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Landratsamt Göppingen Forstamt

Symbiose zwischen Mehlbeeren und Singvögeln Über die Wichtigkeit der seltenen und einheimischen Baumart Mehlbeere Göppingen –Die Mehlbeere (Sorbus...
Solitäre Mehlbeere Aria im Hutewald Hohe Lehr bei Donzdorf-Winzingen
Solitäre Mehlbeere Aria im Hutewald Hohe Lehr bei Donzdorf-WinzingenFoto: D. Tröger

Symbiose zwischen Mehlbeeren und Singvögeln

Über die Wichtigkeit der seltenen und einheimischen Baumart Mehlbeere

Göppingen –Die Mehlbeere (Sorbus aria) ist Baum des Jahres 2024. Und das zurecht. Neben ihren Eigenschaften als trockenheitstolerante Überlebenskünstlerin, ist die Mehlbeere auch ökologisch äußerst wertvoll. Sie ist wichtige Futterpflanzen für unsere einheimischen Vögel. Auch die engen Verwandten der Mehlbeere, Eberesche (Sorbus aucuparia), Speierling (Sorbus domestica) und Elsbeere (Sorbus torminalis) sichern mit ihren beerenartigen Apfelfrüchte einen wichtigen Beitrag für die Ernährung der Singvögel im Herbst und Winter.

Die einheimischen Sorbus-Arten gehen mit Vögeln eine Symbiose ein, indem die Vögel die Apfelfrüchte verspeisen und die darin enthaltenen Baumsamen über ihren Vogelkot verbreiten. So gelangen die Samen an entlegene Orte, wo sie unter geeigneten Umständen keimen und wachsen und neue Standorte besetzen, eine „Win-win-Situation“.

Zwar schmecken die Früchte der Eberesche einem größeren Publikum an Singvögeln, jedoch sind deren Beeren bereits im August/September reif. Die Früchte der Mehlbeere reifen erst ab Oktober und bieten zu einer Zeit Nahrung, wo das Futterangebot knapp ist.

Maßgeblich für die Verzehrbarkeit ist die Größe der Früchte. Mit ihren durchschnittlich 11 mm Durchmesser können nur größere Singvögel, wie Amseln und Drosseln, die Früchte in Gänze schlucken. Die kleineren Vögel picken nur Teile der Frucht ab. Aber nur ganz geschluckte Früchte dienen der Mehlbeere zur Ausbreitung, da die Samen dabei unbeschädigt bleiben.

Neben ihrer Rolle als Vogelnährgehölz gilt die Mehlbeere mit ihrer Wärme und Trockenheitstoleranz auch als „Klimabaum“. Die Mehlbeere ist bisher ein eher unbekannter Baum, aber wert seine Bekanntheit zu steigern. Mit 12, selten auch mal 15 Meter Wuchshöhe sticht sie nicht heraus. Sie wächst meist einzeln an Waldrändern, in Heiden, an Steilhängen und auf Felsblockhalden. Je schwieriger die Wuchsbedingungen, umso kurioser und buschiger wird ihre Wuchsform. Sie ist in Deutschland ein Baum der Hügel- und bergigen Landschaften bis in den alpinen Raum hinein, wo sie bis auf etwa 1600 m klettert. Wichtig sind ihr vor allem sonnige Standorte und wenig Konkurrenz. Ihr ansprechendes Aussehen, ihre Vorliebe für offene Standorte und ihre Fähigkeit, auch längere Trockenperioden zu ertragen, haben die Mehlbeere zu einem gern gepflanzten Stadtbaum werden lassen. Als i-Tüpfelchen dürfen wir ihre wunderbaren weißen Blüten im Frühjahr und die Relevanz als Bienenweide nicht vergessen. Die Stadtimker freuen sich.

Es ist zu erwarten, dass die Mehlbeere auch mit der in den kommenden Jahren sicherlich höheren Sonneneinstrahlung und den zunehmenden Trockenperioden gut zurechtkommen wird. Mit ihrer nahen Verwandten, der Elsbeere, gilt sie als eine der vielversprechendsten Baumarten im Klimawandel. Im Landkreis Göppingen werden Vorkommen erhalten und Grenzstandorte mit dieser Baumart bepflanzt. Was ihr am Albtrauf sehr gefällt, sind kalkreiche Böden. Daher gehört sie unbedingt in die Göppinger Landschaft. Ein Hoch auf diese seltene einheimische Baumart.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Forstamts Göppingen www.landkreis-goeppingen.de/landratsamt/aemter/forstamt

oder in der 8. Ausgabe der AFZ – Der Wald www.forstpraxis.de/zeitschriften/afz-derwald

oder auf der Seite des Kuratoriums „Baum des Jahres“ baum-des-jahres.de/baum-des-jahres/

Ansprechpartner/-in

Forstamt

Diana Tröger

Telefon: 07161 202-2401

E-Mail: forstamt@lkgp.de

www.landkreis-goeppingen.de

Wald im Klimastress

Regenreiches Jahr verhilft Wäldern im Landkreis zu leichter Erholung.

Göppingen –Die Dürrejahre 2018 bis 2020 haben den Wäldern stark zugesetzt. Nach einem feuchten Jahr 2023 und einem nassen ersten Halbjahr 2024 haben sich die Bäume ein klein wenig erholen können. Trotzdem sind die Folgen der Vorjahre im Landkreis noch gut zu erkennen. Die Forstliche Versuchs und Forschungsanstalt in Freiburg sieht im Rahmen des Waldzustandsberichts leichte Erholungstendenzen, aber auch weiterhin hohe Absterberaten.

Trotz üppigem Niederschlag in 2024 prägen hohe Absterberaten sowie ein schlechter Kronenzustand der Bäume vielerorts das Waldbild. Dies zeigt sich in der zufälligen Holznutzung, also der ungeplanten Ernte von Holz aufgrund von Schäden. Im Landkreis Göppingen lag der Anteil der zufälligen Nutzung bei rund einem Drittel. Mit anderen Worten bedeutet dies, dass jeder dritte Baum gefällt wurde, weil er durch Insekten, Pilze, Dürre, Sturm und Co. stark geschädigt wurde. Der größte Anteil an ungeplanter Nutzung kam aus Borkenkäferschäden an Fichte, aus Eschentriebsterben und durch starke Trockenschäden an Buchen. Die Borkenkäferausbreitung steht dabei auch in direktem Zusammenhang mit Hitze und Trockenheit.

Leider schaffen es die stark geschädigten Bäume nicht, sich vollständig zu regenerieren. Meist werden die Dürreschäden an Stamm und Krone als auch die Schäden durch Schädlinge erst in den Folgejahren richtig sichtbar, wenn einzelne Äste oder Kronenteile nicht mehr austreiben und absterben.

Das ist vor allem auf flachgründigen, steinigen, tonigen und südexponierten Hängen gut zu sehen. „Auf Grenzstandorten mussten Bäume schon immer mit wenig Wasser und hohen Temperaturen umgehen. Fällt in der Vegetationsperiode aber noch weniger Niederschlag, kommen selbst diese Überlebenskünstler an ihre Grenzen und sterben ganz oder teilweise ab.“, so Forstamtsleiter Thomas Maier. Dies ist vor allem entlang von Steigen oder an felsigen Aussichtspunkten gut zu erkennen. Hoffnung wird auf die neue Baumgeneration gesetzt, welche sich im allgemeinen deutlich vitaler als die Altbäume zeigt. „Diese Naturverjüngung wächst mit Dürre und Hitze auf. Sie kennen es nicht anders und passen sich an das neue Klima besser an. Zumindest solange die Klimaextreme im Rahmen bleiben und keine massenhafte Vermehrung von Schädlingen eintritt.“, so Maier. Dieser Anpassungsprozess wird durch die Förster gezielt unterstützt, indem eine frühe Auswahl und Förderung bei den ganz kleinen Bäumen, der Verjüngung, erfolgt. Die Förster entwickeln den Wald dabei auf Grundlage der neu überarbeiteten Waldentwicklungstypen-Richtlinie, die für jede Baumart und jeden Standort die optimale Pflege und Bewirtschaftung darstellt. Kalkreicher oder staunasser Boden? Fichte oder Eiche? Südhang oder Tallage? Das und vieles mehr sind relevante Faktoren für einen Waldbau, der einen gesunden und stabilen Wald fördert.

Kommen neben Dürre und Hitze noch Massenvermehrungen von Schädlingen dazu, wie es bei den Borkenkäferarten an Fichte der Fall ist, sterben die Bäume reihenweise ab. Diese Entwicklung geht so lange, bis alle Fichten verschwunden sind. In Göppinger Wäldern wird deshalb die Baumarten- und Strukturvielfalt gefördert, um klimaresiliente Mischwälder zu erhalten. Im Landkreis Göppingen dominieren damit auch heute schon naturnahe Laubmischwälder das Waldbild und tragen zu einer stabilen Waldstruktur bei.

Hintergrund:

Jedes Jahr untersucht die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt BW in Freiburg (FVA) den Gesundheitszustand der Waldbäume in Baden-Württemberg – seit den 1980er Jahren. Der Indikator für die Beurteilung des Waldzustands ist der Kronenzustand der Bäume, der den Nadel-/Blattverlust und die Vergilbung von Nadeln und Blättern beurteilt. Gemeinsam mit den Untersuchungen anderer Bundesländer fliesen die Ergebnisse im Waldzustandsbericht der Bundesregierung zusammen.

Als Ergebnis daraus gelten aktuell 44 % der Fläche Deutschlands als deutlich geschädigt. Zusätzlich zu Dürre und Hitze beeinträchtigen weiterhin Schadorganismen wie Borkenkäfer und Pilze die Vitalität der Wälder. Auch Eichen haben zunehmend mit Schädlingen, wie dem Eichenprachtkäfer, zu kämpfen.

Ein gesunder Wald ist ein essentieller Faktor beim Klimaschutz. So binden allein die Bäume in Deutschland laut der Kohlstoffinventur von 2017 jährlich etwa 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Ein guter Grund sich aktiv für unsere Wälder einzusetzen.

Weitere Informationen entnehmen Sie der Waldzustandserhebung 2023 der Bundesregierung

www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/waldzustandserhebung-2023-2281746

oder dem Waldzustandsbericht 2023 der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW

www.fva-bw.de/aktuelles/artikel/waldzustandsbericht-2023-so-steht-es-um-den-wald-in-baden-wuerttemberg

Ansprechpartner/-in

Forstamt

Diana Tröger

Telefon: 07161 202-2420

Telefax: 07161 202-2499

E-Mail: forstamt@lkgp.de

www.landkreis-goeppingen.de

Waldabenteuer im Bad Boller Wald

Teste deine forstlichen Fähigkeiten an verschiedenen Stationen.

Bäume pflanzen, Holz sägen, Schnitzen, Baumklettern, Fährten erschnuppern oder ein Wettlauf um Sonne, Wasser und Traubenzucker? Hast du das schon einmal ausprobiert? Nein? Dann wird es höchste Zeit.

In der letzten Ferienwoche wollen wir gemeinsam mit den örtlichen Förstern nochmal alles geben. Alle Schulkinder bis zur sechsten Klasse sind herzlich eingeladen.

Datum: 4. September 2024

Uhrzeit: 09:00 – 12:30 Uhr

Treffpunkt: Wanderparkplatz Hörnlesweg an der Gruibinger Straße auf halber Strecke zwischen Gruibingen und Bad Boll, Koordinaten 48.626557 9.610718

Voraussetzungen: festes Schuhwerk, die Veranstaltung ist nicht barrierefrei. Vesper und Getränk für zwischendurch.

Erlaubnis, mit Säge, Schnitzmesser, Axt und Hammer zu hantieren.

Für: Schulkinder von Klasse 1 bis 6

Veranstalter: Forstamt Göppingen, ForstBW Betriebsteils Schurwald und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Ortsgruppe Göppingen

Anmeldung unter: forstamt@lkgp.de oder unter 07161 / 202-2401 beim Forstamt Göppingen unter Angabe des Namens, einer Telefonnummer und des Alters.

Erscheinung
Mitteilungsblatt Wangen
NUSSBAUM+
Ausgabe 34/2024

Orte

Wangen

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Dies und das
Panorama
von Gemeinde Wangen
21.08.2024
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