Manfred "Manne" Lucha, Minister für Soziales, Gesundheit und Integration in Baden-Württemberg, war Schirmherr und Ehrengast beim Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt 2024 im Kongresszentrum Liederhalle Stuttgart am 12. Oktober 2024. Nach der Abendveranstaltung, bei der er auch eine Rede hielt, konnte die Redaktion von nussbaum.de mit ihm ins Gespräch kommen über Ehrenamt und Engagement.
nussbaum.de: Herr Lucha, warum muss gesellschaftliches Engagement und Ehrenamt aus Ihrer Sicht gefeiert werden?
Manfred “Manne” Lucha: Letztendlich ist es – und das haben wir heute Abend wirklich gespürt - der Kitt des Zusammenlebens. Alle, die sich engagieren, engagieren sich dafür, dass wir zusammenleben, weil man gemeinsam einfach mehr erreicht. Man kann allein zwar schon Fußball spielen, aber man braucht mehr Gemeinschaftlichkeit, auch beim Musizieren und bei vielen anderen Dingen. Darum ist es so bedeutend, dass wir das Ehrenamt so hochhalten.
nussbaum.de: Sie kommen aus dem sozialen Bereich, haben Ausbildung und Studium im psychiatrischen Bereich gemacht. Wie wichtig ist das Ehrenamt für diese Branchen?
Lucha: Gerade in diesen Branchen waren es ehrenamtliche Laienhelfer, die vor vierzig Jahren in die noch geschlossenen Psychiatrien gegangen sind, um die Menschen dort zu begleiten und an deren Öffnung für die Gesellschaft mitzuwirken. Das ist ein Beispiel dafür, dass ehrenamtliches Engagement gerade im sozialen Bereich nicht der Ersatz für professionelle Hilfe, sondern die Erweiterung des Horizonts und der Aspekte der Bedürfnisse der Menschen darstellt.
nussbaum.de: Gibt es in Baden-Württemberg Bereiche, wo das Ehrenamt fehlt?
Lucha: Wir sind in allen ehrenamtlichen Bereichen gut vertreten, aber das andauernde Ehrenamt jüngerer Menschen müssen wir wieder stärker fördern. In der Pandemie gab es hier einen Rückgang, schon wegen der häufigen Kontaktreduktion. Das kommt jetzt wieder, aber ich glaube, dass wir mit Abenden wie dem Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt dazu beitragen müssen. Es gibt keine Alternative dazu, sich für- und miteinander zu engagieren.
nussbaum.de: Wie sähe das Land ohne Engagement oder Ehrenamt aus?
Lucha: Das will und kann ich mir nicht vorstellen.
nussbaum.de: Haben Sie sich als junger Mensch engagiert?
Lucha: Ja, sehr. Ich komme aus der kirchlichen Jugendarbeit. Ich war in meiner bayrischen Heimat Gründungsmitglied der Grünen, habe mich auch im Betrieb engagiert im Sport. Im Prinzip hat sich das beibehalten.
nussbaum.de: Sie sagen, Sie wollen Menschen besser abholen. Wie setzen Sie sich als Politiker, als Minister dafür ein, Menschen leichter ins Ehrenamt zu bringen?
Lucha: Indem wir zum Beispiel jetzt eine Ehrenamtskarte einführen, mit der wir “Danke” sagen, oder bürgerschaftliches Engagement in unterschiedlichen Formen unterstützen. Ehrenamt kommt von seiner Ehrenamtlichkeit: Das heißt, wir wollen die Motivation stärken und den Menschen durch viele Begegnungen für ihre Leistung Respekt und Anerkennung zollen.
nussbaum.de: Wenn Jugendliche zögern, ob sie sich ehrenamtlich betätigen sollen: Was würden sie diesen Menschen sagen?
Lucha: Man sollte auf die Interessen der jungen Leute achten. Dann stellt man fest, wie viele gute Einsatzmöglichkeiten es gibt.
nussbaum.de: Vielen Dank für ihre Zeit!
Die Fragen stellte Dominik Ralser.
Mehr zum Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt und Manfred Lucha bei der Abendveranstaltung gibt es in folgenden Artikeln:
► Forum für Gesellschaftlichen Zusammenhalt 2024 in Stuttgart
► Nussbaum Awards 2024 in feierlicher Atmosphäre verliehen