Bezirksamt Mittelstadt
72766 Reutlingen
Dies und das

„Krimmel & Cie.“: Kurzwaren, aparte Wäsche und vieles mehr

Neuer Firmen- und Familiennachlass: Das Stadtarchiv Reutlingen erinnert derzeit mit einer Vitrinenausstellung im Rathaus an das namhafte Reutlinger Textil-,...
Familie Carl und Olga Krimmel um 1930. Das Gemälde zeigt den Reutlinger Ehrenbürger Carl von Bellino (1827–1919).
Familie Carl und Olga Krimmel um 1930. Das Gemälde zeigt den Reutlinger Ehrenbürger Carl von Bellino (1827–1919).

Neuer Firmen- und Familiennachlass: Das Stadtarchiv Reutlingen erinnert derzeit mit einer Vitrinenausstellung im Rathaus an das namhafte Reutlinger Textil-, Handels- und Familienunternehmen Krimmel.

Eine Familie machte in Mode. Die Reutlinger ‚Krimmels‘ präsentierten bis 1973 in der Wilhelmstraße 61 ein breitgefächertes Angebot an hochwertigen Kleidungsartikeln und Accessoires. In der Tübinger Straße 74 wurden von 1922 bis 1979 Strickwaren produziert. Bis auf das Jahr 1685 („Börtlinswaren“) führte die Familie ihre Geschäftstradition zurück. Durch die Jahrhunderte bekleideten einzelne Mitglieder auch immer wieder wichtige Ämter in Stadt und Region. Die Marke ‚Krimmel‘ trug mit dazu bei, Reutlingen zu einer attraktiven und wertigen Einkaufsstadt zu machen.


2023 konnte das Stadtarchiv einen Teil des Firmen- und Familienarchivs übernehmen. Dieser hatte auf dem Dachboden der Wilhelmstraße 61 ein eingestaubtes Dornröschendasein gefristet: gewichtige Geschäftsbücher ab 1867 („Journale“, „Inventarien“, „Kontokorrentbücher“), Teile der weitgespannten Privatkorrespondenz, aber auch Familienfotografien. Zu letzteren gehört eine um 1930 entstandene Aufnahme von Carl und Olga Krimmel mit ihren Kindern. Mitfotografiert wurde das Gemälde von Olgas Vater: dem Regierungspräsidenten und Reutlinger Ehrenbürger Carl von Bellino. Carl Krimmel (1877–1939) führte den Familienbetrieb damals in achter Generation.

Eine weitere Aufnahme, die in Lausanne entstand, zeigt die Kinder Olga, Gertrud und Otto im modisch-eleganten Outfit der 1920er-Jahre. Gertrud hat bis zu ihrem Tod 1968 das Geschäftshaus in der Reutlinger Innenstadt geführt; ihr Bruder Otto die Strickwarenfabrik in der Tübinger Straße. Nach deren Konkurs 1979 hat die Kreissparkasse Reutlingen den Gebäudebestand übernommen. Um die Jahrtausendwende wurde er teilweise durch Neubauten ersetzt. Der damals entstandene Komplex soll ab 2026 durch die Stadtverwaltung Reutlingen genutzt werden. Die Bank bezieht im Dienstleistungspark Orschel ein großes „Sparkassenhaus“.

Mit der Wandvitrinenausstellung vor seinen Diensträumen im Rathaus-Erdgeschoss zeigt das Stadtarchiv ausgewählte Stücke aus dem übernommenen Firmen- und Familiennachlass. Es sind „Debit“- und „Credit“-Einträge in Geschäftsbüchern der Firma, Porträtaufnahmen oder etwa ein Briefumschlag aus dem Schweizer Kurort Bürgenstock mit Verschlussmarke von „Krimmel & Cie.“ von 1896. Präsentiert werden aber auch Dokumente zur Fabrikanlage in der Tübinger Straße, etwa Aufnahmen aus der Fotosammlung des Stadtarchivs: Dargestellt ist der Alltag von vornehmlich Textilarbeiterinnen in den 1950er-Jahren an Spul-, Rund- und Flachstrick- sowie Nähmaschinen. Die kleine Archivalienschau ist bis Ende des Jahres zu sehen.

Erscheinung
Gemeindebote der Reutlinger Stadtteile Mittelstadt, Reicheneck und Sondelfingen
NUSSBAUM+
Ausgabe 40/2024

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Panorama
von Bezirksamt Mittelstadt
02.10.2024
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