
Rund 50 Künstlerinnen und Künstler trafen im Durlacher CAP-Markt aufeinander, um gemeinsam nicht nur die Welt zu bewegen, sondern sie im wahrsten Sinne des Wortes mittels Farbe ein Stück bunter zu machen. Am Wochenende der vorvergangenen Woche konnte man nicht nur die Künstlerinnen und Künstler bei der Arbeit betrachten, sondern auch mitmalen. Der Erlös aus den Kunstwerken soll zum Teil der Lebenshilfe zugutekommen, die den Lebensmittelmarkt inklusive seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verwaltet.
Neu unter den Künstlerinnen und Künstlern dabei war Nicole Lipic alias Raqiba oder „Wunsch nach Freiheit“ – letzteres sei ihr spiritueller Künstlername, wie die Künstlerin verriet. Sie machte zum ersten Mal bei einer Aktion mit einem Bild in der Größe zwei auf zwei Meter mit. „Meine Bilder sind in der Feinarbeit sehr aufwändig und brauchen deshalb auch länger. Ich habe mich riesig über Carolinas Einladung gefreut. Sie hat mich bei der Durlach-Art getroffen. Ich versuche, künstlerisch wieder Anschluss zu finden, nicht nur zu Hause, sondern auch in der Öffentlichkeit. Bis 2019 war alles top und dann musste ich wegen Corona und Co. meine Kunst hintenanstellen." Über die Offenen Ateliers traf sie seinerzeit auf Pavel Miguel, der ihre Kunst auch gut fand und ihr gesagt hat, dass sie ein gutes Auge habe und weitermachen solle. Seit letztem Jahr ist sie Mitglied bei Lichtwert e.V. der Hoepfner-Stiftung, da sie sehr gerne fotografiert. Ihre Themen reichen von Insekten, bis zur Architektur in der Stadt Karlsruhe oder auch das Thema Gewalt gehört für sie mit dazu. „Wenn ich Gewalt sehe, versuche ich so zu fotografieren, dass man Schmerz und Bedrohung erkennen kann. Ich möchte auch im Opferschutzverein BIOS Mitglied werden. Die Online- und Präsenzveranstaltungen sind für mich sehr wichtig. Bei den Opferschutztagen habe ich auch zum ersten Mal offen über mich und meine Gewalterfahrungen gesprochen", sagt die Künstlerin. Ein Bild heißt „Ein Licht in der Nacht“. Das Bild war zu dem Zeitpunkt des Gesprächs noch am Entstehen. „Die Lichterkette soll da noch hineinwachsen. Ich mache gerne abstrakte Kunst, eigentlich schon immer und verstärkt seit den 1990er-Jahren, als ich Mutter wurde“, sagte Nicole Lipic.
Wie man eine solche Veranstaltung organisiert und ob jeder Raum so bespielbar wie der noch leerstehende Lebensmittelmarkt vor der Wiedereröffnung ist und weitere Details, verraten die Organisatoren im Gespräch.
Grötzingen Aktuell: Sie haben die CAP-Markt-Kunstaktion geleitet und inszeniert. Wie ist Ihr Resumée?
Carolina Jarmolinska: Das ist ganz toll geworden. Seit meiner ersten Email vor den Sommerferien, die ich an die Künstler geschickt habe, bis zum letzten Moment, haben sich die Künstler gemeldet und mir Infos über sie geschickt. Alles ist reibungslos verlaufen.
GA: … wer hat was gemacht?
Jarmolinska: Ich habe die Organisation zwischen den Künstlern gemacht, für die Kunstaktion am Wochenende vorher und Verkaufsaktion/Ausstellung heute bzw. an diesem Wochenende. Guntram Prochaska hat die Eröffnung gemacht und danach haben die „vier Musketiere“ Guntram Prochaska, Michael Melchers, Carola Kadenbach und ich, ein großes Wandbild gemacht. Weil auch Menschen aus der Lebenshilfe mitgeholfen haben, haben wir das als inklusive Aktion gestaltet. Auch Zuschauerinnen und Zuschauer bzw. Leute, die mitmachen wollten, waren dabei. Dann haben die Künstler angefangen, eigene Bilder zu malen, vom Freitag letzter Woche, 17 Uhr, bis Samstag, 17 Uhr.
GA: Welches Konzept hattet Ihr im Kopf und habt Ihr umgesetzt?
Guntram Prochaska: Die urursprüngliche Idee hat 1989 auf dem Durlacher Rathausplatz angefangen bei der Durlacher Vernissage. Da hat man dem Rathaus eine zweite Haut übergezogen. Aktuell war gerade gegenüber die Möglichkeit, in dem ehemaligen und wieder werdenden CAP-Markt etwas einfach entstehen und werden zu lassen. Deshalb haben wir dem ganz jungfräulich eine zweite Haut übergezogen. Um eine möglichst große künstlerische Artenvielfalt zu generieren, wollten wir alle Arten von Kunst, in Zeichnung, Malerei, in Realismus und Abstraktem, zusammenbringen und erleben. Jeder hat sein eigenes Besteck dazu mitgebracht. Alle Künstler haben angefangen, zu arbeiten und jeder blieb so lange, wie er wollte. Mit Carolina Jarmolinska haben alle gesprochen und sich eingetragen, damit immer jemand an der Kasse steht.
GA: Ist das jetzt anders, als wenn man einen anderen Raum bespielt?
Jarmolinska: Es gab die Grundidee, dass die Bilder hier entstehen und wachsen sollen, damit man nicht soviel Material mitschleppen muss.
GA: Was folgt daraus – weitere Kunst-Aktionen/Happenings?
Jarmolinska: Wer Interesse hat, an weiteren solchen Kunst-Aktionen teilzunehmen, kann sich bei uns melden und dann machen wir das weiterhin gemeinsam. Auch Firmen können das nutzen oder leere Räume damit bespielt werden, wie hier zum Beispiel leer stehende Läden. Wer bei weiteren solchen Kunst-Aktionen/Happenings mitmachen möchte, kann sich über wirmalendiewelt@gmail.com bei uns melden.
Die Fragen stellte Jennifer Warzecha.


