Sprengen statt Sägen – dieses Prinzip zum Erhalt von Biotopbäumen wird auch in diesem Winter wieder im Stadtwald Filderstadt angewandt. Ziel ist es, die komplette Fällung von einer markanten Eiche im Bonländer Wald zwischen Filderstadt und Aichtal zu vermeiden und den Baum als Habitat für Pflanzen und Tiere zu erhalten. Der Baum wird am 20. Dezember 2025 vormittags gesprengt. Während dieser Zeit werden die im Gefahrenbereich liegenden Waldwege weiträumig gesperrt. Das Technische Hilfswerk übernimmt im Rahmen seines Aus- und Fortbildungsauftrags die Durchführung dieser Spezialistentätigkeit.
Durch die trockenen und heißen Jahre seit 2018 haben viele Bäume Schaden in den Baumkronen und an Stammteilen genommen. Insbesondere alte Bäume haben gelitten. Manche davon gefährden mit den abgestorbenen Kronenteilen den Verkehr an Straßen, Schienen und Wegen oder erhöhen die Gefährdungssituationen entlang von Bebauungen. Doch häufig stellen gerade diese Bäume markante Punkte in der Landschaft dar und bieten auch Biotopstrukturen, die für verschiedene Tiere und Pilze wertvoll sind.
Eine Baumkrone zu sprengen, um den Baum als Biotop zu erhalten, klingt zunächst widersinnig. Genau diese Maßnahme kann aber helfen, wenn die Verkehrssicherheit eines Baumes nicht mehr gewährleistet ist, der Baum schwer für einen Hubsteiger zugänglich ist und in der Folge komplett gefällt werden müsste. Denn häufig geht nur von absterbenden Ästen in der Baumkrone eine Gefahr aus, der Stamm könnte stehen bleiben. Genau hier setzt die Sprengung an: Gefährliche Kronenteile werden zu Boden gebracht, während der Torso des Baumes mit allen seinen Baumhöhlen und sonstigen Strukturen weiterhin im Wald stehen bleiben kann. Durch die Sprengung wirken die Äste wie ausgebrochen. Das ist im Vergleich zu einem glatten Sägeschnitt von Vorteil, denn so können sich Pilze und Insekten schneller ansiedeln. So finden Spechte, Fledermäuse, Käfer und Pilze weiterhin einen Lebensraum. (sg)