Staudenmaier darf sich ab dem 23. Juli offiziell Gemeinderat in Neckargemünd nennen. Dann werden die alten Stadträte verabschiedet und die neuen verpflichtet. Möglich machte dies eine neue Wahlreform, die bei den Kommunalwahlen in diesem Jahr auch 16-Jährigen erlaubte, sich aufstellen zu lassen. Das kam vermutlich gerade bei den jüngeren Wählern so gut an, dass der Realschüler prompt die nötigen Stimmen bekam und nun für die SPD die Interessen der Neckargemünder vertritt. „Wenn man sich zu einer Wahl stellt, möchte man natürlich auch gewählt werden. Ich war aktiv an den wöchentlichen Infoständen und haben meine persönlichen Flyer verteilt. Mit so viel Zustimmung habe ich allerdings nicht gerechnet.“ Zusammen mit einem Freund habe er die Auszählung am PC verfolgt.
Auch in den Dilsberger Ortschaftsrat ist Staudenmaier eingezogen, der in der Rainbach lebt. Genau diese Nähe zum Ortsgeschehen brachte ihn auch in die Politik: „Mein Vater war Vertrauensperson beim Bürgerbegehren gegen Rainbach 2.0. Da habe ich gemerkt: Wenn man sich kommunalpolitisch engagiert, kann man auch was bewegen.“
Seit diesem Jahr ist er SPD-Mitglied und wollte sich nicht nur auf den Ortschaftsrat beschränken: „Ich will in ganz Neckargemünd etwas für Jugendliche bewegen. Ich habe auch Freunde in Waldhilsbach und Mückenloch und sehe, wie die Ortsteile vernachlässigt werden.“ Vor allem die abendlichen Busverbindungen seien ausbaufähig. „Wir haben zwar Ruftaxis, aber das ist noch nicht so populär.“ Aber auch für ältere Menschen will er sich einsetzen, Stichwort Barrierefreiheit: „Einige ältere Menschen in den Ortsteilen können nicht mehr Auto fahren, auch sie sollten gut nach Neckargemünd kommen.“
Kritischen Stimmen, die behaupten, Staudenmaier sei als Stadtrat zu jung, entgegnet er: „Es ist mir wichtig, dass auch junge Ideen in den Gemeinderat kommen.“ Die ältere Generation wisse nicht, was Jugendliche in Neckargemünd verändern wollen oder brauchen. Umso wichtiger sei es, dass aus jeder Altersspanne Vertreter im Gemeinderat sitzen. „Ich weiß, dass ich noch keine Erfahrung habe, aber das wird kommen. Ich habe erfahrene Kollegen im Gemeinderat, die mich unterstützen werden und helfen, mich zurechtzufinden.“
Gerade sind die Realschulprüfungen abgeschlossen, im September geht es auf die Willy-Hellpach-Schule in Heidelberg, wo Staudenmaier in drei Jahren das Wirtschaftsgymnasium durchläuft. Wie es nach dem Abitur 2027 weitergeht, steht noch in den Sternen. „Da habe ich noch keine genauen Pläne. Tendenziell fühle ich mich der Region sehr verbunden, meine Familie wohnt hier.“ Sollte er dennoch wegziehen, geht sein Sitz im Gemeinderat an einen Nachrücker.
In seiner Freizeit spielt Staudenmaier, der im Januar 17 Jahre alt wird, Tennis und Handball. Das soll ihn jedoch nicht von seinen Verpflichtungen als künftigen Gemeinderat abhalten. Dann liegt sein Fokus auf den Themen, die Neckargemünd bewegen – aus der Sicht eines 16-Jährigen.