Einstimmig fasste der Gemeinderat in seiner April-Sitzung den erneuten Auslegungsbeschluss für den Bebauungsplan "Zwischen Christoph- und Storlachstraße". Dahinter verbirgt sich ein ambitioniertes Bauprojekt der GWG-Wohnungsgesellschaft Reutlingen: 156 neue Wohnungen sollen auf dem ehemaligen Bauhofgelände entstehen - zu 100 Prozent öffentlich gefördert und in Rekordzeit gebaut.
Denn der Spatenstich für die insgesamt neun neuen Gebäude, von denen eines gewerblich genutzt werden soll, könnte schon Ende des Jahres auf der Agenda stehen. Ende 2027 könnte das neue Quartier fertig sein. Nicht umsonst bezeichnet Oberbürgermeister Thomas Keck das Vorhaben als "Leuchtturmprojekt": "Gemeinsam setzen wir als Stadt und GWG das klare Zeichen, dass wir uns nicht von Krisen lähmen lassen, sondern dass wir trotz rückläufiger Genehmigungszahlen und Fachkräftemangel Lösungen für den Mangel an Wohnraum finden - und dass wir nicht nur über bezahlbaren Wohnraum reden, sondern ihn schaffen – gerade dort, wo er am dringendsten gebraucht wird".
Das Konzept vereinbare bezahlbaren Wohnraum, serielles Bauen und nachhaltige Stadtentwicklung, unterstreicht der Rathaus-Chef. Das ehemalige Bauhofareal werde so zu einem Vorbildprojekt für energieeffiziente und soziale Stadtentwicklung. "Kurze Wege und ein Mix aus Wohnen und Gewerbe beleben das Quartier und die zentrumsnahe Lage sichert Anbindung an Infrastruktur und fördert sozialen Austausch". Das Neubauprojekt kann durchaus als Modellprojekt für kostengünstiges Wohnen dienen, ergänzt Baubürgermeisterin Angela Weiskopf, "wir werden es auch für die Internationale Bauausstellung (IBA) 2027 einreichen".
Die Chancen stehen gar nicht so schlecht, denn: "Serielles und kostengünstiges Wohnen heißt nicht 'Plattenbau 2.0'", verdeutlicht Lars Grüttner, technischer Geschäftsführer der GWG. Unterschiedliche Höhen und Fassadengestaltungen dank verschiedener Häusertypen sorgen für eine ansprechende Optik. Gewerbliche Nutzungen in den Erdgeschossen bilden überdies "eine Brücke zwischen Wohnen und Gewerbe", so Grüttner - beides ist in der unmittelbaren Nachbarschaft bereits seit Langem vertreten. Das Tüpfelchen auf dem i: "Ein Baumbestand, wie es ihn bislang noch nicht gibt", sagt Florian Bertz, der bei der GWG für das Projekt verantwortlich zeichnet.
Ursprünglich sollte auf dem ehemaligen Bauhofareal der Siegerentwurf eines Wettbewerbs im Jahr 2020 umgesetzt werden, doch wegen der veränderten Marktlage der Baubranche musste die vorgesehene Konzeptvergabe mit Baugemeinschaften letztlich verworfen werden. Im September vergangenen Jahres fasste der Gemeinderat deshalb den Grundsatzbeschluss, das Gebiet gemeinsam mit der GWG zu entwickeln. Neben der seriellen Bauweise wirkt sich unter anderem auch eine Quartiersgarage positiv auf die Baukosten aus. Denn so ein Stellplatz in den damals vorgesehenen Tiefgaragen, bilanziert Angela Weiskopf, schlage heutzutage mit 50.000 Euro zu Buche.
Voraussichtlich noch vor der Sommerpause kann der Gemeinderat den Satzungsbeschluss fassen, so Stadtentwicklungsamts-Leiter Stefan Dvorak. Ebenfalls noch vor der Sommerpause wird die GWG dann den Bauantrag einreichen: "Dank der guten und parallelen Zusammenarbeit zwischen Stadt und GWG können wir mit einem zügigen Planverfahren und einer raschen Umsetzung preiswerten Wohnraum in hoher Qualität anbieten".
Und das, resümiert Oberbürgermeister Keck, sei schließlich die klassische Aufgabe des kommunalen Wohnungsbaus: "Dieses Projekt zeigt, dass es geht, wenn man will!"