„Duschen und Zähneputzen – Was im Leben wirklich zählt“ – so nennt sich die Lesung von Angelika und Robert Atzorn, die am Samstag, 1. Juni im Königlichen Kurtheater Bad Wildbad stattfindet. Aus den Medien bekannt als erfolgreicher Schauspieler wie zum Beispiel als „Unser Lehrer Dr. Specht“, Kommissar Casstorff im Hamburger Tatort und Kommissar Clüver in „Nord Nord Mord“, hat Robert Atzorn 2017 dem Fernsehen den Rücken gekehrt. Nun gibt er im Alter von 79 Jahren Einblicke in sein Privatleben und hält dabei auch Rückschau. Im Interview mit dem „Wildbader Anzeiger“ verraten Angelika und Robert Atzorn unter anderem, was es mit dem Buchtitel auf sich hat. Was zählt denn nun im Leben wirklich?
Wildbader Anzeiger: Herr Atzorn, in Ihrem Buch schreiben Sie über die Höhen und Tiefen in Ihrem Leben. Ist Ihnen das schwergefallen?
Robert Atzorn: Nein (lacht). Mein Vater war Journalist und ich habe auch bei mir eine Spur von Schreiblust entdeckt. Ich finde es wichtig mitzuteilen, dass der Beruf eines Schauspielers nicht nur von positiven Erlebnissen gepflastert ist. Gerade wenn sich irgendwann der Erfolg einstellt, ist es interessant, den Weg aufzuzeigen, der dazu nötig war.
Wildbader Anzeiger: Wie kommt man auf die Idee, als Ehepaar eine gemeinsame Autobiografie zu schreiben?
Angelika Atzorn: Geplant war das zunächst nicht. Ich habe gelesen, was Robert geschrieben hat und dachte zunächst: Ich kann nicht schreiben. Irgendwann habe ich selbst angefangen zu schreiben. Rückblickend war das eine tolle Zeit für uns beide. Wir haben uns gegenseitig immer das vorgelesen, was wir geschrieben haben und der eine hat dem anderen gesagt, was man ergänzen oder streichen könnte. Wir können ja gut miteinander und teilen auch viel in unserem Leben.
Wildbader Anzeiger: Sie kennen sich ja schon eine Ewigkeit. 1973 lernten Sie sich an den Städtischen Bühnen Dortmund kennen. Mittlerweile sind Sie seit 50 Jahren verheiratet. Was ist Ihnen – außer dem Duschen und Zähneputzen – in Ihrer Beziehung wichtig?
Angelika Atzorn: Diese Frage beantworten wir beide gleich, denn da decken sich unsere Ansprüche: Vertrauen, Verbundenheit, Offenheit, Ehrlichkeit, Treue, Kommunikation, Loyalität, Unterstützung, Humor, Kompromissbereitschaft und Spiritualität. Letztlich sind tiefe Liebe und Freundschaft das Fundament unserer Verbindung.
Wildbader Anzeiger: Herr Atzorn, einem größeren Publikum bekannt wurden Sie durch die Hauptrollen in den TV-Serien „Oh Gott, Herr Pfarrer" und „Unser Lehrer Dr. Specht“. Als Hamburger Tatort-Kommissar zählten Sie zu der prominenten Fernsehschauspielriege hierzulande. Wie hat sich Ihr Leben dadurch geändert?
Robert Atzorn: Für mich persönlich eigentlich gar nicht. Sicher wurde ich bekannter, aber in meinem Herzen bin ich der Alte geblieben: bodenständig, dankbar und herzlich allen Menschen gegenüber. Mein Weg war zu holprig und das vergisst man nicht. Ich habe mehr erreicht, als ich je zu hoffen wagte, und so bleibt eine Bescheidenheit dem Leben gegenüber.
Wildbader Anzeiger: Frau Atzorn, eines der Kapitel, das Sie geschrieben haben, heißt „Es ist grandios, mit einem Schauspieler zu leben." Stimmt das wirklich?
Angelika Atzorn: Der Titel ist ironisch gemeint. Es war, ehrlich gesagt, nicht immer leicht mit Robert. Aber ich muss auch zugeben, dass ich ein sehr abwechslungsreiches, lebendiges und spannendes Leben an seiner Seite bis jetzt hatte.
Wildbader Anzeiger: Was hat es mit dem Buchtitel „Duschen und Zähneputzen – Was im Leben wirklich zählt" auf sich? Was zählt denn nun im Leben wirklich?
Robert Atzorn: Theo Lingen steckt eigentlich dahinter. Warum? Auf die Frage eines jungen Schauspielers, was man denn machen muss, um berühmt zu werden, sagte Theo Lingen lakonisch: „Duschen und Zähne putzen.“ Das fanden wir als Buchtitel lustig.
Wildbader Anzeiger: 2017 haben Sie, Herr Atzorn, der Theaterbühne und dem Fernsehen den Rücken gekehrt. Warum?
Robert Atzorn: Ganz ehrlich: Ich wollte mich selbst nicht mehr im TV sehen. Der Stress vor der Kamera wurde für mich zur Belastung.
Wildbader Anzeiger: Wie sieht Ihr Leben heute aus?
Robert Atzorn: Wir haben gerade unser Haus am Chiemsee verkauft und sind in eine Wohnung ein paar Meter weiter gezogen. Da sitzen wir jetzt mit 40 Umzugskartons und es fühlt sich ein bisschen an wie zu Studienzeiten. Wir sind im Leben schon oft umgezogen, aber dieser Umzug war der anstrengendste. Wir mussten uns von so vielen Dingen trennen – auch von unserem Garten, obwohl ich höchstens einen gelben Daumen habe. Angelika hat den grünen Daumen, hat immer Salat und Gemüse und all sowas angebaut. Neben dem Schreiben ist uns Spiritualität ganz wichtig. Angelika meditiert jeden Tag und macht auch jeden Tag Yoga, ich bin nicht ganz so konsequent, aber mache auch oft Yoga. Momentan sind wir außerdem noch gut mit unseren Lesereisen beschäftigt. Danach möchten wir gerne künstlerisch zusammen auftreten.
Wildbader Anzeiger: Eine nächste Autobiografie ist also nicht in Planung. Sondern?
Robert Atzorn: Der Arbeitstitel ist noch geheim, aber es wird eine Zusammenstellung von Komikern wie Loriot und Heinz Erhard, die wir auf der Bühne zum Besten geben.
Wildbader Anzeiger: Worauf dürfen sich die Besucher in Bad Wildbad freuen?
Robert Atzorn: Wir geben einen Querschnitt aus unserem Buch wieder. Was wir genau lesen, hängt immer ein wenig davon ab, wie wir selbst drauf sind an dem Tag. Was immer gut ankommt, sind die Geschichten von Angelika, die viel über unsere Beziehung geschrieben hat. Angelika moderiert außerdem immer die Übergänge, ich lese. Es ist dabei auch gewünscht, dass die Leute Fragen stellen. Auch nach der Lesung stehen wir für Fragen bereit. Wir signieren unser Buch auch gerne und haben natürlich auch genügend Bücher zum Kaufen dabei.
Interview: Maren Moster
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Zur Person
Robert Atzorn wurde 1945 in der Kleinstadt Bad Polzin (früher Pommern, heute Polen) geboren, wuchs in Oldenburg und Hamburg auf und erhielt nach seiner Schauspielausbildung 1969 diverse Engagements an deutschen Theatern. Seit Beginn seiner Fernsehkarriere Anfang der 80er-Jahre war Robert Atzorn aus dem deutschen TV nicht mehr wegzudenken und wurde unter anderem mit der Goldenen Kamera und dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Besondere Beliebtheit erlangte er durch seine Hauptrolle in „Unser Lehrer Doktor Specht" und als Hauptkommissar Theo Clüver in „Nord Nord Mord". 2017 gab Robert Atzorn sein offizielles Karriereende bekannt und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Er wohnt mit seiner Ehefrau Angelika am Chiemsee in Bayern.