Ortsbücherei Aidlingen
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Literatur

Lyrische Gedankenspiele

Eine besondere Lesung in der Ortsbücherei Aidlingen am 19. März Weder Bestseller-Autoren noch Schreiber populärer Krimis waren aufgeboten. Timo Vetter,...

Eine besondere Lesung in der Ortsbücherei Aidlingen am 19. März

Weder Bestseller-Autoren noch Schreiber populärer Krimis waren aufgeboten. Timo Vetter, Leiter der Ortsbücherei Aidlingen, zeigte sich sichtlich erfreut, als sich trotzdem die Stuhlreihen im Obergeschoss seiner Bibliothek nach und nach füllten und er das Publikum nach Begrüßung mit einer humorvollen Rede in die Lesung einführte. Er lobte, dass so viele seiner Einladung in eine „Nische“ der Literatur, der Lyrik, gefolgt waren, um den Gedichtvorträgen von Jürgen Notter und Wilhelm S. Schmitt zu lauschen.

Unter dem Buchtitel „WinterSommerWärts“ haben diese ihre Gedichte und Fotografien neulich öffentlich gemacht. Naturerfahrungen bei gemeinsamen Spaziergängen im heimatlichen Schönbuch und Heckengäu inspirierten sie, die zu Fuß zurückgelegten Wege in lyrische Gedankengänge zu verwandeln.

Bei ihren abwechselnd vorgetragenen Gedichten erlebte das Publikum spannende Kontraste: Jürgen Notter, mit gestenreichem Vortrag und dem erzählerisch fließenden Duktus seiner Verse, Wilhelm S. Schmitt dagegen mit Wortfügungen, die kürzer als jedes Tik-Tok-Video, höchste Aufmerksamkeit von den Zuhörenden einforderte. Trotz dieser Verschiedenheit eint ihre Lyrik die Naturlandschaft als Resonanzraum für Gefühle, Denkanstöße und als Inspirationsquelle ihrer individuellen Gedankenspiele.

Der Wanderer, bei J. Notter gedankenbeschwert im kältestarren Winterwald unterwegs, erfährt, dass sich das Moos an Gestern nicht erinnern will, frisch gefällteStämme nichts von Zukunft wissen wollen - die Natur mithin jenseits menschlicher Turbulenzen ihrem eigenen Rhythmus folgt. Seine Fantasiereise im Hitzesommer als Blatt vom Baum auf der gemächlich dahinfließenden Nagold dahinzutreiben, laubbeschattet und lichtstrahldurchblitzt - eine zum Schmunzeln anregende Posse mit überraschendem Ende.

Wilhelm S. Schmitt konfrontierte die Zuhörer*innen mit bildmächtigen drastischen Sprachbildern. Aufrüttelnd seine Schilderung vom Aufbruch ins „Unterwegsein“: Die Tür läuft aus den Angeln, das Schloss versucht zu fliehen, es schreit der Kies, humorvoll seine papageienbunten Menschen in der „Waldschänke“, angsteinflößend dagegen das Gedicht „Schwarze Gewitter“, wo die Bäume mit ihren Ästen drohen

Die zwischen den Gedichtvorträgen von J. Notter mit der Gitarre gespielten Musikstücke und die auf eine Leinwand projizierten Naturaufnahmen boten dem Publikum eine willkommene Abwechslung, um den Texten gedanklich nachzuspüren. Am Ende wurden die lyrischen Gedankenspiele vom Publikum mit viel Beifall bedacht.

Wer neugierig geworden ist, kann sich den Gedichtband „WinterSommerWärts“ in der Bücherei leihen oder auf Anfrage gerne bei den Autoren erwerben.

Jürgen Notter

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Aidlinger Nachrichten
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Ausgabe 14/2025

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