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Liederabend Claire Winkelhöfer und Lucas Gottfried in der Alten Schule

Viele Konzertbesucher in Osterburken werden sich noch lebhaft an den Liederabend von Claire Winkelhöfer erinnern, den sie vor zwei Jahren zusammen mit...
Foto: Musikschule Bauland

Viele Konzertbesucher in Osterburken werden sich noch lebhaft an den Liederabend von Claire Winkelhöfer erinnern, den sie vor zwei Jahren zusammen mit Istvan Koppányi in der Alten Schule gegeben hat. Nun war die junge Sängerin in einer Veranstaltung des Fördervereins der Musikschule Bauland an gleicher Stelle wieder zu hören. Begleitet wurde sie diesmal von dem Pianisten und Komponisten Lucas Gottfried.

Claire Winkelhöfer, die ihre musikalische Grundausbildung an der Musikschule Bauland erhalten hat, wird im Juni ihr Studium am Mozarteum Salzburg mit dem Bachelor abschließen. Im Rahmen ihres Studiums hat sie bereits in zwei Opernproduktionen des Mozarteums sowie in einer Inszenierung von Franz Lehárs „Der Sterngucker“ bei den Festspielen in Bad Ischl mitgewirkt.

Lucas Gottfried hat nach dem Abitur ein Studium der Instrumentalpädagogik mit Hauptfach Klavier absolviert und studiert derzeit in Salzburg Musiktheorie.

2024 hat Gottfried den 1. Preis im Richard-Strauss-Wettbewerb gewonnen, bei dem die Vervollständigung eines Liedfragments von Richard Strauss gefordert war. Sein Wettbewerbsbeitrag wurde 2024 bei den Richard-Strauss-Tagen in Garmisch-Partenkirchen von der weltbekannten Sopranistin Camilla Nylund vorgetragen, wahrhaft ein Ritterschlag für den jungen Komponisten.

Auch in Osterburken war Gottfried mit eigenen Werken vertreten, zu Beginn mit der Uraufführung von zwei Liedern, op. 12, nach Texten von Therese Dahn. Man durfte gespannt sein, wie sich Gottfrieds Kompositionen neben den Werken von Hugo Wolf und Richard Strauss, zwei ausgewiesenen Größen der spätromantischen Liedkomposition, ausnehmen. Schon nach wenigen Takten wurde klar: Gottfried beherrscht den spätromantischen Tonsatz par excellence. Seine Werke können mühelos neben den Kompositionen von Strauss und Wolf bestehen. Und dafür kann man ihm nur größten Respekt zollen.

Auch wurde schnell deutlich, dass die Sängerin und der Pianist perfekt miteinander harmonierten. In vollkommenem Einvernehmen gestalteten sie die Lieder „Anemonen“ und „Epheu“ nach Gedichten von Therese Dahn. Nelli Koppányi hatte zuvor in das Programm eingeführt und den Text des Liedes „Anemonen“ vorgetragen. Auch zu den weiteren Programmbeiträgen steuerte sie Erläuterungen und biografische Informationen bei. An dieser Stelle sei angemerkt, dass es hilfreich gewesen wäre, dem Publikum Textblätter zu den Liedern an die Hand zu geben. Trotz vorbildlicher Artikulation der Sängerin dürfte es für das Publikum kaum möglich gewesen sein, den zum Teil recht komplexen Texten zu folgen.

Es folgten 13 Lieder aus Hugo Wolfs Italienischem Liederbuch. Als Textvorlage dazu hat Paul Heyse 46 volkstümliche italienische Lieder ins Deutsche übertragen und dabei kleine poetische Kunstwerke geschaffen, in denen unterschiedlichste Facetten der Beziehung zwischen Frau und Mann thematisiert werden.

Die beiden Künstler haben hier eine Auswahl getroffen, bei der eine junge Frau ihre Beziehung zu einem Mann bzw. Männern definiert, wobei die Ausdrucksbereiche von tiefem Ernst bis ins Launische, Skurrile und Groteske reichen.

Die Lieder fordern geradezu heraus zu theaterhafter Darstellungsweise. Und hier nun war Claire in ihrem Element. Neben einer hervorragenden Musikalität verfügt sie nämlich über ein umwerfendes schauspielerisches Talent. Und so war es überwältigend, wie sie beispielsweise den tiefen Abschiedsschmerz im Lied „Mir ward gesagt“, die Pikiertheit einer jungen Frau im Lied Nr. 6 oder die subtile Bosheit in Nr. 10 mimisch und gestisch zum Ausdruck brachte. Stimmlich ist Claire Winkelhöfer inzwischen zu einer veritablen Opernsängerin gereift. Sie bevorzugt auch bei ihrer Liedinterpretation den großen, opernhaften Gestus, den sie aber auch wohl zu dosieren weiß. So gestaltete sie Wolfs Lieder nuancenreich und differenziert, immer sensibel der jeweiligen Emotion nachspürend. Bei alldem erwies sich Lucas Gottfried als souveräner Begleiter, der bei allen technischen Schwierigkeiten des Klavierparts stets den Eindruck von Leichtigkeit vermittelte, der mit einem weichen, klangschönen Piano zu berühren wusste oder auch mit einem zupackenden Fortissimo die Wände zum Erzittern brachte.

Nach der Pause standen sechs Lieder von Richard Strauss auf dem Programm, aus op. 10 „Zueignung“ nach einem Text von Hermann von Gilm, die „Mädchenblumen“ op. 22 nach Gedichten von Felix Dahn und schließlich die Nr. 8 aus op. 10 mit dem Titel „Allerseelen“. Letzterem liegt ein ergreifender Text zugrunde, der einerseits die Unerbittlichkeit des Todes, zum anderen, die tiefe Verbundenheit des hinterbliebenen zum verstorbenen Partner zum Ausdruck bringt. Gerade die dritte Strophe bietet den Interpreten Gelegenheit zu einem großen Höhepunkt, der von den beiden Künstlern wunderbar zelebriert wurde und somit auch zu einem der eindrucksvollsten Momente des Konzerts geriet.

Den letzten Programmteil bildete noch einmal eine Komposition von Lucas Gottfried, vier Lieder op. 10 nach Texten von Hermann Hesse und John Henry Mackay. Auch hier setzt Gottfried wieder auf die schwelgerische Melodik der Spätromantik, unterfüttert mit der für die Epoche typische chromatisch angereicherte Harmonik. Hie und da war auch schon die Tür zur Freitonalität des Expressionismus geöffnet. Die Kombination seiner Kompositionen mit Werken von Strauss und Wolf macht auch deshalb Sinn, weil hierdurch die Quellen seiner Inspiration deutlich werden. Für eine fulminante Schlusswirkung war gesorgt, schwingt sich doch die Singstimme am Ende des letzten Liedes zu mächtigen Klavierakkorden bis zum hohen h hinauf.

Es muss kaum erwähnt werden, dass das Publikum mit großer Begeisterung reagierte. Die Interpreten bedankten sich mit einer kokett und kapriziös vorgetragenen Arie von Johann Strauss aus der Operette „Die Fledermaus“.

In der Konzertpause reichten fleißige Hände engagierter Mitglieder des Fördervereins Leckerbissen, die ein Übriges zu der genussreichen Veranstaltung beitrugen.

Georg Fischer

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Amtsblatt der Stadt Osterburken
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Ausgabe 19/2025
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