Gerade mal sechs Jahre alt, besuchte ich 1965 das Kinderturnen des TSV Weingarten. Bald wurde ich ausgewählt, um in einer Fördergruppe zwei Mal die Woche zu trainieren. Dort half ich gerne meiner Übungsleiterin Brigitte bei der Hilfestellung. Sie erkannte mein Interesse und nahm mich mit zu Fortbildungen. Bereits mit zwölf Jahren durfte ich mit meiner Turnfreundin Silvia unter Anleitung eine meiner ersten Fördergruppen selbst heranziehen. Birgit war ein Kind dieser Gruppe und „s'Hummele“ ist bis heute nicht wegzudenken bei den Turnfrauen des TSV. Endlich erwachsen, machte ich dann an der Sportschule Schöneck zusammen mit meiner Freundin Jutta den sportartübergreifenden Übungsleiter. So konnte ich zusätzlich die gemischte Kinderturngruppe leiten, nachdem die langjährig dort tätige Übungsleiterin Ingrid ausschied. Hierbei galt es in größeren Gruppen spielerisch Spaß am Laufen, Klettern, Hangeln und Überwinden von Geräten zu vermitteln. War mal einer krank oder verhindert, so war es selbstverständlich, dass ein anderer Übungsleiter der „Turnfamilie“ einsprang, denn dass keine Stunde ausfiel war Ehrensache. Erst als ein ehemaliges Turnmädchen meiner Gruppe mit voller Freude nun ihre Tochter in die Turnstunde brachte, befand ich, es wäre Zeit, den jüngeren Übungsleitern das Feld zu räumen. In all diesen Jahren wurde mir die alte Turnhalle in Ortsmitte und der TSV selbst zur Heimat. Die Wettkämpfe, Turnfeste wurden gemeinsam bestritten, aber auch Lagerfeuer und Kellerpartys gefeiert mit Bowle und Liedern vom „Polenmädchen“ und „wir lagen vor Madagaskar“. Die Liebe zu all den Turnkindern meiner Gruppen und die Gemeinschaft in der „TSV-Familie“ trugen mich so durch eine aktive und erfüllte Jugendzeit. Bekommen habe ich ebenso viel wie gegeben. Selbstbewusstsein, Kampfgeist, Durchhaltevermögen, Gemeinschaftssinn und nicht zuletzt viele Kinderherzen die mich berührt haben.
So befähigt und erfahren im Umgang mit etwas größeren Kindern, wagte ich 1989 den nächsten Schritt als hauptberufliche tätige Pflegemutter. Damals war es Müttern oft nicht möglich wieder zu arbeiten, bevor das Kind mit drei Jahren in den Kindergarten gehen konnte. Dank der Fähigkeiten meines Ehemannes wurde aus unserem Schopf die erste Kleinkinder Tagesspielstätte im Umkreis. Gebrauchtes Mobiliar, Spielsachen, Tischchen und Stühlchen vom Flohmarkt mussten für den Anfang genügen. Dennoch war das „Zwergenhaus“ für viele Kinder ein Ort der Geborgenheit und erste Lehrstätte für soziales Miteinander.
Zu jener Zeit kamen die Vorzüge das Nordic Walking als Freizeitsport in die Medien und ich konnte als Übungsleiter des TSV Weingarten die Ausbildung zum NW-Trainer machen. Nun waren die Erwachsenen dran und im Laufe von 15 Jahren, in denen ich für den TSV NW-Kurse anbieten konnte, ist so mancher-ob alt oder jung-mehr oder weniger sportlich, in und um unser schönes Weingarten in Bewegung gekommen.
Mittlerweile besuche ich als Rentnerin Kurse im Geggus-Sportpark des TSV Weingarten, um Beweglichkeit und Muskelkraft zu erhalten. Lange hatte ich von Myri's Rückenschule profitieren können, nun bin ich bei ihr im Reha-Sport.
Gerne blicke ich zurück zu all den Jahren in meinem Sportverein. Die Vereinsmitarbeit hat mich geprägt, durch sie habe ich gelernt, mutig Verantwortung zu tragen und mich tatkräftig in eine Gemeinschaft einzubringen. Nicht zuletzt hat mir der TSV auch so manche lebenslange Freundschaft eingebracht, wo das jeweils Erlebte in unserem Verein immer wieder Gesprächsthemen birgt.
September 2025, Renate Kreuzinger-Guld