Grötzingen wurde 991 n. Chr. gegründet. Es feiert also im nächsten Jahr sein 1035-jähriges Bestehen. Das „Badische Malerdorf“ kann somit auf eine lange Geschichte zurückblicken. Während dieser Zeit entstanden einige Sagen, die der Freiburger Schriftsteller und Historiker Wendelin Duda im Band „Die Sagen von Karlsruhe-Durlach und dem unteren Pfinzgau“ zusammengestellt hat. Allein von Grötzingen sind 14 Sagen des über 100 Seiten zählenden Bandes beschrieben.
Mit Grötzingen verbinden viele den Grötzinger Utznamen „Hottscheck“. In der Sage „Hottscheck“ (Wilhelm Mössinger: „Grötzingen“, 1965) heißt es gleich zu Beginn: „Die häufigste Erklärung für den Übernamen ‚Hottscheck‘ ist die, dass die Franzosen in einem Kriege die Glocke geraubt haben, aber mit ihr nur bis nach Durlach kamen.“ Der weitere Verlauf der Geschichte ist vielen, vor allem den Grötzingern wohlbekannt und wird mit der Sage „Der Raub der Grötzinger Glocke“, ebenfalls von Wilhelm Mössinger, fortgesetzt.
Bernhard Baader beschreibt in „Der Schatz zu Grötzingen“ (aus „Volkssagen aus dem Lande Baden", 1851) wie „(…) zu Grötzingen ein prächtiges Schloss stand, worin ein König Hof hielt. In der Sage geht es um Gold, das von Grötzinger Bürgern dort gesehen wurde, aber auch um umherschwebende Sterne und Geister. Vier kleinere Sagen wie „Der feurige Mann“, „Schneckenhäuser in Gold verwandelt“ (beide von Bernhard Baader), „Im schwarzen Acker zu Grötzingen“ und „Der Tod und der Bauer“ (alle von Wilhelm Mössinger) folgten. Danach kam mit Wilhelm Mössingers Sage „Der verdrehte Turm“ eine Geschichte, die weit über Grötzingen hinaus bekannt wurde. Der Teufel hatte es seinerzeit nicht gut mit dem Grötzinger Gotteshaus gemeint und versuchte, den Turm umzuwerfen. Es gelang ihm nicht, aber der Kirchturm war verdreht.
Weitere Sagen wie „Das Gespenst im Kirchturm“, „Am Gänsbrückle läuft ein Käfer“ oder „Der wilde Rosenstrauch im Moor“ (alle von Wilhelm Mössinger) folgen und vermitteln „ein sagenhaftes Bild von Grötzingen“ an Plätzen, die auch heute noch auffindbar sind.
Grötzingens Nachbardorf Durlach nimmt mit über 40 Sagen den größten Platz ein. Schließlich lautet der Titel „Die Sagen von Karlsruhe-Durlach und dem unteren Pfinzgau.“ Das Buchcover ziert der kolorierte Stich „Durlach mit dem Turmberg – Ansicht von Westen“ von Christian Leopold (1699-1755). Das Durlacher Wahrzeichen, der Turmberg, sollte schließlich in Sagen wie „Die Seeräuber vom Turmberg“, „Die Geister vom Turmberg“ oder „Die gelben Bleche“ (alle von Bernhard Baader) wieder auftauchen. Die Sage „Das Schloss Karlsburg zu Durlach“ (Autor Hans Detlev Rösinger in „Badische Heimat 1925“) schließlich führt zu einem weiteren Wahrzeichen von Durlach, der Karlsburg. Weitere Sagen aus Wolfartsweier, den Bergdörfern, Weingarten und Umgebung sind in dem Buch vertreten. (ras)