SPD Schwetzingen
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Kommunalpolitik

Landtagsvizepräsident und Vorsitzender des Sozialausschusses machen sich ein Bild der Lage

SPD-Politiker Born und Wahl besuchen Notfallpraxis Seit 25 Jahren leitet Dr. Reinicke den Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Schwetzingen, Notdienste...
Landtagsvizepräsident Daniel Born und Florian Wahl, Vorsitzender des Sozialausschusses, besuchten eine Notfallpraxis in Schwetzingen. Thema waren die geplanten Schließungen.
Landtagsvizepräsident Daniel Born und Florian Wahl, Vorsitzender des Sozialausschusses, besuchten eine Notfallpraxis in Schwetzingen. Thema waren die geplanten Schließungen.Foto: Anja Wilhelmi-Rapp

SPD-Politiker Born und Wahl besuchen Notfallpraxis

Seit 25 Jahren leitet Dr. Reinicke den Ärztlichen Bereitschaftsdienst in Schwetzingen, Notdienste als Arzt leistet er dort seit 39 Jahren. Wenn es um den Wert dieser Einrichtung für die wohnortnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung geht, ist er der ideale Ansprechpartner. Am vergangenen Sonntagabend besuchten ihn deshalb Landtagsvizepräsident Daniel Born, Initiator der Unterschriftenaktion gegen die Schließung, und Florian Wahl, gesundheitspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzender des Sozialausschusses, gemeinsam mit den Stadträten Sabine Rebmann und Robin Pitsch vor Ort in der GRN-Klinik.

Lob des Bereitschaftsdienstes

„Die Praxis ist oft der erste Ort, an dem Patienten Hilfe suchen, bevor sie gegebenenfalls in die Notfallambulanz der Klinik weitergeleitet werden. Das Zusammenspiel funktioniert nahtlos“, lobte Reinicke die vorbildliche Kooperation zwischen beiden Einrichtungen. Neben dem Arzt, der Patienten in der Notfallpraxis versorgt, deckt ein weiterer Arzt den Fahrdienst für Hausbesuche ab und besucht Patienten, die nicht auf den nächsten Öffnungstag ihrer Hausarztpraxis warten können. Die Ärzte, die den Fahrdienst leisten, beziehen für ihre Schichten ein kleines Appartement im Personalwohnheim der Klinik, um schnell verfügbar zu sein.

Niedergelassene Vertragsärzte haben laut Sozialgesetzbuch eine Dienstpflicht im ärztlichen Bereitschaftsdienst. „Wir haben einen Pool aus 30 bis 35 Ärzten, die Dienste in der Notfallpraxis übernehmen. Einen Dienst gegen den Willen gibt es bei uns nicht“, so Reinicke. Wer keinen Bereitschaftsdienst leisten kann oder möchte, für den findet sich Vertretung durch Ärzte, die keine Niederlassung haben, zum Beispiel, weil sie bereits im Ruhestand sind.

Druck auf die Notfallpraxen

Am vergangenen Sonntag war Dr. Barca in der Schwetzinger Notfallpraxis im Dienst. Der 64-jährige Orthopäde ist seit vielen Jahren mit Einsatzfreude dabei, seine Schicht dauerte von 8 Uhr morgens bis 22 Uhr abends. „Bei vielen Patienten geht es nicht nur um eine Behandlung, sondern auch darum, sie zu beruhigen und den weiteren Weg zu besprechen“, berichtete er. Dass Menschen sich mit Symptomen, die sie schon seit Wochen belasten, in der Notfallpraxis vorstellen, um Wartezeiten und schwierige Terminvereinbarungen in den regulären Praxen zu vermeiden, sei Reinickes Erfahrung nach eher selten.

Dass Wartezeiten für Patienten weiter zunehmen werden, halten die beiden Mediziner im Gespräch mit den Abgeordneten für genauso sicher: Der Ärztliche Bereitschaftsdienst in Mannheim sei bereits jetzt überlastet, und die Schließung in Schwetzingen werde den Druck auf benachbarte Notfallpraxen und Notfallambulanzen erhöhen. „Die Notaufnahme des Krankenhauses ist für Patienten in schweren und lebensbedrohlichen medizinischen Notfällen da. Wir helfen bei allem, was weniger gravierend ist, aber nicht bis morgen warten kann. Sollte die Notfallpraxis in Schwetzingen geschlossen werden, ist mit deutlich längeren Wartezeiten zu rechnen“, warnte der Leiter des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes.

Kritik an den Schließungsplänen

„Die Massivität der Schließungspläne hat uns sehr getroffen: Innerhalb von 18 Monaten sollen 30 Prozent der Notfallpraxen in Baden-Württemberg geschlossen werden“, verdeutlichte SPD-Sozialexperte Florian Wahl das drohende Ausmaß der Schließungen und ergänzte: „Der Ärztemangel spielt natürlich eine Rolle. Das Patientenverhältnis und die Lebensarbeitszeit von Medizinern haben sich verändert. Vor allem ist die Landesregierung aber ihrer Pflicht nicht nachgekommen, rechtzeitig die Studienplätze auszubauen.“

Für Daniel Born offenbarte sich vor Ort noch einmal einer der Grundfehler der Schließungspläne: „Wenn die Notfallpraxis geschlossen wird, werden wenige nach Mannheim oder Heidelberg fahren. Sondern sie werden hier zum Klinik-Standort fahren und dann bleibt nur die Notaufnahme. Das bringt das System zum Platzen.“

Born war es ein Anliegen, den Ärzten und Beschäftigten der Notfallpraxis eine Rückmeldung aus den vielen Gesprächen anlässlich der Unterschriftensammlung zu geben. Auch Sabine Rebmann, Vorsitzende des SPD-Ortsvereins in Schwetzingen, und Robin Pitsch, Fraktionsvorsitzender der SPD Schwetzingen, haben bereits mehrere Aktionen zur Unterstützung der Unterschriftenkampagne organisiert. „Die Schwetzinger Notfallpraxis hat sich als verlässlicher Partner in der Gesundheitsversorgung bewährt und wir brauchen sie auch in Zukunft. Es geht hier nicht um Parteipolitik, sondern um ein gemeinsames Anliegen der Bevölkerung“, so Pitsch. (pm/red)

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