Zu einer letzten Sitzung in diesem Jahr kam der Gemeinderat in Bad Schönborn am Dienstag letzter Woche zusammen.
Auf der Tagesordnung befanden sich profane Punkte, wie die Kalkulation der Wasser- und Abwassergebühren oder die Neufassung der Hauptsatzung der Gemeinde Bad Schönborn. Aber auch Zukunftsprojekte, die wahrscheinlich noch Generationen von Gemeinderätinnen und Gemeinderäten beschäftigen werden, vor allem der Aufstellungsbeschluss zum Bebauungsplan „Langenbrücken West“. Das geplante Baugebiet war schon Thema der Klausurtagung gewesen. Bürgermeister Klaus Detlev Huge bezeichnete diesen Schritt als epochal, aber auch als Zeichen dafür, dass „Wir nichts übers Knie brechen“. Fünf Planungsbüros hatten im vergangenen Jahr ihre Konzepte für das 42 Hektar große Areal vorgestellt. Eine Fachjury und den Gemeinderat hatte vor allem der Entwurf des Stuttgarter Büros Studio Stadtlandschaften überzeugt, und Kristin Kalbhenn stellte die Pläne für einen ersten Bauabschnitt „Süd“ vor, wie die technische Erschließung und die Anbindung an die K3575. In ihren Statements sahen die Fraktionen eine „Megachance“, da man alles selbst in der Hand habe zu gestalten oder zu verhindern, dass aus Bad Schönborn mangels Wohnmöglichkeiten für Familien eine „Schlafstadt“ wird. Andere sahen die Gefahr, dass man eine Trabantenstadt baut, wenn die Anbindung an den Ort nicht funktioniere. Mit einer Gegenstimme wurde beschlossen, den Bebauungsplan für den Bauabschnitt „Süd“ aufzustellen, auf den nun ein Scoopingtermin mit übergeordneten Behörden folgt.
Ein nicht weniger spannendes Thema mit Brisanz war der Kindergarten St. Maria. In der vorherigen Sitzung hatte eine Vielzahl von Eltern auf die prekäre Betreuungssituation hingewiesen, die aufgrund fehlender Kindergartenplätze entstand. Allein der Wegfall von 45 Plätzen durch neue Bestimmungen trug erheblich dazu bei, dass viele Eltern vergeblich auf einen Platz warten, und die durch Fachkräftemangel bedingten verkürzten Betreuungszeiten kommen noch hinzu. Das Gebäude, in dem sich der Kindergarten St. Maria in Langenbrücken 35 Jahre lang befand und das einst ohnehin als Professorium gebaut wurde, sollte abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. Ein Containerkindergarten hinter der Schönbornhalle in Mingolsheim sorgt derzeit für einen Ersatz.
Jetzt führte eine Kostenkalkulation eines aus einem Wettbewerb hervorgegangen Architektenbüros von 7,32 Millionen Euro zu Sorgenfalten. Wesentlich kostengünstiger sei eine Modulbauweise, die Gemeinderäte Guido Woll und Florian Freund – beide Freie Wähler – empfahlen und der Verwaltung ein entsprechendes Konzept vorlegten. Hauptamtsleiterin Eileen Gatzke stellte die Ergebnisse weiterer Recherchen vor. Bei einer Beispielrechnung ermittelte sie für einen Kindergarten mit einer Bruttogeschossfläche von 850 qm und einer Raumplanung für 4 Gruppen eine Kostenschätzung von 3, 8 Millionen. Zudem könne die Planung in sechs bis zwölf Monaten abgeschlossen sein. Das Modulgebäude könne bereits Mitte 2026 fertiggestellt sein, im Gegensatz zur Architektenlösung, die 2027 in Aussicht stellte.
Sogar eine zweigeschossige Kombilösung mit Praxen etwa sei möglich, allerdings nicht am bisherigen Standort im Weihergässel. Als alternative Standorte wurden nun das Areal am Wasserturm oder hinter dem ehemaligen Spargelhof Hunger – beides in Langenbrücken. Der Vorteil in der Franz-Peter-Sigel-Straße ist, dass die öffentliche Fläche schon bebaut ist, während das Areal am Mühlgarten zwar schon jetzt eine Anbindung an Langenbrücken West biete, allerdings auch erst erschlossen werden müsse. Im Hinblick auf die kürzere Bauzeit, die geringeren Kosten schlug Bürgermeister Huge vor, der Verwaltung den Auftrag zu geben, die Alternativen bis zur Januarsitzung zu prüfen. Auch vom Baurecht her, sei die Modubauweise günstiger, weil der Brandschutz etwas schon abgeklärt sei. In der nachfolgenden Debatte wurde vorgeschlagen, die Entscheidung mit einer Beratung im Ausschuss für Technik (AuT) gut vorzubereiten. Ein anderer Hinweis war, dass man öfters Vorschläge in den eigenen Reihen erarbeiten sollte, damit unnötige Planungskosten durch Planungsbüros nicht anfallen. Mit einer Enthaltung folgte die Mehrheit des Gemeinderates schließlich dem Vorschlag der Verwaltung und die Planung für den Neubau im Weihergässel vorerst zu stoppen. Auch Mietkosten für die Container würden durch einen schnelleren Neubau geringer ausfallen. (cm)