In dieser Serie stellen wir das Schauspielerteam des „theater am puls“ (tap) näher vor. Diese Woche stellt sich die 32-jährige Laura Álvarez aus Ludwigshafen den Fragen von Birgit Schillinger vom Freundeskreis. Sie spielt im tap bisher in einer provokanten Inszenierung mit – in der Theaterfassung des prämierten Romans „Nichts was uns passiert“: Nach einer Geburtstagsfeier mit viel Alkohol landen Anna und Jonas im Bett... Jonas meint, dass alles einvernehmlich war, während Anna behauptet, dass es sich um Vergewaltigung handelte. So steht Aussage gegen Aussage.
Schillinger: Warum sind Sie Schauspielerin geworden?
Álvarez: Das Schöne am Schauspiel ist die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, ohne selbst im Vordergrund zu stehen. Man kann jeden Abend jemand anderes sein, und aus vielen Lebensrealitäten, die man vielleicht nie teilen wird, etwas mitnehmen. Im Theater gibt es eine bestimmte Magie, ein Potenzial für spontane Verbindungen zwischen völlig fremden Menschen, davon wollte ich immer Teil sein. Zugetraut habe ich mir das trotzdem lange nicht, und meine Ausbildung an der Theaterakademie in Mannheim vorerst mit dem Gedanken "Mal sehen, wie lange du das aushältst" angefangen. Inzwischen kann ich mir keinen anderen Berufsweg als die darstellenden Künste mehr vorstellen.
Schillinger: Wie und wann sind Sie zum theater am puls gekommen?
Álvarez: Joerg Mohr habe ich sowohl als Dozent während meiner Ausbildungszeit als auch in Arbeiten außerhalb des tap kennengelernt. Ich habe mir schon lange gewünscht, einmal dabei sein zu dürfen, deshalb habe ich mich sehr gefreut, Ende 2022 von seiner Idee zu "Nichts, was uns passiert!" zu erfahren. Ich konnte es mir sofort sehr gut vorstellen.
Schillinger: Was war oder ist Ihre Lieblingsrolle?
Álvarez: Am tap hatte ich bisher nur eine, aber ich glaube, sie gehört jetzt schon zu meinen Favoriten. Anna ist so ganz anders als ich, auf den ersten Blick war sie mir sogar unsympathisch. Unter der Art, wie sie vorgibt, ein abenteuerliches, spontanes Leben zu führen und bei Kritik sofort emotional um sich zu schlagen, liegt eigentlich ein verwundetes Selbstwertgefühl und das Grundbedürfnis, verstanden zu werden. Die Herausforderung war, sie trotzdem als jemanden anzusehen, dem Unrecht angetan wurde, egal ob wir uns in ihrer Situation gleich verhalten würden. Inzwischen kann ich sie sehr gut verstehen und es gibt sogar den einen oder anderen Aspekt, um den ich sie beneide!
Schillinger: Was ist das Besondere am tap?
Álvarez: Das tap traut sich, an (Schmerz-)Grenzen zu gehen und arbeitet sowohl klassische als moderne Stoffe immer so auf, dass ein existenzieller, persönlicher und nicht selten politischer Bezug entsteht, dem man sich nicht entziehen kann. Das ist manchmal knallhart, aber genau das mag ich am Theater. Ich will aufgewühlt werden, ob mit schönen oder schrecklichen Dingen, und freue mich am meisten über ein Stück, wenn es noch nach lange nachklingt und mich nicht loslässt. Das ist am tap oft der Fall.
Schillinger: Welche Engagements haben Sie sonst noch?
Álvarez: Ich bin oft in der freien Theaterszene der Rhein-Neckar-Region unterwegs, die meiste Zeit verbringe ich aber mit der Arbeit in meiner eigenen Theatergruppe PANDORA. Wir sind ein interdisziplinäres Team an jungen Darstellenden, das sich für den Fokus Kinder- und Jugendtheater entschieden hat, und freuen uns auf unsere dritte Produktion.
Schillinger: Was sind Ihre Stärken und Schwächen?
Álvarez: Ich bin manchmal sehr selbstkritisch und selten zufrieden mit meiner Leistung. "Ich weiß, dass ich das noch besser kann" ist ein Gedanke, der meine Arbeit häufig begleitet. Gleichzeitig bin ich belastbar und lösungsorientiert, das macht auf jeden Fall die Arbeit am Theater, wo man spontan aufkommende Hindernisse so schnell und souverän wie möglich lösen muss.
Schillinger: Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?
Álvarez: In meiner Freizeit verbringe ich viel Zeit mit Musik, als meine zweite große Leidenschaft, die ich neben der Arbeit im Theater weiter erhalten möchte. Von klassischem Liedgesang bis hin zu Raptexten ist alles dabei. Obwohl ich es wirklich nicht gut kann, mache ich seit Jahren regelmäßig Ballett, auch um mich zu erinnern: Dass etwas Spaß macht, ist Grund genug, es zu tun!