Am vergangenen Sonntag fand im Musiksaal der Flattichschule ein Konzert von Lehrerinnen und Lehrern der Jugendmusikschule statt.
Viele Interessierte, quer durch alle Altersgruppen, fanden sich ein, sodass der Saal bei freiem Eintritt restlos "ausverkauft" war.
Der erste Programmpunkt, ein Konzert für Querflöte und Blockflöte, wurde dem Begriff "Concerto" mehr als gerecht. Ein munterer Wettstreit, sowohl zwischen den beiden Soloinstrumenten, gespielt von Ursula Hörz-Gröner und Barbara Körber, als auch der begleitenden Continuo-Gruppe entspann sich da vor den Augen und Ohren der faszinierten Zuhörer. Nicht nur mancher Kindermund war staunend geöffnet, sondern auch die "Großen" waren hingerissen, ob der Spielfreude, die da entfesselt wurde.
Nicht minder spannend waren der zweite und dritte Programmpunkt, die von Dahea No dramatisch miteinander verbunden wurden. Ein Präludium aus dem berühmten "wohltemperierten Klavier" von Johann Sebastian Bach traf auf den ersten Satz der nicht minder berühmten Sonate in b-moll von Frédéric Chopin. Sehr geschickt gemacht von No, das zweite der beiden Stücke begann mit den beiden gleichen Tönen, die das erste beendeten. So gingen zwei völlig unterschiedliche musikalische Welten ineinander auf. Heiter, barock und geradezu pastoral der Bach, dramatisch und virtuos der Chopin.
Nach so viel geballter Dramatik war ein wenig Durchatmen angesagt: eine Nocturne von Chopin, bearbeitet für Bratsche und Klavier, brachte die andere Seite des Komponisten zum Vorschein: Nächtlich-romantische und unendlich zarte Klänge waren es, die nun von Julia Weiler und Ivana Agius hervorgezaubert wurden. Einige Sekunden atemlose Stille nach dem Verklingen, gleichsam Verhauchen des letzten Tones: das brauchte es schon, um nach dieser Darbietung ins Hier und Jetzt des Musiksaales zurückzufinden.
Zum Abschluss der ersten Hälfte spielte Daniel Rikker auf der Klarinette, einfühlsam begleitet von Ivana Agius, eine wunderbar heitere und gelöste Musik. Unverkennbar britische Klänge entführten die Zuhörer in zauberhafte Landschaften und Gärten. Die Musik zur BBC-Serie "The victorian kitchen garden" von Paul Reade gemahnten an den Frühling und man meinte den Duft eines Gartens wahrzunehmen - und - tanzte da nicht eine kleine Elfe durch den Saal?
In der Pause hörte man allenthalben Begeisterung und schnell füllte sich der Saal auch wieder bis auf den letzten Platz.
Der zweite Teil begann mit "Reflets dans l'eau" (Spiegelungen auf dem Wasser) aus dem ersten Buch der Images von Claude Debussy. Ein originelles Klanggemälde, das wunderbar die Verschränkung von Malerei und Musik zeigt, die man bei Debussy oft findet. Er "malt" hier mit Klängen die Spiegelungen und Reflexe, die das Spiel des Lichts auf dem Wasser hervorruft. Ivana Agius forderte die Zuhörer auf, die Augen zu schließen und zu den Klängen des Klaviers innere Bilder zu erschauen. Sie entfesselte eine wahre Flut von perlenden Klängen, die das Spiel des Lichts auf dem Wasser vielleicht deutlicher als jedes Gemälde erstehen ließ.
Bernd Settelmeyer nahm die Zuhörer unmittelbar anschließend in eine südostasiatisch inspirierte Klangwelt mit. Balinesische Gongs und hölzerne Trommeln erschufen nun "Overtones", eine Komposition von Settelmeyer. Über den groovigen Grundrhythmen der Holztrommeln entspann sich ein Dialog mit den metallenen Gongs. Die kurze Erklärung zu dem Stück und den Instrumenten gab Settelmeyer aus gutem Grund erst hinterher. So wurde ein bruchloser und spannender Übergang zu dem voran gegangenen Debussy geschaffen. Diese beiden musikalischen Welten sind nicht so weit auseinander, wie man auf den ersten Blick denken mag. Suchten die Komponisten des Impressionismus ihre Inspirationen doch nicht zuletzt in exotischen Ländern, wie zum Beispiel ganz konkret Bali.
"Elogio de la danza", ein Stück geschrieben von dem kubanischen Komponisten und Gitarristen Léo Brouwer, spielte eine wichtige Rolle im Leben des Gitarristen Frank Schilling. Er erzählte nun den Zuhörern eine wahre Geschichte: eine Liebesgeschichte mit Happy End. War es doch just im Musiksaal der Flattichschule, in der sie mit genau diesem Stück vor fast 40 Jahren begann.
"Elogio de la danza" bringt in seinem Entstehungsjahr 1964, die klassische Gitarre zur Geltung wie vielleicht kein anderes Stück zuvor. Neue Techniken, sowohl in Komposition als auch im Gitarrenspiel, brachten die Gitarre damals auf ein neues Niveau. Schillings leidenschaftliches Spiel vermittelte den Zuhörern einen Eindruck, wie moderne Konzertgitarre klingen kann.
Mittlerweile waren die Temperaturen im Musiksaal auf tropischem Niveau. Und der letzte Programmpunkt wurde dem mehr als gerecht. Julia Weiler, Ursula Hörz-Gröner und Frank Schilling spielten drei Tänze des ebenfalls kubanischen Komponisten José Manuel Lezcano. Karibisches Flair und heiße Rhythmen als auch Leichtigkeit, Schmelz und Romantik nahmen die Zuhörer nun ein letztes Mal gefangen, bevor sie mit langanhaltendem Applaus die Künstler feierten.
Ein weiteres Mal konnten Lehrerinnen und Lehrer der Musikschule in diesem Konzert ihr Können und ihre Vielseitigkeit zeigen. Und nicht nur das … Die Liebe, die sie zur Musik haben, die Fantasie, mit der sie Musik erforschen und zum Klingen bringen und die sie weitergeben an ihre Schüler. All das war in dem sehr anspruchsvollen, doch gleichzeitig wunderbar kurzweiligen Programm in jeder Sekunde zu spüren.