Im Alten Rathaus

Kunstausstellung „Invasive Art“ im Museum Neckargemünd

Kunst und Mahnung vereint: Natur und Kultur im Wandel Ein leuchtend blauer Flusskrebs mit rotem Scherenpanzer ziert den Flyer zur neuen Ausstellung im...
Im Bild von links: Dr. Jasmin Hettinger, Bürgermeister Jan Peter Seidel, Sabine Schreier, Angelika Wild-Wagner und Sabine Friebe-Minden.
Dr. Jasmin Hettinger, Bürgermeister Jan Peter Seidel, Sabine Schreier, Angelika Wild-Wagner und Sabine Friebe-Minden (v.l.) tauschen sich bei der Vernissage zur Kunstausstellung „Invasive Art“ aus.Foto: du

Kunst und Mahnung vereint: Natur und Kultur im Wandel

Ein leuchtend blauer Flusskrebs mit rotem Scherenpanzer ziert den Flyer zur neuen Ausstellung im Museum im Alten Rathaus – und macht unmissverständlich klar: Hier geht es um mehr als nur schöne Kunst.

Unter dem Titel „Invasive Art – im Fluss der Zeit“ laden drei Künstlerinnen zu einer Auseinandersetzung mit Mensch, Natur und Kultur ein – und stellen dabei auch unbequeme Fragen.

„Richtig was los“

Zur Ausstellungseröffnung am Samstag begrüßte Bürgermeister Jan Peter Seidel zahlreiche kunstinteressierte Gäste im „Kunsthaltepunkt Altes Rathaus“. Das Haus vereint Museum, Stadtbücherei und Kulturtreff unter einem Dach und ist ein lebendiger Ort kultureller Begegnung. „In Neckargemünd ist richtig was los“, stellte Seidel erfreut fest und dankte Hettinger ebenso wie dem ehrenamtlich tätigen Arbeitskreis Museum, insbesondere Ursula Sendelbach und Birgit Oberweis, für ihr Engagement. Bohdan Telizhenko umrahmte die Vernissage mit jazzigem Saxophonsound.

Übergreifen in die stadtgeschichtliche Sammlung

Die von Kulturreferentin Dr. Jasmin Hettinger kuratierte Ausstellung lädt bis zum 7. November (Öffnungszeiten: samstags, 10 bis 16 Uhr, sonntags, 11 bis 17 Uhr) dazu ein, die Spuren des Anthropozäns – des Menschenzeitalters – künstlerisch zu erkunden. Zeichnungen, Collagen, Gemälde und keramische Objekte von Sabine Friebe-Minden, Sabine Schreier und Angelika Wild-Wagner treten dabei als Novum und ganz bewusst in Dialog mit der ständigen stadtgeschichtlichen Sammlung. 27 Werke greifen im wahrsten Sinne des Wortes „tentakelartig“ in die Dauerausstellung über – ein physisches Bild für das Ausgreifen des Menschen auf seine Umwelt.

In ihrer Einführung zur Ausstellung betonte Dr. Hettinger die komplexe Wechselwirkung zwischen Mensch und Natur. Als invasive Art greife der Mensch in den Metabolismus der Erde ein wie kein anderes Lebewesen, gestalte und beeinflusse Natur, die selbst zur Kulturlandschaft wird. Jede der drei Künstlerinnen nähere sich dem Thema auf ganz eigene Weise.

Kartografie als künstlerische Spurensuche

Sabine Friebe-Minden kombiniert in ihren Arbeiten Zeichnung und Malerei mit wissenschaftlichen Modellen, literarischen Quellen und historischen Landkarten. Ihre Collagen erinnern an klassische Kartografien, lösen sich jedoch bewusst von deren sachlicher Darstellung und spiegeln stattdessen persönliche wie gesellschaftliche Veränderungsprozesse wider. Die Künstlerin verknüpft dabei biografische Spuren mit geologischen und kulturellen Entwicklungen und hinterfragt die Grenzen zwischen Erinnerung, Raum und Zeit.

Naturlandschaft unter Druck

Auch Sabine Schreier beschäftigt sich mit den Auswirkungen menschlichen Handelns auf natürliche Lebensräume. Ihre Landschaftsdarstellungen, die auf den ersten Blick idyllisch erscheinen, offenbaren bei näherem Hinsehen Irritationen und Störelemente. Plastik und andere künstliche Materialien sind bewusst in ihre Werke integriert – Zeichen der Zerstörung und gleichzeitige Mahnung. Ihre Arbeiten fordern die Betrachtenden dazu auf, innezuhalten, genauer hinzusehen und den gewohnten Blick auf die Welt zu hinterfragen.

Ton als Träger geologischer Zeit

Angelika Wild-Wagner wiederum arbeitet mit Ton – einem Material, das durch geologische Prozesse über Jahrtausende hinweg entstanden ist. In ihren keramischen Objekten wird die Verbindung zwischen Natur und Kultur, Vergangenheit und Gegenwart greifbar. Die Künstlerin löst sich bewusst von der traditionellen Funktionalität keramischer Formen und nutzt sie stattdessen als Ausdrucksmittel zeitgenössischer Kunst. Ihre Wandobjekte, Kunst-Bausteine und Gefäße zeugen von einer individuellen künstlerischen Handschrift, die die Transformation des Materials ebenso thematisiert wie die Veränderlichkeit unserer Umwelt.

Vielfältiges Begleitprogramm

Die Ausstellung ist nicht nur visuell eindrucksvoll, sondern auch Teil eines vielfältigen Begleitprogramms. So spricht Dr. Sven Bergmann (Deutsches Schifffahrtsmuseum, Leibniz-Institut) am 19. Oktober um 16 Uhr über „Spekulative Ökologien“, während Marion Tauschwitz am 26. Oktober um 16 Uhr eine Lesung über den Künstler Pierre Theunissen hält. An zwei Terminen, den 28. September und 26. Oktober, bietet Sabine Friebe-Minden außerdem einen Workshop für Zeichnung und Collage an (jeweils von 10 bis 15 Uhr).

„Invasive Art – im Fluss der Zeit“ ist über ihren Anspruch hinaus, Kunstausstellung zu sein, ein Impuls zur Reflexion über den Umgang mit der Welt.

Erscheinung
exklusiv online
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM/du
30.07.2025
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