
Anlässlich der beiden Jubiläen 30 Jahre Ökumenischer Hospiz-Dienst (ÖHD) und 25 Jahre Förderverein Ökumenischer Hospiz-Dienst (FÖHD) fand sich im Bruchsaler Ehrenbergsaal ein begeistertes Publikum ein. Helge Pönnighaus freute sich in seiner Begrüßung, den „ersten Auftritt“ im neuen Amt als erster Vorsitzender des FÖHD bei dieser besonderen Lesung haben zu können.
Charmant, tiefgründig und humorvoll erzählt Petra Frey (Schauspielerin Petra Auer) von ihren reichen Erfahrungen in der Begleitung am Lebensende. Eine Gratwanderung – schließlich geht es um den Tod.
Als sie in ihrer ersten Sterbebegleitung (nicht zu verwechseln mit „Sterbehilfe“!) unsicher ist, wie sie die heiße Suppe anreichen kann, meint der Herr: „Frau Frey, probieren Sie sich ruhig bei mir aus, bei mir geht nix mehr kaputt“. Virtuos zaubert Manuel Ehlich (Musikpädagoge und Profi-Schlagzeuger) mit Marimbafon und Ufo Klänge, die einen zwischen den einzelnen Geschichten nachschwingen, frei werden und neu einstimmen lassen auf berührende Begegnungen am Lebensende. Da gibt es die Feng-Shui-Beraterin. Sie traute sich das erste Mal offen und ohne Angst, von ihrer wahren Liebe zu erzählen – der Schwägerin. Eine Liebe, die zu jener Zeit nicht offen gelebt werden konnte. Oder die zierliche Dame, welche ihr Leben ganz auf die Bedürfnisse Anderer ausgerichtet hatte. Nun durfte sie erfahren, dass da jemand bei ihr saß, ihre Trauer über nicht gelebtes Leben mit aushielt und Raum für ihre Geschichte schenkte.
„Wenn du merkst, dass du mehr auf Beerdigungen als auf Partys gehst, weißt du, dass du alt bist.“ Die Chemotherapie hatte der ehemaligen Schauspielerin zwar ihre Haare genommen, jedoch nicht ihre Würde und unbändige Lebensfreude. Für vieles wird ganz selbstverständlich vorgesorgt – Auto, Haus. Und für das Lebensende? Heute überlegen, was mir dann wichtig ist – das kann mir wohltun und befreit Familie, Freunde, Bevollmächtigte vor großem Rätselraten. Wenn die Ehefrau auf ihrem Sterbebett liebevoll ihren Mann bittet, nach ihrem Tod keine Daueraufträge abzuschließen („sonst fällt nicht auf, wenn du nicht mehr aus der Wohnung kommst“) oder sich der 80-jährige Schreinermeister schelmisch darüber freut, dass er, dem aufgrund seiner Erkrankung Zähne ausfallen, noch etwas für die Zahnfee hat, führt uns Petra Frey ganz nah an das Leben – das Leben bis zum letzten Atemzug.
(Ulrike Fank-Klett)


