Die Zeiten des reinen Aufbewahrens der Kids im Kindergarten sind schon längst vorüber. Das war im vergangenen Jahrhundert. „Unser Ziel in der Kita Obere Setz ist es, in Teamarbeit nachhaltige Entwicklung und Bildung zu fördern“, sagt Egon-Christian Roth. Seit Juli 2023 ist er Leiter der Städtischen Einrichtung. Mit bilingualem Konzept und seit 2015 auch einer Naturgruppe hat die Kita beste Voraussetzungen für eine spätere Zertifizierung als zukunftsweisendes „Haus der kleinen Forscher“. „Ein erster Baustein dazu ist die Weiterbildung der MitarbeiterInnen, die dann selbständig die einzelnen Schwerpunkte mit den Kindern erarbeiten und einen Vortrag zum jeweiligen einzelnen Projekt präsentieren“. Das ist ein Weg zur „Digitalen Kita“, die von der Städtischen Kita in Grötzingen für das nächste Jahr angestrebt wird.
Erzieherin Mónica Martínez besetzte im Forschungsprogramm mit ihrer Gruppe das Thema Mülltrennung und Müllvermeidung. „Welchen Müll gibt es, war unsere erste Frage“, berichtet sie. Also wurden Plakate hergestellt. Jeder Mülleimer erhielt sein eigenes Müllmonstersymbol: Verwechslung ausgeschlossen! Zusätzlich unternahmen die kleinen ForscherInnen Ausflüge zu Containern für Mehrwegflaschen, zum Kleiderschrank für Textiltausch und zum Pfandautomaten, dem auch ein Video gewidmet wurde. Sie legten einen Kompost mit Biomüll an und informierten sich sogar über die Hundekotstation. Erzieherin Martínez erzählt: „Schwierigere Themen waren Mikroplastik und Styropor. Haare, Zucker, Teebeutel und Salz untersuchten wir mit Mikroskop und Lupe!“ Und die Eltern wurden gleichberechtigt aktiv: “Sie engagierten sich unter anderem beim nachhaltigen Kleidertausch und dem Tauschspieltag für Bücher!“ Highlight und Krönung aller Ausflüge: Im Unverpackt-Laden gab’s Mandelmus zum Naschen!
Andere Gruppen in der Obere Setz forschten zu den Stichworten Nachhaltige Ernährung, Wasser- und Energieeinsparung, Tiere und Artenvielfalt, globales Bewusstsein, Kreativität oder Kunst.
Der ehrgeizige, höchst spannende Höhepunkt für das ganze Haus inklusive Naturgruppe wurde am 18. Juni der MINTmachtagmit dem Motto Entdecken, Forschen, Freisein. Von der erstaunlichen Vielfalt der Experimente aus den Gebieten Mathe, Informatik und Technik und deren jeweiligen praktischen Anwendung berichtet Heike Wiederroth, pädagogische Fachkraft in der Obere Setz. „Wasserexperimente, die Wasserdichtigkeit von Booten, Flugkraft, Fliegerfalten und Tinte herstellen. Kohlestifte in schwelendem Feuer anfertigen und Papier schöpfen. Aus Klatschmohn, Essig und Wasser entstand rote Tinte. Gefundene Entenfedern und Schilf vom Baggersee wurden angespitzt zu Schreibwerkzeugen. Das haben wir dann alles genutzt. Die beschrifteten und bemalten Papiere wollen wir noch zu Büchern zusammennähen!“ Und noch mehr: Recycelte Flaschendeckel und andere Wertstoffe vom Müll wurden zu Spielmaterialien. Jetzt kann man mit dem geretteten Abfall Schnick-Schnack-Schnuck, Zahlenmemory oder Tangram spielen. Und was ist überhaupt CO₂ und was bewirkt es? Was können Bäume? Überaus bemerkenswert stellt sich ein Plakat mit dem erarbeiteten „Alphabet“ der ersten Keilschrift dar.
Ein neuer Name, aber dieselbe Leidenschaft für die Förderung der MINT-Bildung: Seit 2024 heißt der "Tag der kleinen Forscher" MINTmachtag. Sie sind ein Projekt der Stiftung Kinder forschen, finden seit mehr als 15 Jahren statt und stehen jedes Jahr unter einem neuen Motto. Sie zeigen, dass Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik und Bildung für nachhaltige Entwicklung lebendig, spannend und allgegenwärtig sind.
Viel Fleiß und Forschergeist verlangt nach süßem Lohn. Natürlich. Am Freitagnachmittag, nach beendeter Forschungsarbeit, lässt sich die wissenschaftliche Nachhaltigkeitsgemeinschaft in der oberen Setz fröhlich zur leckeren Tafelrunde nieder. Es gibt köstlichen, im Verein hergestellten Hefezopf mit fruchtiger Marmelade. Bei deren Erwähnung erklingt es stolz aus dem Hintergrund: „Und die hab‘ ich eingekocht!“ (StS)