Schwerpunkt im Revier. Man mache da viel Präventionsarbeit und auch Beratung vor Ort, wie man seine Immobilie sichern kann. Es gebe zudem auch Sonderstreifen und man versuche auch die Nachbarschaft zu sensibilisieren, dass sie aufeinander aufpasst. Da die Täterermittlung in dem Bereich sehr schwierig ist, sei auch die Aufklärungsquote entsprechend. Wenn ein Täter gefasst werde, werde meist eine ganze Serie aufgeklärt.
Zum Thema Vermögens- und Fälschungsdelikte erklärte Stahl, dass es hier immer noch zahlreiche Fälle mit dem Enkeltrick gebe, Schockanrufe und auch falsche Polizisten seien immer noch unterwegs. Bei vielen dieser Straftaten bleibe es dank der Sensibilisierung beim Versuch, teilweise gebe es aber auch immer noch hohe Schäden. Viele Vermögens- und Fälschungsdelikte gebe es im Internet etwa beim Onlinehandel.
Zu den Rauschgiftdelikten erklärte Stahl in der Einzelbetrachtung noch einmal, dass die Legalisierung von Cannabis zu einem Rückgang der Fallzahlen geführt habe. Das Thema illegaler Handel werde weiterhin konsequent verfolgt. In dem Zusammenhang stellte die Revierleiterin fest, dass man früher über die Käufer häufig an die Verkäufer herangekommen sei. Das habe sich dadurch, dass der Handel heute über andere Kanäle laufe, verändert.
Mit Blick auf die Tatverdächtigen-Zahlen meinte Stahl, dass sich diese mit den gestiegenen Fallzahlen naturgemäß auch erhöht habe. Insgesamt waren 337 Tatverdächtige zu verzeichnen, davon 268 Erwachsene. Die Zahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen sei rückläufig.
Zusammenfassend hielt die Revierleiterin fest, dass es in Gerlingen derzeit keine Kriminalitätsschwerpunkte gebe. An bekannten Treffpunkten wie dem Europaplatz und der Endhaltestelle oder auch am Schulzentrum würden weiterhin regelmäßig Kontrollen durchgeführt. Man sei da auch nicht immer sichtbar als Polizei unterwegs. An der Stelle lobte Stahl die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Stadt.
Einsätze bei Versammlungen oder Veranstaltungen gäbe es nicht viele. Präsent sei die Polizei beispielsweise beim Solitudelauf oder beim Faschingsumzug oder auch bei Veranstaltungen wie der Kidical Mass.
Ein Schwerpunkt sei auch die Verkehrssicherheit. Hier würden Alkohol- und Rauschgiftkontrollen durchgeführt, aber auch das Anlegen der Gurte oder Telefonieren während der Fahrt würden kontrolliert. Tatsächlich stelle man mehr Drogenfahrten fest, die Grenzwerte hätten sich aber auch verändert. „Wir behalten das weiter im Auge“, so Stahl.
Bürgermeister Oestringer dankte der Polizei eingangs der Fragerunde ebenfalls für die hervorragende Zusammenarbeit. Das gelte für das Revier, wo man bei immer Unterstützung erhalte, aber insbesondere auch für die Kollegen vor Ort im Polizeiposten.
Barbara Günther (SPD) stellte fest, dass es in der Gesellschaft leider negative Veränderungen gegenüber Mitmenschen zum Beispiel mit anderer politischer Meinung, anderer sexueller Orientierung oder Migrationshintergrund gebe. Sie wollte wissen, ob in Gerlingen auch entsprechende Delikte zu verzeichnen sind. Stahl verneinte dies. Bei der Polizei seien keine politisch motivierten Kriminalfälle bekannt.
Björn Maier (Bündnis 90/Die Grünen) ging in seinen Ausführungen ausführlich auf das Thema nichtdeutsche Tatverdächtige ein. Die Statistik sei an der Stelle falsch. Hier würden viele Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen in einen Topf geworfen und auch beim Alter werde nicht unterschieden. Die Gruppe, in der Geflüchtete oder Menschen mit Migrationshintergrund zusammengefasst werden, sei keineswegs homogen. Zu Fehlern führe auch die Tatsache, dass Nichtdeutsche wesentlich häufiger kontrolliert würden, was wiederum die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden, deutlich erhöhe. Zudem werde die Zahl auch verzerrt, weil es Tatbestände gebe, die nur von Nichtdeutschen begangen werden können. Maier bemängelte auch, dass in der Statistik die sozialen Umstände nicht berücksichtigt werden. All diese Aspekte sollten einberechnet werden, damit die Statistik nicht zu Verzerrungen führt, die sich dann die rechte Hetze zu nutzen mache. Maier bat, dies an die zuständigen Stellen weiterzugeben. „Ich nehme die Kritik gerne mit“, erklärte Stahl und teilte mit, dass 85 Prozent der nichtdeutschen Tatverdächtigen erwachsen gewesen seien. Bei den Delikten habe es sich überwiegend um Körperverletzungen und Eigentumsdelikte gehandelt. Und Stahl teilte weiter mit, dass auch die Zahl der nichtdeutschen Opfer gestiegen sei.
Zur Frage von Martin Maisch (FW), ob es zu den Geldautomatenknackern neue Erkenntnisse gebe, erklärte die Revierleiterin, dass ihr nichts bekannt sei.
Manuel Reichert (Junge Gerlinger) hielt fest, dass der Europaplatz, die Endhaltestelle und die Tiefgarage der Stadthalle 2023 noch Schwerpunkte waren. „Hat sich das beruhigt?“ Stahl erklärte, dass man dort keine erhöhten Fallzahlen habe. Man kontrolliere die genannten Bereiche aber weiterhin verstärkt.
Jürgen Fritz (SPD) meinte, es sei erfreulich, dass es beim Einbruchdiebstahl gute Erfolge durch Prävention gebe. Er wollte wissen, ob es auch bei Vermögens- und Fälschungsdelikten Präventionsangebote gebe. Stahl erklärte, dass es zu dem Thema auch Programme und Broschüren gebe. Wenn es einen entsprechenden Rahmen gebe, komme man auch gerne und informiere die Bürger. Das Angebot könne man reservieren.
Bürgermeister Oestringer hielt fest, dass es zum Thema Einbruchdiebstahl eine vom Bürgerverein Schillerhöhe organisierte Infoveranstaltung gegeben habe und auch schon auf dem Rathausplatz. Das seien Themen, bei denen man auf die Unterstützung der Polizei setzen kann.
Text/Foto: Tommasi

Erscheinung
Gerlinger Anzeiger
NUSSBAUM+
Ausgabe 27/2025
von Stadt Gerlingen
03.07.2025
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