Musikalische Reise

Kulturkreis präsentierte Duo Shishino-Esau & Furukawa

Abermals durften sich Norbert Vetter und Susanne Christ, Vorstände des Kulturkreises Bad Schönborn, über ein ausverkauftes Haus freuen.
Das Duo Shishino-Esau und Furukawa begeisterte im Kursaal Sigel. Susanne Christ und Norbert Vetter freuten sich über ein volles Haus.
Das Duo Shishino-Esau und Furukawa begeisterte im Kursaal Sigel. Susanne Christ und Norbert Vetter freuten sich über ein volles Haus.Foto: cm

Die Magnolien im Kurpark Sigel in Langenbrücken blühten schon, als am Samstagabend das Publikum über die große Treppe in das repräsentative Kurhaus im klassizistischen Stil in erhöhter Lage strömte.

Nicht alle hatten das Glück, noch eine Eintrittskarte zu bekommen, denn abermals durften sich Norbert Vetter und Susanne Christ, Vorstände des Kulturkreises Bad Schönborn, über ein ausverkauftes Haus freuen. Schnell wurden mit Hausherrin Susanne Haas-Sigel, die den Saal gerne für Konzerte des Vereins öffnet, noch Stühle herbeigetragen, damit alle einen Platz finden konnten.

Zwei erstklassige japanische Künstler

Aufgrund des diesjährigen 25. Jubiläums der Städtepartnerschaften mit Niederbronn-les-Bains und Kiskunmajsa hatte der Verein eigentlich ungarische Künstler präsentieren wollen, wie Vetter erklärte. Da diese allerdings nicht gefunden wurden, konnten glücklicherweise mit dem Duo „Shishino-Esau & Furukawa“ zwei erstklassige japanische Künstler verpflichtet werden, die sich seit 2016 einen festen Platz in der Musikszene erarbeitet haben und in ihrem breiten Repertoire ein großes Publikum ansprechen. In Tokyo geboren, wurde Hiroaki Furukawa bereits mit vier Jahren an der Geige unterrichtet und spielte schon als 14-Jähriger das Violinkonzert von Max Bruch mit dem New Japan Symphony Orchestra. Als Klavierpädagogin der Musikschule Mehrklang ist Izumi Shishino-Esau bestens bekannt, sodass sie nicht nur Kollegen, sondern auch Schülerinnen und Schüler im Publikum begrüßen konnte. Ihren künstlerischen Abschluss im Fach Klavier machte sie in Tokyo, und die Absolventin verschiedener Meisterkurse ist sowohl national als auch international als Solistin gefragt. Durch den Abend, der die Gäste mit einem abwechslungsreichen Programm nicht nur vom „Barock zum Tango“, sondern auch musikalisch durch die Welt begleiten sollte, führte informativ und unterhaltsam Susanne Christ, die selbst schon als Pianistin im Sigelsaal konzertierte und wieder ein umfangreiches Begleitheft erstellt hatte. Den Anfang an diesem Frühlingsabend machte wundervoll fließende Kammermusik von Georg Friedrich Händel, dem die slawische Fantasie und Tänze von Antonin Dvořák folgen. Christ führte aus, dass wiederkehrende Melodien ein Thema des Abends sein sollten und zitierte aus dem Gedicht, dass der Bearbeitung des Stückes durch den Wiener Geiger Fritz Kreisler zugrunde liegt.

Tango und ungarischer Tanz

Mit Zoltàn Kodály war man musikalisch in Ungarn angekommen. Das zuvor schon begeisterte Publikum reagierte mit lautem Jubel auf den vom Duo virtuos gespielten „Danse Macabre“ von Camille Saint-Saën. „'Der Totentanz' ist die im 14. Jahrhundert aufkommende Darstellung der Macht des Todes über das Leben der Menschen“, führte Christ in das Stück ein. Obwohl um 0 Uhr und mit 12 Glockenschlägen von der Violine dargestellt, Skelette auf Gräbern tanzten, klang dies überraschend heiter.

Wie versprochen stand beim zweiten Teil des Abends Tanzmusik im Mittelpunkt, aber nicht nur der Tango, sondern auch der ungarische Tanz. Beide Formen in der Interpretation verschiedene Komponisten aus Europa und Lateinamerika. Den Auftakt machte der inzwischen 100 Jahre alte und zugleich berühmteste Tango der Welt „Jalousie“, den der dänischen Stehgeiger Jacob Gade komponiert, als Begleitung für einen Stummfilm geschrieben wurde, aber bis heute in mehr als 100 Tonfilmen verwendet wurde.

Weitere Bravourstücke

Viele dürften noch eine Szene aus dem Film „Duft der Frauen“ mit Al Pacino im Kopf haben, die mit dem Tango „Por una Capeza“ von Carlos Cardel untermalt wird, aber er unterlegte auch „Schindlers Liste“. Ein weiteres Bravourstück durfte das Publikum mit einem Tango aus der Suite España des spanischen Komponisten Isaac Albéniz

genießen. Große Popularität verschafften die Volksmelodien der ungarischen Tänze einst Johannes Brahms und den leidenschaftlichen Charakter der Melodien trifft die Bearbeitung für Violine und Klavier von dem Geiger Joseph Joachim besonders gut. Das Publikum bestaunte die fliegenden Finger von Shishino-Esau und Furukawa und die zeitgeschichtlichen Informationen von Christ über das Spotify jener Zeit. Mit den Tanzweisen des österreichischen Violinvirtuosen und Komponisten Fritz Kreisler, die sich durch melodischen Charme und musikalische Eleganz auszeichnen, war man dann auch schon in Wien angekommen. Der wundervolle Abend endete mit der anspruchsvollen Rhapsodie von Franz Liszt, die er in einer Csárdás-Form, einer traditionellen ungarischen Tanzform schrieb. Man glaubte es den sympathischen und bei so großer Virtuosität äußerst bescheiden auftretenden Künstlern, dass sie, wie Furukawa lächelte, keine Zugabe vorbereitet hatten, die das Publikum natürlich stehend und stürmisch forderte. Die gab es dann mit „Poupée valsante“ (Tanz der Puppen) von Ede Poldini, ebenfalls ein ungarischer Komponist und abermals in einer Transkription von Fritz Kreisler. Mit diesem beschwingten Stück im Ohr ging es nach einem wundervollen Konzertabend ins Wochenende. Auch Robert Toshiki Esau, der am Klavier die Noten umblätterte, ist bereits ein bemerkenswerter Pianist. (cm)

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exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
24.03.2025
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