Lesungen

Lesung der Bestseller-Autorin Christine Brand

„Vermisst - Der Fall Emily“ Interaktiv, persönlich und mal eine andere Art und Weise, eine Lesung zu inszenieren, das konnte das Lese-Publikum am...
Sie sagt von sich, dass sie trotz ihres sonnigen Gemüts eine morbide Ader habe: Christine Brand.
Sie sagt von sich, dass sie trotz ihres sonnigen Gemüts eine morbide Ader habe: Christine Brand.Foto: war

„Vermisst - Der Fall Emily“

Interaktiv, persönlich und mal eine andere Art und Weise, eine Lesung zu inszenieren, das konnte das Lese-Publikum am Freitag der vorvergangenen Woche erleben. Auf Einladung der Buchhandlung „Der Rabe“ las die Bestseller-Autorin Christine Brand aus ihrem Buch „Vermisst - Der Fall Emily“ in der Event Fabrik in Durlach.

Bevor die Autorin die Bühne betrat, wurde eine Szene aus ihrem Buch eingespielt, als Vera, eine der Figuren im Buch, ihrem Kind nachtrauert und den vermissten Buggy vor sich sieht. Die Autorin Christine Brand stellte sich vor und kündigte an, dass sie nicht nur eine Stunde lang aus ihrem Buch vorlesen wollte, sondern auch vorstellen, wie man mit Krimischreiben Geld verdienen kann, warum sie vielleicht eine morbide Ader hat und so ganz eigen ist.

„Vermisst“

Das aktuelle Buch ist der zweite Teil ihrer „Vermisst“-Serie. Protagonistin ist die Polizistin Malou Löwenberg. Sie ist nun Privatermittlerin. Diese stößt bei ihrem ersten Fall auf einen vermissten Hund, Oskar, wie Brand es sehr anschaulich, mit Gesten unterstreichend, vorstellte. „Ein vermisster Dackel“, das könne sie niemandem erzählen. Dann hoffte sie, dass es kein Kind ist und ärgerte sich, dass ihre erste Klientin eine Frau ist, die ihr Kind suchte.

Tod als Teil des Alltags

„Manche sagen zu mir, 'Du hast doch so ein sonniges Gemüt, warum hast Du so eine morbide Ader?' Der Tod wurde mir buchstäblich in die Wiege gelegt. Ich bin geboren in Emmental in der Schweiz. Rechts von mir war der Metzger. Die Schweine wurden bei der Schlachtung nicht betäubt. Man hörte sie schreien. Links von mir war der Jäger und der hängte immer die abgeschossenen Rehe auf. Die taten mir alle Leid. Mein Vater war der Bestatter des Dorfes. Der Tod war Teil meines Alltags, ist aber in der Gesellschaft verpönt bzw. wird totgeschwiegen.“

Geschichte

Geht die Story Ihres Buches auf ein Kindheitstrauma zurück? – Auch sie habe Kinder gekannt, die dann einfach verschwunden seien und in diesen Fällen die Polizei auch nicht richtig nachgeforscht habe. Das habe sie inspiriert und sei auch Teil von „Vermisst – der Fall Emily“. Brand las weiter, davon, wie Malou auf den Spielplatz geht, anders als eine Mutter, da sie sich schon lange von der Sehnsucht danach, ein Kind zu bekommen, verabschiedet hatte. Sie trifft Vera, die ganz in Schwarz gekleidet, auf dem Spielplatz ist und nach ihrem Kind, Emily, sucht. Sie las auch von Leonard Laroche, der in den Verdacht gerät, sein eigenes Kind getötet zu haben.

Karriere

Sie habe von ihrem Beruf erzählen wollen und wie der dann aussah, sagte Brand. Als Journalistin habe sie noch ein normales, solideres Leben geführt und sei nur im Urlaub bzw. privat unnormal gewesen. Jetzt sei sie immer so. Sie frage sich manchmal, ob sie eine multiple Persönlichkeit sei, weil sie als so schnell in eine andere Rolle schlüpfen müsste. Sie verwechsele manchmal Fiktion und Realität. Sie habe aber noch nie jemanden umgebracht. Sie habe seit ihrer Zeit als Journalistin ein großes Netzwerk. Sie kenne eine forensische Psychologin etc. Manchmal maile sie auch mit der Gerichtsmedizin und müsse dann als den Laptop zuklappen, wenn sie Fotos von vermeintlichen Selbstmördern oder andere Fälle habe. Bis sie dazu kam, als Autorin zu arbeiten und davon leben zu können, war sie Journalistin. Dann habe sie eine Auszeit genommen und ist auf unbezahlten Urlaub sieben Monate lang verreist und war in Indien. Hier hat sie ihr Buch „Blind“ fertig geschrieben.

Lob und Kritik

„Ich bekomme viel Lob, aber auch mal Kritik – meist berechtigt“, sagte Brand. Eine Kritik kam daran, dass sie ein Versöhnungsritual schilderte, bei dem der Mann, ohne einzukaufen, schnell eine Versöhnungslasagne für die Frau, mit der er oft streitet, kochte. – Sie könne nur miserabel kochen. Vielleicht solle sie es mit Fertigpizza versuchen.

Intimes

Weiter liest sie aus ihrem Kriminalroman von Malous erster Begegnung mit Alex, als ihr die Knie weich werden und sie ihm schreibt, dass sie sich sehen werden. Gegen Ende der Lesung sagte sie, jetzt müsse sie als Krimi-Autorin eigentlich aufhören, zu lesen. Aber sie müsse als Autorin ja die Lesungen vorbereiten und ein Konzept erarbeiten. Wenn sie über das wahre Leben schreibe, müsse sie auch eine Sex-Szene ergänzen. Eine Sex-Szene gehöre unbedingt dazu. Es gebe ganze Bücher und Seminare für Autoren dazu. Sie habe dann schon mal bei einem anderen Buch ihre Mutter gefragt, wie sie die Sex-Szene fände und ob sie sie wiedererkenne. Sie habe gefragt: „Welche Sex-Szene?“ Die nächste las sie vor. „Mehr wird aber nicht verraten.“ Wie Nadja Kossack, Brands Literaturagentin, sagte, war das die letzte Lesung dieses Zyklus‘ und die einzige in Deutschland. Auf Nachfrage, seit wann sie schreibe bzw. gewusst habe, dass sie schreiben wolle, sagte die Autorin, sie habe früher in Schulzeiten schon gesagt, sie wolle Detektivin oder Schriftstellerin werden. Sie finde, sie sei beides geworden. (war)

Info:

Christine Brand: „Vermisst - der Fall Emily“, Kriminalroman, blanvalet, ISBN: 978-3-7645-0880-7, 18 Euro

Erscheinung
Grötzingen Aktuell
Ausgabe 25/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
19.06.2025
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