Welche Bedeutung hat die Literatur für unser Verständnis von Freiheit, unsere politischen Werte und das demokratische Leben? Dieser Frage stellt sich der Literatursommer 2024 mit dem Themenschwerpunkt Literatur und Demokratie. Die Baden-Württemberg-Stiftung richtet von Mai bis Oktober 2024 die zwölfte Auflage des landesweiten Literatursommers aus.
Diesem Thema schließt sich die Schillerstadt gerne an. Während in der Marbacher Innenstadt vier Leseveranstaltungen „Freiheit in Marbachs Gassen“ versprechen, ist auf der Schillerhöhe die Klanginstallation „IN TYRANNOS!“ zu hören. Außerdem bietet das Deutsche Literaturarchiv Marbach einen Aktionstag und spannende Workshops im Rahmen des Kinder- und Jugendliteratursommers an (www.dla-marbach.de).
Der Literatursommer im Marbach startet am Mittwoch, den 1. Mai, um 18 Uhr mit „Lieder der Freiheit“ (Startpunkt: Niklastorstraße 21 / Ecke Untere Holdergasse). Die historischen Marbacher Holdergassen werden als "Gassen der Freiheit" mit Liedern und Liedtexten auf besondere Art und Weise in Szene gesetzt. Die Besucherinnen und Besucher erleben im Rahmen eines moderierten Wandelkonzerts über mehrere Marbacher Gassen hinweg den "Tag der Arbeit" mit Liedern der Freiheit von deren Anfänge bis zur Gegenwart. Text- und Liedauswahl und Moderation: Heiko Kusiek, LitSpaz, Musik: Stefan Lehmann.
Weiter geht die Lesereihe anlässlich des 91. Jahrestags der Bücherverbrennung am Freitag, den 10. Mai, um 19 Uhr (vor dem Rathaus, Marktstraße 23) mit dem Programm „Verbrannte Dichter“. Am 10. Mai 1933 verbrannten Studenten, Professoren und organisierte Nazi-Trupps auf dem Berliner Opernplatz und in 21 anderen deutschen Universitätsstädten zehntausende Bücher von ihnen missliebigen Autoren. Zum Jahrestag dieser akribisch vorbereiteten Aktion erinnert der renommierte Sprecher Rudolf Guckelsberger (SWR) anhand wichtiger Zeitdokumente an die Fakten und liest aus Werken der "verbrannten Dichter", darunter Erich Kästner, Bertolt Brecht und Thomas Mann.
Auf der Schillerhöhe setzt sich das Programm am Sonntag, 19. Mai, um 11 Uhr mit der Eröffnung der Klanginstallation „In tyrannos!“ fort. Das Deutsche Literaturarchiv Marbach nimmt das Motto des Literatursommers 2024 wörtlich, indem es die Kolonnaden rund um das Literaturmuseum der Moderne zu Gassen „In tyrannos!“ werden lässt. Klanginstallationen erweitern die Innenräume des Museums in den Außenraum und bringen in Wendezeiten entstandene Texte aus den Beständen des Archivs zu Gehör, die zum Nachdenken darüber einladen, was Freiheit sein kann und welchen Beitrag Literatur in Momenten der (Welt)Geschichte, in denen Freiheit bedroht ist, zu leisten vermag.
Im Garten der Stadtbücherei (Hauffstraße 7) liest am Donnerstag, 18. Juli, um 19 Uhr Lena Gorelik aus "Wer wir sind". Ihr Roman spielt im Jahr 1992. Ein Mädchen reist mit den Eltern, der Großmutter und ihrem Bruder von St. Petersburg nach Deutschland, Ludwigsburg, aus, in die Freiheit. Was sie dafür zurücklässt, sind ihre geliebte Hündin Asta, die Märchen-Telefonnummer und fast alles, was sie mit Djeduschka, Opa, verbindet – letztlich ihre Kindheit. Im Westen merkt die Elfjährige, dass sie jetzt eine andere und «die Fremde» ist. Ein Flüchtlingskind im selbstgeschneiderten Parka, das die Wörter so komisch ausspricht, dass andere lachen.
Zum Abschluss der Lesereihe liest Chris Scheuing-Bartelmess am Freitag, 26. Juli, um 19 Uhr (vor dem Rathaus, Marktstraße 23) aus „Parme und das Grundgesetz“. Die in Marbach-Rielingshausen lebende Autorin legte den Grundstein für die Kommissarin Parme-Reihe bereits im Jahr 2012. Immer wieder ist die Kommissarin mit diversen Alltagsproblemen befasst. Bei der Aufklärung eines Mordes im Frauenhaus wühlt sie sich durch ein Geflecht von sozialen und wirtschaftlichen Interessen. Chris Scheuing-Bartelmess legt den Fokus auf grundlegende ethische Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Parme und das Grundgesetz ist ihr dritter Krimi mit Kommissarin Parme.
Die Leserreihe „Freiheit in Marbachs Gassen“, veranstaltet durch das Kulturamt Marbach in Zusammenarbeit mit dem Schillerverein und der Stadtbücherei. Ein Flyer mit den Marbacher Veranstaltungen sowie das Programmheft des landesweiten Literatursommers, herausgegeben von der Baden-Württemberg Stiftung, ist ab Mitte April beim Marbacher Kulturamt erhältlich (kultur@schillerstadt-marbach.de, Tel. 07144 102 314) bzw. zum Download unter www.schillerstadt-marbach.de.
Das Deutsche Literaturarchiv Marbach bietet außerdem Veranstaltungen im Rahmen des Kinder- und Jugendliteratursommers 2024 zum Thema „Kinder- und Jugendliteratur – Sprache der Freiheit und Demokratie“ an:
„Es gibt keine Trägheit des Herzens mehr!“ Dieses Ergebnis aus dem Vertrag zwischen den Tieren und den Staatsoberhäuptern in Erich Kästners Kinderroman „Die Konferenz der Tiere“ rahmt das Programm des Museumsaktionstages im Literaturmuseum der Moderne am Sonntag, den 30. Juni. In einer Lesung mit Stefanie Taschinski für Familien, einer Wilhelm-Tell-Aufführung für Kinder mit dem Weiten Theater Berlin, einer musikalischen Bühnenperformance von Kästners Konferenz der Tiere mit dem Ensemble Insieme. In Museumsführungen und einem Kreativprogramm der Buchkinder Leipzig wird darüber nachgedacht, wie eine friedliche und gerechte Welt für alle Realität werden kann, wie es möglich ist, sich einzusetzen für ein gutes Miteinander, und wie man empfindsam bleibt für Kummer und Freude der anderen.
Im „Ferienworkshop: Freiheitsgedanken“ am 25. und 26.07. fragen sich Kinder zwischen 8 und 12 Jahren: Was bedeutet Freiheit – für mich, meinen Alltag und die anderen? Welche Helden der Freiheit finden wir bei Schiller und anderen Schriftsteller/-innen? Sie philosophieren über Freiheit und weitere Fragen des Lebens und halten ihre Gedanken und Ideen in selbst verfassten und gestalteten Büchlein fest.
Im „Ferienworkshop: Comics zeichnen mit dem Illustrator Valentin Krayl“ am 01. und 02.08. denken Kinder und Jugendliche ab 11 Jahren über das Thema Freiheit nach und zeichnen ihre eigenen Bildergeschichten, unterstützt durch den Illustrator Valentin Krayl.
Weitere Informationen unter
www.schillerstadt-marbach.de | www.dla-marbach.de |
www.literatursommer.de | www.liso.events
AKTEURE DER LESEREIHE „GASSEN DER FREIHEIT“
Heiko Kusiek ist Mitinhaber der LitSpaz Hahn, Kusiek & Laing, die seit nunmehr 25 Jahren Literatur-Spaziergänger der Region Stuttgart anbieten. Stefan Lehmann, Dipl.-Soz.-Pädagoge (BA) und Absolvent des Münchner Gitarreninstituts. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit ist er freischaffender Musiker und Gitarrenlehrer.
Rudolf Guckelsberger studierte zunächst katholische Theologie, dann Sprechkunst und Sprecherziehung an der Musikhochschule Stuttgart. Seit 1990 arbeitet er als Sprecher und Moderator beim Südwestrundfunk (SWR). Schwerpunkt seiner künstlerischen Tätigkeit ist die Konzeption und Präsentation von Lesungen. Sein ständiges Repertoire umfasst weit mehr als 150 Programme mit einem breiten Themenspektrum.
Lena Gorelik, 1981 in St. Petersburg geboren, kam 1992 mit ihren Eltern nach Deutschland. Ihr Roman «Hochzeit in Jerusalem» (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert, der viel gelobte Roman «Mehr Schwarz als Lila» (2017) für den Deutschen Jugendbuchpreis. Regelmäßig schreibt Lena Gorelik Beiträge zu gesellschaftlichen Themen, u. a. für die Süddeutsche Zeitung oder Die Zeit. Sie lebt in München.
Chris Scheuing-Bartelmess wurde auf der Schwäbischen Alb geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit in Stuttgart. Als Studentin war sie Astareferentin gegen Rassismus an der Universität Stuttgart. Sie studierte Politikwissenschaften, BWL und VWL und war Stipendiatin der Dr. Eugen-Ebert-Stiftung. Heute lebt sie in einem über 300 Jahre alten Schulhaus. Seit 25 Jahren engagiert sie sich gegen Gewalt an Frauen und Kindern. Sie ist Ortschaftsrätin in Rielingshausen und Stadträtin in Marbach am Neckar.