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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Am Jubiläumswochenende 28. / 29.06.2025 wird bekanntlich auch eine große Oldtimer-Schau stattfinden....

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

Am Jubiläumswochenende 28. / 29.06.2025 wird bekanntlich auch eine große Oldtimer-Schau stattfinden. Im Vorfeld dürfen wir nachfolgend über eine besondere Verbindung eines Königsfelders, zum Motorsport beziehen:

Beim ersten Grand Prix-Rennen in der Geschichte des Motorsports war 1895 ein Königsfelder am Start und erfolgreich.

Der Schwarzwälder Johannes Thum fuhr beim im Jahr 1895 nominell allerersten ausgetragenen Automobilrennen der Welt auf den dritten Platz im Gesamtklassement. Bei der Langstreckenprüfung Paris-Bordeaux-Paris startete der Benz-Testfahrer auf einem französischen Roger-Rennwagen. Die Veranstaltung gilt auch als erstes Grand Prix-Rennen der Automobilsportgeschichte.

Für die 1178 Kilometerdistanz benötigte Thum mit seinem Roger-Benz damals 64,5 Stunden, was einer sagenhaften Durchschnittsgeschwindigkeit von 18,253 km/h entsprach. Der Automobile Club de France benennt die autosportliche Pionierveranstaltung als seinen ersten Grand Prix de l`ACF, der somit auch den ersten „Großen Preis“ in der Automobilsportgeschichte darstellt. Das Rennen ParisBordeaux-Paris steht somit als Vorläufer der heutigen Läufe um die Formel 1- Weltmeisterschaft, die laut Statuten der Fédération Internationale d´Automobile (FIA, Weltmotorsportbehörde) wird in einem Land als wichtigste Motorsportveranstaltung ein Grand Prix ausgefahren. Diese Regel leitet sich von dem Rennen ParisBordeaux-Paris und dann ab 1906 mit dem französischen GP in Le Mans - erstmals auf einem Rundkurs ausgefahren - ab.

Podiumsfahrer Johannes „Hans“ Thum wurde am 13. April 1869 in der Schwarzwaldgemeinde Königsfeld nahe Villingen-Schwenningen geboren. Gerade 18 Jahre alt geworden wurde er zunächst als Schlosser und Monteur von der Firma Benz & Cie in Mannheim verpflichtet. Seine Fahrtalente wurden von seinen Vorgesetzten schnell erkannt. Thum wurde deshalb als einer der ersten Instrukteure für die „Führung und Behandlung von Automobilen“ eingesetzt. Ins Heute übertragen würde Thum womöglich eine leitende Position als Ingenieur im Mercedes-Testzentrum in Immendingen einnehmen. Auch als quasi Ur-Ahn von F1-MercedesChampion Lewis Hamilton wurde Thum als Benz-Werksfahrer die Freigabe erteilt, um bei der französischen Rennequipe von Émile Roger mit seinem geschätzten Fahrkönnen anzuheuern. Roger verbaute für seine Konstruktionen Benz-Motoren.

Im Jahre 1888 hatte Émile Roger in Paris seine kleine Automobilmanufaktur gegründet. Nach motorisierten Dreirädern baute er ab 1894 vierräderige Autos mit liegenden Einzylindermotoren von Benz & Cie. Die Leistung lag bei atemberaubenden vier Pferdestärken, die bei einer Höchstdrehzahl um 300 U/min erzielt wurden. Die „hochbeinigen“ Fahrzeuge, mit der ausgefeilten Aerodynamikwindschlüpfrigkeit einer Schuhschachtel, glichen im Design eher noch Personenkutschen, indes: ohne Pferde. Immerhin erreichten die Fahrzeuge eine Spitzengeschwindigkeit von 25 km/h.

Nach dem Motto und der Hoffnung „Win on Sunday, sell on Monday“ gab Émile Roger die Nennung gleich für zwei seiner Fahrzeuge für das Rennen ParisBordeaux-Paris ab. Eines steuerte „Le Patron“ höchstpersönlich selbst, am Stangenvolant des zweiten Rennwagens mit der Startnummer 12 kurbelte Hans Thum. Die Zusammenarbeit offenbarte in der Zeit der „Belle Èpoche“ nach zuvor und später kriegerisch-bitteren Zeiten eine durchaus gute deutsch-französische Freundschaft und Zusammenarbeit – hier in Technik, Handelswirtschaft und eben dem Sport gepflegt.

Das Rennen Paris-Bordeaux-Paris wurde vom 11. bis zum 13. Juni 1895 ausgefahren. Ein Komitee um Albert de Dion (Erfinder der berühmten Autohinterachse) richtete als Vorläufer des Französischen Automobilclubs das Großereignis aus. Das internationale Motorsportstelldichein gilt als erstes „richtiges“ Autorennen der Welt. In den Jahren zuvor hatte es schon Dampfwagenrennen in England, Frankreich und den USA gegeben, über die heute wenig bekannt ist.

Das Hauptfeld mit 15 Fahrzeugen verfügte über Benzinmotoren. Sechs Vehicle ähnelten mit Dampfantrieb den Straßenlokomotiven.

Schließlich triumphierte nach knapp 49 spektakulären Rennstunden Èmile Levassor mit seinem Panhard & Levassor-Wagen - zunächst. Auf Platz zwei fuhr Louis Rigoulot mit einem Peugeot. Nach der Zieldurchfahrt am Pariser Porte Maillot stellten dann allerdings die rennverantwortlichen Funktionäre zum „eigenen Erstaunen“ plötzlich fest, das Levassor und Rigoulot mit Zweisitzerrennwagen gestartet waren, jedoch: das Reglement hatte eigentlich vier Sitze vorgeschrieben gehabt. So wurde schließlich der Sieg dem überraschten Elsässer Paul Koechlin in einem Viersitzer-Peugeot zuerkannt, der dafür 35000 Frances Preisgeld einheimste.

Der verwunderte Levasseur durfte sich vom Publikum immerhin als moralischer Gewinner feiern lassen. Die Zielflagge sah Thum nominell als Fünfter, rückte indes durch die Disqualifikationen auf Rang drei und einen ehrenvollen Platz auf dem Podium vor. Vor ihm platzierte sich noch Auguste Doriot gleichfalls auf Peugeot. Die erfolgreichen Peugeot-Sochaux-Löwen nutzten Zweizylindermotoren von Daimler. Die neun im Ziel ankommenden Fahrzeuge wurden allesamt mit Benzinmotoren angetrieben. (Seine von ihm neu entwickelten und erstmals genutzten Luftreifen verwendete André Michelin. Der Peugeotpilot musste ausgerechnet mit Pneuproblemen „forfait“ erklären).

Vier Jahre später machte Thum nochmals in den Zeitungen fette Schlagzeilen. Im Juni 1899 pilotierte der Werksfahrer zusammen mit Fritz Held einen Benz-8 PS-Rennwagen beim Rennen Frankfurt-Köln zum Klassensieg. Thum war neben dem Rennfahrerengagement auch als Unternehmer erfolgreich tätig gewesen.

Bei einer Ausfahrt in den Odenwald verunglückte Thum im Alter von 35 Jahren am 3. Juli 1904 tödlich.

Erscheinung
Königsfeld im Schwarzwald mit den Ortsteilen – Bürgerinfo und Gästejournal
NUSSBAUM+
Ausgabe 24/2025
von Gemeinde Königsfeld
13.06.2025
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