Im Rahmen der Literaturtage wird die Abschlussveranstaltung durchaus mit Lokalkolorit gefärbt sein. Autorin Claudia Hass-Steigerwald und Fotograf Bernd Siebold stellen dann ihr Buch „Mach, was dich erfüllt und bewegt“ vor. Ein Band mit Portraits ganz verschiedener Menschen – und voller Impulse. Für Siebold, der sein Studio in der Bachgasse hat, ein Heimspiel.
Sie wollten, so erzählt die Autorin, etwas machen, das sie selbst bewegt. Sie, das sind Claudia Haas-Steigerwald, Inhaberin einer Kommunikationsagentur in Ladenburg, und eben Bernd Siebold. Die beiden kennen sich durch verschiedene Kundenprojekte. Der Wunsch nach etwas außerhalb des eigentlichen Jobs, nach etwas, das von Leichtigkeit geprägt ist, verbindet sie. Ein Friseurbesuch gibt die entscheidende Idee zu einem gemeinsamen Projekt. In Hirschberg begegnet Claudia Haas-Steigerwald Günther Fath. Der Friseurmeister ist damals längst in Rente, geht aber nach wie vor mit Freude seinem Handwerk bei Besuchen in Senioreneinrichtungen nach. Woher kommt diese Motivation? Und wenn es mehr von der Sorte Faths gibt – was treibt sie an? Was haben sie anders gemacht in ihrem Leben als jene, die mit 60 Jahren schon ausgebrannt sind?
Mit dieser Idee beginnt im Frühjahr 2019 die Arbeit am Buch. Für Autorin und Fotograf startet es mit der Suche nach Menschen und ihren Geschichten. Sie finden sie, und sie werden von ihnen gefunden. Am Ende stehen elf Portraits. Es sind elf ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, elf ganz unterschiedliche Geschichten und Wege und Berufungen. Es geht um ehrenamtliches Engagement. Um Unternehmertum. Und um die Zwischentöne in den Leben der Menschen. Haas-Steigerwald sagt, die Begegnung mit Günther Fath sei inspirierend gewesen. Alle anderen, das bestätigen sowohl sie als auch Bernd Siebold, sind es genauso. Sie treffen Friedensnobelpreisträger und Bangladeschs derzeitigen Ministerpräsidenten Mohammad Yunus, Hirnforscher Gerald Hüther und Unternehmer Wolfgang Grupp. Sie sprechen mit Rosi Gollmann, Gründerin der Andheri-Hilfe, und machen sich auf den Weg nach Italien, um den Designer und Architekten Michele De Lucchi zu portraitieren. Er ist es, der am Ende das Cover ihres Buches „Mach, was dich erfüllt und bewegt“ ziert.
Das Vorgehen ist immer gleich: Während Haas-Steigerwald die Gespräche führt, wartet Bernd Siebold als Fotograf auf den Moment der Öffnung, wenn etwa aus den Augen der alten Dame das 16-jährige Mädchen strahlt. „Dann habe ich einen Zugang“, beschreibt er seinen Part. Entstanden sind so neben Hochglanzfotos auch jene, die den Menschen reduziert auf sein Wesen einfangen. „Die leisen Fotos“, wie Siebold sie nennt.
Wer sich einem solchen Projekt widmet, dem ist fast zwangsläufig klar, dass es etwas mit dem eigenen Selbst macht. Das ist bei Claudia Haas-Steigerwald und Bernd Siebold nicht anders. „Oft ging das Gespräch schon auf der Rückfahrt im Auto los“, erzählt die Autorin. Wenn es etwas gibt, dass sie beide mitgenommen haben aus den Begegnungen, dann ist es wohl das: Man muss das machen, wofür man brennt, auch mal Risiken eingehen und nicht nur den finanziellen Aspekt sehen. „Sie waren bereit, in die Tiefe zu gehen, haben sich in etwas hineingewühlt, das sie nicht mehr loslässt“, fasst Haas-Steigerwald zusammen, was alle Portraitierten gemein haben. Nicht immer ist das selbstgewählt. „Manche haben aus der Not eine Tugend gemacht“, verweist die Autorin auf Schicksalssituationen, die Lebensentwürfe und Blickwinkel beeinflusst haben.
Was Autorin und Fotograf wichtig ist, ist die Tatsache, dass sie keine feste Zielgruppe ansprechen. Das Buch eigne sich, so sagen sie, für Wegsuchende ebenso wie für jene, die ihren bisherigen Weg gerade hinterfragen. Auf Interpretationen des Gehörten haben sie daher verzichtet. Mit dem Passage-Verlag in Leipzig finden sie die Verleger, die ihnen in dieser Betrachtung wie auch in der Gestaltung freien Lauf lassen, ihnen zugestehen, ihr ganz eigenes Baby in die Welt zu bringen. Ein Baby, in das viel Herzblut, Zeit und Geld geflossen ist. Mit dem Erlös ist das nicht aufzuwiegen. „Allein die Reisekosten“, winkt Siebold ab. Aber darum geht es keinem von beiden. „Was wir uns vorgenommen haben, dieses Projekt in Leichtigkeit, das hat funktioniert“, bilanziert Haas-Steigerwald. Und auch wenn manchmal der Druck gestiegen ist, so sagt Siebold: „Es war immer Zeit für Begeisterung.“
Das Buch ist seit fast einem Jahr auf dem Markt, die Rückmeldungen überaus positiv. Ob es eine Fortsetzung gibt? Ausschließen wollen es die beiden nicht. Es sei nach wie vor ein interessantes Thema, sagt Claudia Haas-Steigerwald. Und genügend Interviewpartner gibt es auch.
Information
Die Veranstaltung am Freitag, 18. Oktober, beginnt um 19 Uhr in der Ehemaligen Synagoge, der Eintritt ist frei.
Infobox
Weitere Veranstaltung in der zweiten Woche der Literaturtage:
Freitag, 10. Oktober, 17 Uhr:
Heike Steiner
Raum des Seniorenrates, Schlossgasse 39Dienstag, 15. Oktober, 19 Uhr
Ingrid Reidel
Raum des Seniorenrates, Schlossgasse 39
Mittwoch, 9. Oktober, 19 Uhr:
Andrea Schilling
Bücherei Hemsbach, Bachgasse 60
Donnerstag, 17. Oktober, 19 Uhr:
Marianne Christmann
Raum des Seniorenrates, Schlossgasse 39