Der Vorsitzende der Jazzinitiative Manfred Kern kündigte Sunucraft an. Die ist zunächst ein eingetragener Heidelberger Verein zur Völkerverständigung, Integration und Migration; der Name steht für „Unsere Stärke“.
Angegliedert ist das Ensemble Sunucraft, das sich der afrikanischen Trommelmusik verschrieben hat. Denn Sunucraft bietet unter anderem Trommelkurse an, bei denen man die komplexen Rhythmen der afrikanischen Musik – hauptsächlich gespielt auf Djembé und der Basstrommel Dun Dun – und die damit verbundene Lebensfreude kennenlernen kann.
Paco Niane aus dem Senegal, Lehrer / Kursleiter, Bandleader, Perkussionist, Sänger und Zeremonienmeister, und sein Ensemble, bestehend aus etwa neun Trommelnden, der Saxofonistin Veronika Schreuer und dem ebenfalls aus dem Senegal stammenden Kora-Spieler Abdulai Kuyateh hat das Schwetzinger Publikum mitgenommen auf eine zweistündige Reise in sein Land am Cap Vert.
Das Ensemble hat ein Programm zusammengestellt mit Stücken wie „Morybayassa“, „Djolé“, „Assiko“ und „Yankadi“ – die Übersetzung ist relativ unerheblich, denn im Vordergrund stand die Wirkung der Musik und die Interaktion in ihrem Fluss.
Um diese Interaktion durch Tanz zu bekräftigen, hat das Ensemble eine schöne und sich geschmeidig bewegende Brasilianerin mitgebracht, Raquel Caravalho, die sich dem Publikum zuwandte, es zum Tanz aufforderte und die Mauer zwischen Musizierenden und Zuschauenden aufbracht.
Nach einer kurzen Pause spielte Abdulai Kuyateh ein zartes Lied auf seiner feinen Kora, eine zwölfsaitige mit beiden Händen gezupfte westafrikanische Harfe, und sang mit zärtlicher Stimme.
War es ein Liebeslied für eine Dame namens Laila? – Sanft trug der Rhythmus der leise gespielten Djembé die Melodie wie eine Woge. In dieser Spielweise folgte ein zweites Stück, wobei sich nun auch Veronika Scheurer am Altsaxofon mal melodiös, mal rhythmusbegleitend einmischte. Ganz und gar meditativ erklang das Instrument, als Veronika Scheurer die Melodieführung in einem der nächsten Stücke übernahm.
Und dann kam eine junge Afrikanerin aus dem Publikum, begrüßte die Musizierenden einzeln mit einem Knicks - und stellte sich sogleich als unerwartete Bereicherung für Band und Publikum heraus: Sie tanzte – zunächst zusammen mit Raquel Cavalho – sie interagierte mit der Band, die Band nahm dies als Anlass, die Musik rhythmischer zu spielen, die Trommeln kräftiger zu schlagen. Paco Niane sang „Sikoloje ko“ und forderte die Umstehenden auf mitzusingen.
Kinder begannen in kleinen Gruppen zu tanzen, eine Ermutigung auch für ihre Mamas und andere Frauen mitzumachen. Als das nächste Stück einsetzte, tanzten schon viele Menschen auf dem Schlossplatz. Nun standen sich die beiden Gruppen von Akteuren – Musizierende und Publikum - nicht mehr gegenüber, sondern bildeten – von Musik und Tanz getragen - einen Kreis. Als Paco Niane nun noch ein Call-/Response- Spiel begann, mit „Asuku … sum sum eya“ klatschten auch die inzwischen vielen Zuschauer*innen auf dem Platz und im Lokal eifrig mit. Und sie wollten auch gar nicht mehr aufhören, obwohl der Auftritt von Sunucraft nach etwas mehr als zwei Stunden vorschriftsgemäß beendet war.
So stellte Paco Niane mit dem letzten Stück, der Zugabe, alle Musizierenden vor – und dann gaben sie nochmal alles: Alle Djembé legten den schnellen Tanzrhythmus vor, einzelne Trommeln spielten solistische Unterbrechungen und Verzierungen, auch das Saxofon machte Zwischenrufe, Gesang – Call/Response-Einlagen mit den Umstehenden, wilder Tanz.
Sei noch anzumerken: Der Schlossplatzjazz wird finanziert durch Spenden; die Musiker*innen erhalten eine kleine Gage. Unterstützung für Sunucraft kam auch über die Bundesinitiative Live-500 zustande. Diese Fördermaßnahme wurde eingeführt in der Zeit nach der Pandemie, unter der kulturelle Einrichtungen und Engagements – besonders im ländlichen Raum und in Zusammenhang mit weniger populären Kulturschaffenden - besonders gelitten haben.
Förderungsberechtigt sind insbesondere Frauen, die in der Musik immer noch unterrepräsentiert sind, LGBTQ-Personen, Personen mit Behinderungen, rassifizierte Personen wie People of Color, Black, Indigene, Juden und Jüdinnen, Muslime und Musliminnen, Sinti und Roma. (rw)