Tiere, Natur & Umwelt

//Luchs Martin zieht in den Schwarzwald ein//

Ein Hoffnungsträger mit Funkhalsband Nach über 180 Jahren kehrt der Luchs in den Schwarzwald zurück – leise, wild und mit einem klaren Auftrag. Seit...

Ein Hoffnungsträger mit Funkhalsband

Nach über 180 Jahren kehrt der Luchs in den Schwarzwald zurück – leise, wild und mit einem klaren Auftrag. Seit Kurzem streift ein neues Tier durch die Wälder im Nordschwarzwald: Luchs Martin. Der einjährige Kuder – so werden männliche Luchse genannt – wurde kürzlich ausgewildert und soll künftig nicht nur für Nachwuchs sorgen, sondern auch der Forschung wichtige Erkenntnisse liefern.

Scheu, kräftig – und bereit für die Freiheit

Martin ist kein gewöhnliches Tier. Er meidet Menschen und Hunde, verfügt über robuste Gene und ist in der Lage, ganze Tierkörper zu zerlegen – beste Voraussetzungen also für ein Leben in freier Wildbahn. Geboren wurde er im Juni 2024 im Tiergarten Nürnberg. Ab März lebte er im Tierpark Oberwald in Karlsruhe – in einem speziell für Auswilderungskandidaten eingerichteten Gehege mit minimalem Menschenkontakt. Dort wurde er auf seine spätere Freiheit vorbereitet.

Vor der Auswilderung untersuchten Tierärzte den jungen Luchs gründlich, verabreichten ihm Impfungen und statteten ihn mit einem GPS-Sender aus. Dieser soll Wissenschaftlern helfen, Martins Bewegungen zu verfolgen und besser zu verstehen, wie Luchse ihren Lebensraum nutzen.

Acht Luchse im Schwarzwald – Tendenz steigend

Mit Martin lebt nun der achte Luchs im Nordschwarzwald. Zwei dieser Tiere – Luchskatze Verena und Luchskuder Reinhold – wurden bereits Ende 2024 ausgewildert und haben sich laut FVA-Projektleiterin Eva Klebelsberg „sehr gut im Gebiet etabliert“. Fünf weitere männliche Luchse sind von außerhalb auf natürlichem Weg in die Region zugewandert. „Der Luchs Martin kann dazu beitragen, dass diese faszinierende Tierart den Schwarzwald wie einst wieder dauerhaft besiedelt“, erklärt Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) in einer Pressemitteilung.

Projekt „Luchs Baden-Württemberg“ – Rückkehr eines Ausgestorbenen

Der Luchs war in Baden-Württemberg über 180 Jahre lang ausgestorben. Zuletzt wurde ein Exemplar im 19. Jahrhundert gesichtet und getötet. Seitdem war die Wildkatze in Baden-Württemberg verschwunden. Um das zu ändern, wurde 2023 das auf vier Jahre angelegte Projekt „Luchs Baden-Württemberg“ ins Leben gerufen. Getragen wird es vom Ministerium für Ländlichen Raum in Kooperation mit verschiedenen Naturschutzorganisationen wie dem NABU und dem WWF. Ziel ist es, den Luchsbestand zu stabilisieren, eine dauerhafte Rückkehr der Tiere zu ermöglichen und gleichzeitig die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken.

In Deutschland gibt es derzeit nur drei ständige Luchsvorkommen: im Harz, im Bayerischen Wald und im Pfälzerwald. Der Schwarzwald könnte nun zur vierten Region werden.

Zehn Luchse bis 2027 geplant – Fokus auf Weibchen

Ein Ziel des Projekts ist es, bis Ende 2027 insgesamt etwa zehn Luchse auszuwildern – vor allem weibliche Tiere, um die Fortpflanzungschancen zu erhöhen. Denn Nachwuchs ist entscheidend für den Aufbau einer stabilen Population. Ein Rückschlag war der frühe Tod der ersten ausgewilderten Luchskatze Finja, die vor rund einem Jahr an Staupe starb – eine für Luchse sehr seltene Infektionskrankheit. Umso wichtiger sind nun Tiere wie Martin, die gesund und gut vorbereitet in die Freiheit entlassen werden.

Leben im Verborgenen – und auf Rehjagd

Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist die größte Katze Europas. Er lebt zurückgezogen im Wald, ist meist nachts unterwegs und ein Einzelgänger mit großem Revierbedarf. Laut Wildtierportal Baden-Württemberg werden Luchse zwischen 80 und 110 Zentimeter lang und erreichen eine Schulterhöhe von bis zu 60 Zentimetern. Auf dem Speiseplan stehen ausschließlich Fleisch – von der Maus bis zum Rothirschkalb. Hauptbeute sind Rehe.

Ein Tier, viele Hoffnungen

Luchs Martin ist damit mehr als nur ein Wildtier – er ist Symbol und Hoffnungsträger. Für Artenschützer ist seine Auswilderung ein Meilenstein. Für die Wissenschaft ein spannendes Forschungsobjekt. Und für den Schwarzwald ein weiteres Zeichen dafür, dass auch ausgestorbene Arten mit Geduld, Know-how und öffentlicher Unterstützung zurückkehren können. Bleibt zu hoffen, dass Martin seine Rolle gut annimmt – und sich bald leise Pfotenabdrücke von Jungluchsen im Waldboden finden lassen. (mm)

Erscheinung
Wildbader Anzeigenblatt mit Calmbacher Bote und den Amtlichen Bekanntmachungen von Enzklösterle
NUSSBAUM+
Ausgabe 31/2025
von Stadt Bad WildbadRedaktion NUSSBAUM
28.07.2025
Orte
Bad Wildbad
Enzklösterle
Kategorien
Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto