Agendagruppe Ortsgeschichte Eggenstein-Leopoldshafen
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Lebenserinnerungen von Rosemarie Schnürer geb. Oberacker

Erinnerungen an die Advents- und Weihnachtszeit 1944/1945 Teil 1 Als ich in den letzten Tagen mit dem Auto Richtung Waldstadt fuhr, kamen mir...

Erinnerungen an die Advents- und Weihnachtszeit 1944/1945 Teil 1

Als ich in den letzten Tagen mit dem Auto Richtung Waldstadt fuhr, kamen mir auf Höhe des heutigen Hagsfelder Wegs wieder die alten Erlebnisse meiner Kinder- und Jugendzeit ins Gedächtnis. Diese Zeit war während des II. Weltkriegs.

Es war kurz vor Weihnachten und es war schon sehr kalt. Raureif lag auf den Feldern und der Hardtwald sah aus wie im Märchen. Sobald ich diese Straße benutze, kommen mir diese Erinnerungen immer in den Sinn.

Da es Krieg war und meine Familie oft Schutz in den nahen Bunkern des Westwalls Schutz suchten, sobald die Tiefflieger kamen und Luftalarm ausgelöst wurde, mussten wir uns beeilen, einen Bunker aufzusuchen. Aus vielen Häusern des „Oberdorfs“ machten sich die Leute mit Kind und Kegel, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, mit dem nötigen Gepäck auf, einen Bunker zu erreichen. Es wurde auch im ganzen Ort erzählt, dass die Leute auch außerhalb des Ortes in den Bunkern Schutz suchen würden. Es ist mir noch in guter Erinnerung, wo der Bunker stand: Und zwar am Anfang des ehemaligen Hagsfelder Wegs, in der Nähe des Wasserpumpwerks, bei der Gärtnerei Köhler.

Die Eggensteiner Landstraße verlief oberhalb der Rheinniederung, sodass wir bei Tage diese Straße nur unterhalb einem Akazienwäldchen entlang nutzen konnten, damit wir von den Tieffliegern nicht erkannt wurden.

Nun in der Nacht, kurz vor Weihnachten, es war bitter kalt und wir Kinder mussten uns sehr warm anziehen. Meine Schwester und ich konnten schon allein mit dem Fahrrad und mit Gepäck fahren.

Wir fuhren auf der Hauptstraße zum Bunker. Schon unterwegs machten uns andere Leute aufmerksam, ihr könnt heute Nacht nicht in den Bunker rein, weil dort Deutsche Soldaten seien. Die befanden sich schon auf dem Rückzug des nahen Frontverlaufs am Rhein.

Wir wollten doch in den Bunker, wurden aber von den Soldaten ganz streng abgewiesen und die

Soldaten sagten uns, dass sie sich verteidigen müssten und es für Frauen und Kinder zu gefährlich sei. Sie verwiesen uns zum anderen Bunker zum nahen Hardtwald hin. Nach Ankunft war auch dieser Bunker bereits mit Soldaten, Frauen und Kindern besetzt. Meine Mutter wollte zuerst dort nicht reingehen, aber die Leute drängten uns zu bleiben, denn es sei ja gefährlich in der Nacht, ohne Licht und bei Kälte zurückzufahren.

Aufgezeichnet Rosemarie Schnürer, 82 Jahre, Dezember 2014

Reinhold Singer und Kurt Kiefer für die AG Ortsgeschichte

Erscheinung
Amtsblatt der Gemeinde Eggenstein-Leopoldshafen
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Ausgabe 05/2025

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Eggenstein-Leopoldshafen

Kategorien

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