Kommunalpolitik

KZ-Gedenkstättenfahrt nach Mannheim-Sandhofen

Am vergangenen Sonntag besuchte eine Gruppe von Interessierten mit Mitgliedern des Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis die KZ-Gedenkstätt...

Am vergangenen Sonntag besuchte eine Gruppe von Interessierten mit Mitgliedern des Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis die KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen.Sandhofen war Außenlager des KZ Natzweiler und existierte von September 1944 bis März 1945. Das Lager diente der Unterbringung von KZ-Häftlingen, die für Daimler-Benz Mannheim Zwangsarbeit leisten mussten. Alle Häftlinge dieses Lagers stammten aus Warschau. Sie waren im September 1944 während des großen Warschauer Aufstandes bei der Eroberung ihrer Stadtteile ins KZ Dachau verschleppt worden. Führungskräfte des Daimler-Benz Werks Mannheim suchten aus den Reihen der Verschleppten 1.060 Männer und Jugendliche aus, die für Zwangsarbeit am tauglichsten schienen.Die Daimler-Benz AG setzte während des Zweiten Weltkriegs KZ-Häftlinge als Arbeitssklaven für ihre kriegswichtige Produktion ein. Die polnischen KZ-Häftlinge kamen bei der Motoren- und Achsenmontage für den Opel-Blitz zum Einsatz.Jeden Morgen marschierten die Gefangenen mit Holzschuhen von der Friedrichsschule zum Bahnhof Sandhofen. Mit Güterwagen wurden sie dann zum Daimler-Benz Werk gebracht. Waren die Schienen zerstört, mussten sie den 5 Km langen Weg zu Fuß zurücklegen.Es war sehr selten der Fall, dass sich KZs in Schulgebäuden befanden. Im alten Dorfkern von Sandhofen war der KZ-Betrieb unmittelbarer Nachbar des Alltagslebens im Stadtteil. Es gab viele Verbindungen zwischen den Menschen im Stadtteil und dem KZ. Manche versuchten den Häftlingen zu helfen, andere kooperierten mit der SS.Die über 1.000 Häftlinge wurden in die 16 Klassenzimmer gepfercht. Nur mit dem dünnen Sommersträflingsanzug aus Dachau ausgestattet, waren sie im Winter der Kälte fast schutzlos ausgesetzt. Harte Arbeit und unzureichende Ernährung führten zu Krankheit und Tod. Die berüchtigten Todesmärsche im Zuge der Auflösung forderten weitere Todesopfer.Weil fast alle der überlebenden Männer wieder in ihre Heimatstadt Warschau zurückgekehrt sind, hat die Gedenkstätte nach 1990 Kontakte zu vielen von ihnen aufbauen können.Ihre zentrale Aufgabe sieht die Gedenkstätte darin, den Leidensweg der ehemaligen Häftlinge zu dokumentieren und das Andenken an ihr Leid und das ihrer Familien zu bewahren. Die ehemaligen Häftlinge selbst lieferten den größten Teil der Informationen, auf denen die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte beruht. Die Gedenkstätte wurde 1990 unter der Trägerschaft des Vereins KZ-Gedenkstätte e. V. eingerichtet.Ein reger Austausch der Eindrücke und die Diskussion über die Einordnung des Gesehenen und Erfahrenen sowie die Frage der Relevanz der Erkenntnisse für die Gegenwart schloss sich an den Besuch der Gedenkstätte an. Deutlich brachten es alle Teilnehmer*innen zum Ausdruck: Nie wieder!

Erscheinung
Amtsblatt Ettlingen
Ausgabe 47/2023
von Ettlinger Bündnis gegen Rassismus und Neonazis
23.11.2023
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