
Am Sonntag, 30. November, präsentieren Schauspieler Matthias Brandt und Pianist/Sänger Jens Thomas im Staufersaal des Palatins die Wort-Musik-Collage „Psycho – Fantasie über das kalte Entsetzen“. Mithilfe des Kulturbüros des Palatins konnte die Wieslocher Woche vorab Fragen an Brandt und Thomas stellen.
Wieslocher Woche: Wie entstand die Idee, Alfred Hitchcocks „Psycho“ als Ausgangspunkt für eine gemeinsame Bühnenproduktion zu nehmen und wie kam es zur Zusammenarbeit?
Matthias Brandt und Jens Thomas: „Psycho“ ist einer dieser Filme, die man nie ganz loswird. Uns hat interessiert, was passiert, wenn man diesen Stoff von seinen berühmten Bildern befreit und ihn in Sprache und Musik übersetzt. Was bleibt dann übrig, was tritt plötzlich deutlicher hervor?
Unsere Zusammenarbeit gibt es seit bald fünfzehn Jahren, wir haben verschiedene Wort-Musik-Abende miteinander entwickelt. „Psycho“ war unser erstes Programm, der Stoff stand irgendwann wie selbstverständlich im Raum, und wir fanden den Gedanken schön, aus diesem Kino-Klassiker einen Hörraum zu machen, in dem die Fantasie des Publikums die fehlenden Bilder ersetzt oder besser, neue Bilder schafft. Und wir spielen das immer noch besonders gern, es hat gar nichts Routiniertes.
WieWo: Was fasziniert Sie am Format der Wort-Musik-Collage – und was unterscheidet es von Theater oder Konzert?
Brand/Thomas: An den Wort-Musik-Collagen mögen wir vor allem die Freiräume. Nichts ist fertig ausdekliniert, weder als Theaterinszenierung noch als reines Konzert. Text und Musik stoßen aneinander, widersprechen sich, steigern sich, fallen sich manchmal auch ein bisschen ins Wort.
Im Theater sind Figuren, Handlung und Regie das Zentrum, im Konzert die Musik. In unseren Abenden sind das eher Schwingungen: ein Satz, ein Akkord, eine Pause. Man kann sehr dicht an einer Geschichte entlanggehen und sie im nächsten Moment wieder verlassen. Das hat etwas Spielerisches und zugleich etwas sehr Konzentriertes.
WieWo: Was war für Sie während der Proben oder Aufführungen der Moment, an dem Sie wussten: Jetzt stimmt die Atmosphäre?
Brand/Thomas: Das merkt man meistens nicht in einem „großen“ Moment, sondern in einem kleinen. Zum Beispiel, wenn ein leiser Akkord stehen bleibt, ein Satz fast nur gehaucht ist und im Raum plötzlich nichts mehr raschelt. Wenn man spürt, dass die Leute nicht mehr vergleichen. Mit dem Film, mit ihren Erwartungen. Sondern einfach da sind. Bei „Psycho“ gibt es natürlich den Augenblick, in dem wir die ikonische Duschszene erzählen, das ist dann eine Mischung aus Klang, Textsplittern und Stille. Aber jeder im Saal weiß genau, wo wir gerade sind.
WieWo: Gibt es Momente, in denen das Publikum selbst Teil der Atmosphäre wird – z. B. durch Stille, Unruhe oder Reaktionen im Raum?
Brand/Thomas: Eigentlich ist das Publikum immer Teil der Atmosphäre. Man hört eine bestimmte Art von Stille, die sehr beredt ist. Es gibt Abende, da lachen die Leute an Stellen, an denen es gestern noch ganz still war; oder sie sind plötzlich mucksmäuschenstill, wo man mit einem Lacher gerechnet hätte. Gerade bei einem Stoff wie „Psycho“, in dem Angst und Humor so dicht nebeneinander liegen, ist das spannend. Man spürt, wenn ein Raum den Atem anhält, und man spürt genauso, wenn er sich wieder löst. Diese Reaktionen greifen wir auf, oft unbewusst – und so wird das Publikum gewissermaßen zum unsichtbaren Mitspieler des Abends.
Wie schon der Abend mit der bekannten Schauspielerin Katharina Thalbach wurde auch dieser Abend eine Veranstaltung, die im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums der Stadtbibliothek Wiesloch von Bibliothek und Palatin gemeinsam organisiert wurde. Am Sonntag, 30. November, Einlass 18:30 Uhr, Beginn: 19 Uhr.