Das Kurwegenetz in Gundelsheim ist jetzt Kulturdenkmal (Landkreis Heilbronn).
Das Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart hat das Kurwegenetz in Gundelsheim in die Liste der Kulturdenkmale des Landes aufgenommen. Damit wird eine Anlage gewürdigt, die sowohl medizinhistorisch als auch heimatgeschichtlich von Bedeutung ist.
In der Stadt Gundelsheim kann man rund 120 Bau- und Kunstdenkmale entdecken, von denen das eindrücklichste wohl Schloss Horneck ist, dessen Geschichte bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht. Mit seiner Baumasse, dem hohen Bergfried (Hauptturm) und den zahlreichen Zwingertürmen (Gefängnistürme) beherrscht es weithin das untere Neckartal und die Stadt Gundelsheim. Die jüngst als Kulturdenkmale erkannten Kurwege stehen mit dem Schloss in enger Verbindung und beleuchten einen jüngeren Teil seiner Geschichte.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Umgebung von Schloss Horneck im Zuge der Einrichtung einer exklusiven Kuranstalt landschaftlich umgestaltet. Auf Initiative von Dr. Ludwig Roemheld (1871 bis 1938), dem damaligen leitenden Arzt, entstand ein weitläufiges Netz an Spazierwegen, die so genannte „Terrainkur“. Diese war um 1900 in Deutschland sehr verbreitet und wurde gezielt als Teil therapeutischer Maßnahmen genutzt. Dazu gehörten Bewegungstherapien gegen Übergewicht und Verdauungsbeschwerden. Erkrankungen, die Roemheld als medizinisches Phänomen erstmals beschrieb und behandelte.
Die Kurwege, angelegt zwischen 1907 und 1912, wurden mit Brücken, Lichtungen, Rastplätzen und einem künstlichen Wasserfall ausgestattet. Orte wie die Knorrhütte, die Sauwiese oder die Gilbertswiese dokumentieren nicht nur die medizinische Nutzung, sondern auch das Engagement prominenter Heilbronner Investoren wie Carl Knorr oder Peter Bruckmann. Auch der Aussichtspunkt „Burgenblick“ und die Ernst-Klink-Quelle zählen zu den erhaltenen Attraktionen. „Seit dem späten 18. Jahrhundert sind solche gestalteten Kulturlandschaften fester Bestandteil von Kurorten und dienten der Attraktivitätssteigerung der Kur. Im Kleinen, aber Feinen versuchte Gundelsheim damit, Anschluss zu suchen an die großen europäischen Kurorte der Zeit wie zum Beispiel Karlsbad oder auch Baden-Baden“, erklärt Kathrin Wittschieben-Kück die Intention der Anlage. Sie ist zuständige Referentin des Landesamts für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart.
Heike Schokatz, Bürgermeisterin in Gundelsheim, freut sich über die Anerkennung dieses wichtigen Stücks Stadtgeschichte als Kulturdenkmal: „Wir freuen uns, dass das Kurwegenetz rund um Schloss Horneck jetzt offiziell als Kulturdenkmal anerkannt ist. Die Wege verbinden die Geschichte unserer Stadt mit der Natur. Für Familien und Kinder gibt es einen sogenannten Wichtelpfad – das ist ein spezieller Weg, auf dem Kinder spielerisch die Natur entdecken können, während der Kulturpfad allen Altersgruppen die Geschichte der Kurwege näherbringt. Das Kurwegenetz wird dadurch zu einem Treffpunkt für alle Generationen. Besonders freut uns, dass in Kürze auch die neuen Schilder angebracht werden, die den Spaziergang noch informativer und lebendiger gestalten. Dieses Engagement für unser kulturelles Erbe stärkt nicht nur das Heimatgefühl, sondern macht Gundelsheim auch als Freizeit- und Erholungsort attraktiver.“
Das Kurwegenetz ist heute Teil des städtischen Wanderwegenetzes und macht eine prägende Phase der Stadtentwicklung erlebbar. Es dokumentiert die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung des Kurbetriebs für Gundelsheim in der späten Kaiserzeit und der Weimarer Republik; eine Zeit, in der die Stadt durch die exklusive Heilanstalt auf Schloss Horneck nationale Bekanntheit erlangte.