Ein Blick in eine Schule, die auf Druck verzichtet
Während an vielen Schulen die letzten Klassenarbeiten geschrieben werden und Schülerinnen dem Zeugnistag entgegenfiebern – mit Stolz oder mit Bauchschmerzen –, geht es an der Freien Schule für lebendiges Lernen ganz anders zu. Hier gibt es für die meisten Kinder keine Noten. Nur die Viertklässlerinnen erhalten ein benotetes Zeugnis, damit der Übergang auf weiterführende Schulen reibungslos funktioniert.
Doch wie motiviert man Schülerinnen ohne Notendruck? Wie misst man Leistung, wenn keine Zahlen oder Buchstaben darüber Auskunft geben?
Die Antwort der Schule ist klar: „Kinder brauchen keinen Leistungsdruck, keine Vergleiche und keinen Fokus auf ihre Defizite. Sie sind von Natur aus neugierig und wollen die Welt verstehen.“ Statt starrer Lehrpläne orientiert sich das Lernen hier an der Entwicklung jedes einzelnen Kindes. Jedes Kind bringt individuelle Talente mit – und lernt in seinem eigenen Tempo.
Diese Philosophie hat Tradition: Bereits seit rund 100 Jahren zeigen Montessori-Schulen weltweit, dass Lernen ohne Noten nicht nur möglich, sondern oft nachhaltiger ist. Kinder, die intrinsisch motiviert sind, entwickeln ein gutes Gespür für ihre eigenen Stärken und Schwächen – ganz ohne Leistungsdruck von außen.
Ganz ohne Rückmeldung bleiben die Schülerinnen jedoch nicht. Zur Halbjahreszeit gibt es keine Halbjahresinformation, sondern einen „Das-kann-ich-Nachmittag“. Dort zeigen die Kinder ihren Eltern selbst, was sie gelernt haben. Am Ende des Schuljahres folgt ein persönlicher Lernbericht – individuell, wertschätzend und konstruktiv.
Lernen kann also auch ohne Druck funktionieren – vielleicht sogar besser.