Lesung gegen Prostitution

Ganz klar auf der Seite der Frauen Prostitution vor der Haustür - am Marktplatz in Durlach sowie auf den Straßen in Durlach-Aue - was so integriert...
Barbara Bauer, die Vorsitzende der Bürgerinitiative "Durlach gegen Prostitution", begrüßte das Publikum zur Lesung und Diskussion.
Barbara Bauer, die Vorsitzende der Bürgerinitiative "Durlach gegen Prostitution", begrüßte das Publikum zur Lesung und Diskussion.Foto: war

Ganz klar auf der Seite der Frauen

Prostitution vor der Haustür - am Marktplatz in Durlach sowie auf den Straßen in Durlach-Aue - was so integriert in den Alltag erscheint, sollte es nicht sein. Da war man sich bei der Lesung aus „Auf der Seite der Frauen“ von Simon Häggström und dem anschließenden Gespräch weitestgehend einig. „Prostitution ist ein sensibles Thema“, sagte Klaus Engelmohr, Vorstandsvorsitzender des Vereins AugsburgerInnen gegen Menschenhandel.

Aus diesem Grund lud die Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“ vor kurzem zu einer Lesung ein, die in Zusammenarbeit mit der Buchhandlung „Der Rabe“ und der evangelischen Stadtkirche Durlach stattfand. Der Autor, der Kriminalinspektor und Leiter der Prostitutionseinheit der Stockholmer Polizei ist, berichtet in seinem Buch über seine Erfahrungen mit Prostituierten und Prostitution. Da der Autor an dem Tag, der elften Veranstaltung rund um das Buch auf der langen Lesereise zwischen Stuttgart und Zürich, stark erkältet war, las Silas Schulz-Neuhaus vom Verein AugsburgerInnen gegen Menschenhandel statt des Autors. Kerstin Neuhaus, angestellte Geschäftsführerin des Vereins, unterhielt sich anschließend mit dem Autor, bis alsdann auch das Publikum Fragen stellen durfte.

Kein übliches Gewerbe

Wie Barbara Bauer, Vorsitzende der Bürgerinitiative „Durlach gegen Prostitution“ sagte, gewinne man, wenn man sich näher mit den Strukturen des Bordells befasse, einen anderen Blick auf die Sache. Die Frage sei zum Beispiel, ob man mit dem Nordischen Modell oder dem Gleichstellungsmodell mehr für die Frauen erreiche. Dann habe sie das Buch des schwedischen Autors entdeckt. Angesichts der Entwicklungen in Karlsruhe habe die Polizei gesehen, dass es kein übliches Gewerbe ist.

Ungerechte Bestrafung

Den Verein AugsburgerInnen gegen Menschenhandel gibt es seit 2012 in Augsburg. Die Mitglieder setzen sich gegen Menschenhandel und Prostitution ein. „Das Buch redet von der Spannung der Lage, in der sich Frauen befinden - dann, wenn Männer Zwang und Druck ausüben und meinen, wegen des Geldes könnten sie alles machen, auch menschenunwürdige Sexualpraktiken anwenden“, sagte Engelmohr. Weiterhin sagte er, dass es die Gesetzeslage nicht zulasse, Prostitution wirklich zu verbieten. „Wenn Frauen sich im Sperrbezirk prostituieren, müssen die Frauen bis zu 500 Euro bezahlen und werden dann bestraft“, so Engelmohr.

Erster Textauszug

Mittels der Lesung gewährte Silas Schulz-Neuhaus einen Einblick in die Prostitution, und zwar zum Beispiel von einer Frau in aufreizenden Posen, die einen runden vorgewölbten Bauch hat, 30 Jahre alt und im sechsten Monat schwanger ist. Sie wirbt für das, was sie macht. Fake oder nicht? Weiter geht es mit der Beobachtung von Sexszenen, mit 40 Männern in einer Woche, unechtem Stöhnen, kleine Füße, die unter der Tür hervorstechen. Die schwangere Prostituierte möchte nur Männer mit 40 plus Jahren. Polizisten nehmen Männer fest, die eine Frau besuchen. „Ich weiß nicht, warum sie mich festnehmen. Schließlich begehe ich keine Straftat“, sagt die Frau. Polizist Simon Häggström sagt, dass es Ausstiegshilfen gibt wie die Prostitutionshilfe des Sozialdienstes. „Man kann vom Sozialdienst halten, was man will, aber der ist gut.“ Die Frau sei sehr offen dafür, wie es der Lesende schildert.

Zweiter Textauszug

Maria als Protagonistin des zweiten Teils der Lesung ruft den Autoren und Polizisten an, weil sie von ihrer Kollegin bzw. Freundin hört, dass diese in Not ist und schreit. Sie sollen zur Kirche, Richtung Friedhof, gehen. Sie ist verstört. Simon Häggström hält sie an der Schulter und fragt nach dem Täter. Sie sagt, dass der Täter ohne Kondom Sex haben wollte und dass sie das nicht wollte. Er habe ihr die Hose heruntergerissen. Auch von anderen Schicksalen handelt das Buch, wie von dem einer alleinerziehenden Mutter, die ihre drei Kinder versorgen wollte, um zu vermeiden, dass sie in Armut und Elend leben müssen. Potenziell sei jeder Freier ein Vergewaltiger. Dass nicht alle dieser Meinung waren, ergab die anschließende Fragerunde. So fragte ein Herr, ob die Täter stigmatisiert werden müssten oder ob eine Bestrafung durch Therapie reiche. Diese Anmerkung sorgte für Entrüstung, vor allem bei den anwesenden Frauen. Häggström sagte, dass man ganz klar sehen könne, wer Täter und wer Opfer ist. Die Bestrafung stehe nicht im Vordergrund, aber der Sexkauf müsse verboten werden. In Schweden gibt es Angebote an Behandlungsmöglichkeiten für Freier. Das sei dort aber umstritten, dass man die Täter unterstützt. Nach einer ähnlichen Nachfrage machte der Autor den Vergleich, dass er ein Mann sei, Essen und Trinken brauche, aber nicht unbedingt Sex. Der sei nicht notwendig zum Überleben. Eine weitere Nachfrage aus dem Publikum war, ob es stimme, dass, wenn es keinen Straßenstrich gebe, die Anzahl der Vergewaltigungen zunehme. Das verneinte de„r Autor. (war)

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Grötzingen Aktuell
Ausgabe 14/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
04.04.2025
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