Stellen Sie sich vor, Sie haben bemerkt, Sie brauchen eine zweite Garage. In Ihrem Hof oder Garten ist zwar Platz, aber Ihre bessere Hälfte sagt, nein, da sind die Blumen so schön, ich will das nicht auf unserem Grundstück. Was tun? Na, Sie sehen sich heimlich das Grundstück vom Nachbarn an, suchen sich den Platz, der für Ihre Zwecke am besten geeignet scheint und klingeln an der Tür. „Guten Tag, ich habe festgestellt, wir brauchen eine zweite Garage, aber bei mir auf dem Grundstück sind die Blumen so schön. Wir bauen sie bei dir!“ Zur Verblüffung Ihres Nachbarn könnten Sie noch etwas von Enteignung murmeln und ihn einfach verblüfft stehen lassen.
So ähnlich lief die nicht öffentliche GR Sitzung vom April 2024 ab, als uns die Transnet BW mitteilte, dass Mannheim nicht nur einen zweiten Zugang zum Stromnetz, sondern auch ein neues Umspannwerk braucht, das den Namen Mannheim Ost trägt – aber in Heddesheim West gebaut werden muss, weil Mannheim sich außerstande sieht ein geeignetes Gelände zu finden. Ein logisches, geeignetes Gelände steht unter Landschaftsschutz.
Dafür aber bestimmt in Heddesheim. Ohne vorherige Information, Konsultation, Anfrage oder sonstige Beteiligung. Eine Fläche ausgeguckt, auf Heddesheimer Gebiet und nur da kann ein Umspannwerk für Mannheim von 14 bis 20 Hektar Größe gebaut werden. Gemeinderat und Verwaltung sind sich selten so einig: Wir sind sauer, stinksauer und wütend.
Nachdem das Kind im Brunnen liegt und angeblich alles schon entschieden ist, hat die Gemeinde Heddesheim alle Arten von Angeboten gemacht: Gesprächsangebote, Vermittlungsangebote, Mitwirkungsangebote und auch das Angebot zum Grundstückstausch, falls Mannheim keine Fläche findet. Und Heddesheim hat allerlei berechtigte Forderungen gestellt. In Form einer förmlichen Stellungnahme von Gemeinderat und Verwaltung und in Form eines offenen Briefes an den Mannheimer OB Christian Specht.
Wir verstehen, dass Mannheim 2028 einen zweiten Stromanschluss braucht, wenn das Großkraftwerk vom Netz geht. Auch Verbesserungen im Stromnetz sind unstrittig. Aber so geht das nicht!
Wir verwahren uns gegen den aufgebauten Zeitdruck und die damit verbundene Drohkulisse, einschließlich Grundstücksenteignungen. Die Planer von Transnet und der Stadt Mannheim sprechen über dieses Projekt nicht erst seit gestern, noch ist das Problem akut aus dem Nichts aufgetaucht. Die MVV Mannheim hat für den Zweck seit Jahrzehnten nahe der Gemeinde Ilvesheim ein Grundstück vorgehalten. Spätestens als sich abzeichnete, dass sich die Stadt Mannheim außerstande sieht, das für ihre Infrastruktur notwendige neue Umspannwerk auf eigener Gemarkung und Flur umzusetzen, wäre eine Kontaktaufnahme nicht nur nachbarschaftlich, sondern auch höflich und angezeigt gewesen.
Der Versuch einer überfallartigen Lösung eines rein Mannheimer Problems zulasten seiner Umlandgemeinden ist inakzeptabel.
Günther Heinisch im Namen der Fraktion