Das Mosbacher Sommerprogramm kommt immer mehr in Fahrt. Nach dem Lichterfest und einem Kinderfigurentheater gastierte das sinfonische Orchester „Klangattacke“ aus Heilbronn, das bald sein zehnjähriges Jubiläum feiert, im Burggraben in Neckarelz. Sie bezeichnen sich als „größtes Laien-Sinfonieorchester der Region“, mit über 60 Musikerinnen und Musikern unter Leitung ihres Dirigenten Georg Köhler, der schon viele renommierte Preise gewinnen konnte.
Mit „Laien“ hatte ihre musikalische Leistung aber nicht wirklich etwas zu tun – vielmehr spielten sie vom ersten Ton an meisterlich auf.
Die erste Hälfte des Konzerts wurde dem französischen Komponisten Camille Saint-Saëns gewidmet. Gleich zu Beginn startete das Orchester mit der Ouvertüre zum Schauspiel „Andromaque“, einer Tragödie von Jean Racine voller Irrungen und Wirrungen, die eine ausdrucksstarke, musikalische Umsetzung fand.
Das folgende Cellokonzert war wie geschaffen für einen lauen Sommerabend. Hier zeigte vor allem der junge Schweizer Cellist Zoltan Despond seine Sensibilität und Ausdruckskraft mit einem mehr als beeindruckenden Marathon-Solo.
Nach einer 20-minütigen Pause erklangen die „Vier Jahreszeiten“ mit ihren unterschiedlichen Gefühlsstimmungen, die von Georg Köhler zu einer Jahreszeiten-Sinfonie verschiedener Komponisten in vier Sätzen zusammengestellt wurden.
Während Frederick Delius mit „Winter Night“ bzw. „Sleigh Ride“ begann und sogar Glöckchen bei der winterlichen Schlittenfahrt zu vernehmen waren, folgten die als „Frühlingsstimmen“ bezeichneten, dem Publikum wahrscheinlich bekanntesten Melodien von Johann Strauss Jr., mit emsigem Gesumme und fröhlicher Heiterkeit.
Das Stück „Summer Evening“ wurde nochmals in einer Komposition von Frederick Delius vorgetragen. Die Töne malten einen ruhigen Sommerabend – das Lauschen an der Natur, den Gesang der Vögel – womit eine wohlig entspannte Stimmung aufgebaut wurde.
Für den Herbst war ein Werk des norwegischen Komponisten Edvard Grieg gewählt worden, das stark von den Hörnern geprägt ist. Es verband musikalisch die letzten Sommertage mit den ersten Herbststürmen und markierte damit das Ende der arbeitsreichen Erntezeit.
Den fast zwei Stunden dauernden Kunstgenuss erster Güte beendete Dirigent Georg Köhler mit einem heiteren, beschwingten, melodiösen Lied als Zugabe. Der Konzertabend im Burggraben zeigte eine musikalisch reife Leistung des sinfonischen Orchesters Heilbronn, das nicht nur eine „Klangattacke“ im positivsten Sinne, sondern auch eine „Sympathieattacke“ auf die Bühne zauberte. (rb)