Für "dorfwerken" ein hochaktuelles Thema im Landtag Baden-Württemberg: der Fraktionsvorsitzende Andreas Stoch und der Seniorenpolitische Sprecher Andreas Kenner hatten im Namen der SPD-Landtagsfraktion eingeladen zu einer Veranstaltung, die sich mit Chancen und Herausforderungen einer älter werdenden Gesellschaft befasste.
In informativen Fachvorträgen hörten wir von Dr. Magnus Jung (Minister für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit im Saarland) über das Programm Saar 66, das unter der Prämisse "Care and community" Einsamkeit (das größte Gesundheitsrisiko!) verhindern und durch Prävention (Sport, Aktivitäten) das Pflegerisiko minimieren will. Zur Umsetzung bekommt jede Kommune eine halbe Verwaltungsstelle, finanziert von Krankenkassen, Bund und Land.
Kreisseniorenrätin Renate Schaumburg referierte über Quartiersplanung als offenem Prozess mit der These: Was gut ist für Alte, ist auch gut für Junge. Sie fordert, dafür Seniorenräte zu installieren oder zumindest eine/n Seniorenbeauftragten in den Kommunen zu benennen.
Hartwig von Kutzschenbach (Vorsitzender der Alzheimergesellschaft Baden-Württemberg) warb für Enttabuisierung demenzieller Erkrankungen und das Recht auf Pflege, so wie es auch das Recht auf einen Kitaplatz gibt.
Inge Hafner, die aus ihrer früheren Tätigkeit in der Altenhilfefachberatung einen enormen Erfahrungsschatz mitbringt, beschrieb das veränderte Seniorenbild, das eine höhere Pluralität an Lebensstilen aufweist als jede andere Lebensphase. Und mit einem Zitat von J.F.Kennedy "Frage nicht, was dein Land für dich tut, frage, was du für dein Land tust" kommt sie zur Erkenntnis, was man aus dem Engagement im Ehrenamt ziehen kann: nämlich Glück, nicht finanziellen Gewinn. Auch die Feststellung: "früher habe ich gewohnt, heute lebe ich" führt letztlich zu der Devise, dass man seine Talente nutzen muss: use it - or loose it.
Einen bemerkenswerten Vortrag hielt schließlich Franz Müntefering, Vizekanzler und Minister a.D., 85 Jahre, zum "Älter werden dieser Zeit": Verantwortung übernehmen müsse 1. der Staat, 2. die Gesellschaft mit allen Institutionen und 3. das Individuum. Laufen, lernen, lachen – auf individuelle Weise ausgestaltet – das ist seine Empfehlung, was wir selber tun können. Seine Erscheinung, seine Ausstrahlung, seine geistige Fitness geben ihm Recht!
Was nehmen wir mit?
"Dorfwerken" ist in Hochdorf entstanden, als das Kuratorium Deutsche Altershilfe Köln über das Esslinger Landratsamt das Projekt "Quartier 2030" durchführte. Der AK SamT, altershalber nicht mehr aktiv, fand durch "dorfwerken" eine Nachfolge. Mit genau den oben beschriebenen Schwerpunkten und Zielen engagieren wir uns für Strukturen, die das Miteinander in der sogenannten Afterwork-Phase aktiver gestalten. Die Veranstaltung hat uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Den Motivationsschub, den wir mitnehmen, möchten wir gern weitergeben und werben für Beteiligung. Und wir richten einen dringenden Wunsch an die Politik: Ehrenamt braucht Hauptamt! Das kann auch nicht die Kommune im Alleingang übernehmen, dazu braucht es die finanzielle Unterstützung von Land und Bund. Und:
Seniorenpolitik ist bisher "freiwillig" - sie muss, genau wie beispielsweise die Jugendhilfe, gesetzlich verankert werden! (Beate Schmid)