16 Konzerte in zwei Wochen: Das Landesjazzfestival in Bruchsal ist und schrieb durch ein hochkarätiges Starterfeld und voll besetzte Locations Geschichte. Nicht nur Kraichtaler, sondern auch Klaus Nussbaum waren begeistert.
Alle Konzerte, die im urigen Jazzkeller oder im Rechberg- oder Ehrenbergsaal des Bruchsaler Bürgerzentrums über die Bühne gingen, waren durchweg ausverkauft. Die Besucher, darunter zahlreiche Menschen aus Kraichtal, äußerten sich begeistert. Auch Nussbaum-Medien-Chef Klaus Nussbaum war sowohl von der Saal-Atmosphäre als auch von der Programmvielfalt sehr angetan. „Solch fulminante Auftritte sollten hier öfter stattfinden“, bekundete der heimatverbundene Geschäftsführer.
Über das erste Konzertereignis mit „Nils Landgren & Funk Unit“ hatte der Kraichtalbote bereits berichtet. Nachfolgende Formationen und Künstler wie „Kraan“ mit Basslegende Hellmut Hattler, Star-Trompeter Joo Kraus oder die „Nina Simone-Story“ übertrafen die Erwartungen, sodass Christian Kretz, Vorsitzender des veranstaltenden Jazzclubs Bruchsal, am Ende bilanzierte: „Wir hätten diesen Zuspruch nie für möglich gehalten und sind überglücklich.“ Kretz hob besonders das Gemeinschaftsgefühl der ehrenamtlichen Clubmitglieder, die mit großem Einsatz am Start waren, hervor.
Auch BTMV-Chef Frank Kowalski vom Co-Veranstalter „Bruchsaler Tourismus, Marketing & Veranstaltungs-GmbH“ war zufrieden mit den langen „magischen Abenden voller Leidenschaft mit zahlreichen Gänsehautmomenten“, die unter dem Motto „What We Play Is Life“ erstmals in Bruchsal über die Bühne gegangen waren. Eigentlich ist der Name Jazzfestival nicht unbedingt passend, denn es sollte nach Meinung des Rezensenten eigentlich Landesmusikfestival heißen, zumal hier nicht ausschließlich Jazz und schon gar kein Free-Jazz geboten wurde. So war am zweiten Tag mit dem 1982 in Köln geborenen, bereits mit dem „German Blues Award“ ausgezeichneten, Henrik Freischlader ein allseits bekannter Bluesgitarrist und Sänger, der als Einflüsse Stevie Ray Vaughan, Jimi Hendrix oder Gary Moore nennt, am Start.
Szene-Kenner Jörg Dickgießer vom Jazzclub hatte das Vergnügen, Freischlader anzusagen. Doch bevor es richtig laut wurde, legten die Musiker zunächst eine Schweigeminute für ihr im Vorjahr im Alter von erst 44 Jahren an einem Krebsleiden verstorbenes Bandmitglied an der Hammondorgel, Moritz Fuhrhop, ein. Live spielte die Band als Trio mit Leon Mucke am Schlagzeug und René Pütz am Bass. Die Songs hießen „Turn Back The Clock“, „Longer Days“ oder „Standing At The Station“, aber auch „Bad Dreams“, „Lost Souls“ und „Come On My Love“ – nachzuhören auf dem Studio-Werk „Live Session“, erschienen 2023. Nach Nils Landgren war Henrik Freischlader, der Mann mit der obligatorischen Kopfbedeckung, bereits der zweite Hochkaräter, der für ein volles Haus sorgte.
Muss man über Maximilian Nepomuk Mutzke viel erzählen?Deram 21. Mai 1981 in Waldshut-Tiengen geborene Max Mutzke, der im mit über 700 Besuchern voll besetzten Rechbergsaal im Bürgerzentrum seine ganze Klasse offenbarte und mit den Jazz Allstars auftrumpfte, zeigte sich als Performer vor dem Herrn und wurde mit reichlichem Applaus belohnt.
Bevor mit dem „Lukas Derungs-Quintett“ der letzte Vorhang fiel, war mit dem Auftritt der „Queens Of Soul & SWR Big Band“ in der Barockstadt nochmals ein absolutes Highlight zu erleben. Das international renommierte Orchester, das 2023 sogar mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, brachte mit den drei sensationellen Frontsängerinnen Kim Sanders, Ida Sand und Onita Boone die großen Hits der Soulstars Aretha Franklin, Diana Ross oder Beyonce zu Gehör. Die Konzertreise ging von „Rehab“, „Natural Women“ und „Feel Like Making Love“ bis hin zu „It's A Man's World“, „I Can Let Go“ oder „Feeling Good“.
Die in Chicago geborene und lange Zeit in Heidelberg lebende Kim Sanders ist nicht nur eine wunderbare Sängerin, sondern auch eine sehr sympathische Erscheinung. Dies gilt nicht minder für die kahlköpfige Onita Boone aus New York, die im Gospel, Jazz, Rock und Soul zuhause ist und das Publikum für sich einnahm. Ida Sand, die schwedische Soul- und Jazzmusikerin aus Stockholm, brachte nicht nur den Hollies-Hit „He Ain't Heavy“, sondern auch die Klavier-Ballade „It's Your Voodoo Working“ auf die Platte. Ein echtes „Trio Infernale“, das in der Zugaberunde gemeinsam die Songs „Best Of My Love“ und „This Will Be“ performte.
Fazit: Das ganze Festival hatte von Tag zu Tag immer mehr eine positive Dynamik entwickelt, und die Resonanz der Gästeschar, die aus allen Ecken des Landes nach Bruchsal anreiste, war durch die Bank überwältigend und positiv. Bruchsal war zwei Wochen lang zur „Welthauptstadt des Jazz“ geworden, wie Hans-Peter Zachary, Manager und Moderator der SWR Big Band, verkündet hatte. (hjo)