Sie spielen auch eine bedeutende Rolle in unseren Ökosystemen. Ihr Schutz ist wesentlich für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Kein Wunder also, dass ihnen im Museum im Alten Rathaus eine eigene Fotoausstellung gewidmet ist – unter dem Titel „Gezähnt, geflügelt, gefährdet“.
Entstanden ist sie dank des Engagements der beiden Fotografen Michael Post und Claus Herboth sowie durch die Initiative von Kulturreferentin Dr. Jasmin Hettinger und dem Arbeitskreis Museum, die sich des Themas mit großem Interesse angenommen und die Ausstellung gemeinsam mit den Fotografen realisiert haben.
Zur Eröffnung der Ausstellung begrüßte Hettinger die Besucher und wies auf die verschiedenen Aspekte hin, die in der Schau aufgegriffen werden. So zeigt sie etwa, wie die außergewöhnliche Flugtechnik der Libellen als Vorbild für die Entwicklung von Hubschraubern diente. Das Besondere daran ist, dass Libellen ihre beiden Flügelpaare – Vorder- und Hinterflügel – unabhängig voneinander bewegen können. Die sogenannte Bionik, also die Übertragung von Prinzipien aus der Natur auf technische Entwicklungen, profitiert bis heute von dieser besonderen Fähigkeit.
Doch nicht nur die Technik, auch die Kunst ließ sich von den anmutigen Insekten inspirieren. Die Ausstellung verweist auf den Einfluss der Libellen auf die Jugendstil-Bewegung und präsentiert in einer Vitrine Haikus des japanischen Dichters Kobayashi Issa, der in seinen poetischen Miniaturen immer wieder auf Naturmotive wie die Libelle zurückgriff. Einen künstlerischen Zugang bietet auch eine Aluminiumskulptur von Dieter Czech, die eine Libelle darstellt, sowie ein filigran gearbeitetes Präparat von Hartmuth Schweizer, das besonders eindrucksvoll die zarten Flügelstrukturen sichtbar macht.
Gleichzeitig macht die Ausstellung auf die Bedrohung aufmerksam, der Libellen heute ausgesetzt sind. Verlust und Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume, aber auch die Folgen des Klimawandels gefährden die Existenz dieser außergewöhnlichen Insekten zunehmend. Auch auf diesen Aspekt wies Kulturreferentin Hettinger in ihrer Einführung hin. Begleitend zur Ausstellung stehen die beiden Fotografen für Führungen und Vorträge zur Verfügung (Programm siehe unten).
In zwei Räumen des Museums – im ersten und zweiten Obergeschoss – präsentieren Post und Herboth ihre Libellenfotografien. Post ist Mitglied der Schutzgemeinschaft Libellen in Baden-Württemberg und der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen, zwei Organisationen, die sich der Förderung des Wissens über Libellen und dem Schutz heimischer Arten widmen. Seit dem Jahr 2020 arbeitet er zudem ehrenamtlich für die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg und beteiligt sich an der Erfassung des Ist-Zustandes verschiedener Libellenpopulationen an Gewässern im Land.
Claus Herboth berichtete, dass ihn die Leidenschaft für Libellen durch Michael Post ergriff, und schwärmte von ihnen als faszinierenden Wesen mit bemerkenswerten Eigenschaften. Es sei mehr als gerechtfertigt, diesen Tieren Aufmerksamkeit zu schenken, da man viel von ihnen lernen könne – nicht nur über die Libellen selbst, sondern über die Insektenwelt insgesamt. Auch über die fotografischen Herausforderungen sprach Herboth: Da Libellen in der Regel mit Geschwindigkeiten von bis zu 50 Stundenkilometern fliegen, sei es äußerst schwierig, ein gutes Bild von ihnen zu bekommen. Man müsse ihre Flugbahn vorausahnen, und manchmal seien bis zu tausend Aufnahmen nötig, um ein einziges brauchbares Foto zu erhalten.
Besonders spannend finde Herboth den Paarungsflug im Tandem und die Bildung des sogenannten Herzrades, die er versucht hat, fotografisch einzufangen. Sein zentrales Anliegen sei es, andere dazu anzuregen, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen und die Welt der Libellen mit offenen Augen wahrzunehmen. Die Ausstellung ist noch bis zum 20. Juli im Museum im Alten Rathaus zu sehen, jeweils samstags von 10 bis 16 Uhr und sonntags von 11 bis 17 Uhr.
Um die Thematik der Fotoausstellung zu Libellen zwischen Kunst und Klimawandel weiter zu vertiefen, bieten die beiden Fotografen sowie weitere Experten Führungen und Vorträge an. In Zusammenarbeit mit dem Kreisforstamt Rhein-Neckar wurde ein vielseitiges Begleitprogramm erstellt: