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Menschenkette in Walheim: Deutliches Zeichen gegen die Klärschlammverbrennungsanlage der EnBW - gegen Ignoranz und Arroganz

Am Freitagabend (18.07.) haben rund 500 Bürgerinnen und Bürger mit einer fast einen Kilometer langen Menschenkette vom Walheimer Rathaus bis zum Werkstor...
Laufende Menschenkette entlang der Mühlstraße
Menschenkette vom Rathaus in Richtung EnBW-KraftwerksgeländeFoto: Privat

Am Freitagabend (18.07.) haben rund 500 Bürgerinnen und Bürger mit einer fast einen Kilometer langen Menschenkette vom Walheimer Rathaus bis zum Werkstor des Kraftwerksgeländes der EnBW ihren Protest und Widerstand gegen den Bau der Klärschlammverbrennungsanlage eindrucksvoll sichtbar gemacht. Mit dabei waren auch drei der Bürgermeister der Anrainerkommunen, Altbürgermeister Besigheims Werner Grau und CDU-Landtagsabgeordneter Tobias Vogt. Die von der Initiative „Bürger im Neckartal“ (BI) organisierte Aktion richtete sich nicht nur gegen das Projekt selbst, sondern auch gegen das Verfahren, wie es durchgesetzt wird – gegen den erklärten Willen der betroffenen Gemeinden.

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„Was hier geplant ist, betrifft uns alle – nicht abstrakt, sondern ganz real.“

In einer emotionalen Rede machte Patrick Kühnle, aktives Mitglied der BI deutlich: „Ich stehe heute hier als einer von vielen, die dieses Tal nicht einfach nur bewohnen, sondern mit ihren Familien hier leben – und Verantwortung übernehmen. Was hier geplant ist, betrifft uns alle. Nicht abstrakt. Nicht auf dem Papier. Sondern ganz real: In unserem Alltag, in unserer Luft, auf unseren Straßen.“

Der Begriff „Klärschlammheizkraftwerk“, wie ihn die EnBW in ihrer Kommunikation verwendet und den das Regierungspräsidium als Genehmigungsbehörde unkritisch übernommen hat, sei irreführend. „Das klingt nach Effizienz, nach Nachhaltigkeit. Aber was entsteht, ist eine großindustrielle Abfallverbrennungsanlage – mitten im engen Neckartal, mitten im Leben“, mahnt Kühnle.

Lärm, Emissionen und Verkehr – aber kein Nutzen für die hiesige Region

Bis zu 150 LKW-Fahrten täglich aus anderen Regionen, darunter auch Brüdenwasser-Transporte des aufwendig getrockneten Klärschlamms, die statt über Leitungen nun per Lkw durchs Tal rollen sollen: „Man nennt das den ,rollenden Kanal‘. Ich nenne es einen Schildbürgerstreich“, so der BI-Redner. Besonders zynisch sei: Während die EnBW ihre Büros an der maroden Neckarbrücke in Besigheim aus Sicherheitsgründen geräumt habe, sollen tonnenschwere Klärschlammlaster genau dort drüberfahren. „Was sagt das über Verantwortung aus?“, fragte Kühnle.

In Kirchheim: Dauerstau, in Gemmrigheim und Walheim: Lärm und Emission – direkt an Wohnhäusern, Kita, Pflegeheim

Hinzu komme die Luftbelastung durch Feinstaub, Stickstoffoxide, Dioxine, Quecksilber und Lachgas – letzteres über 300-mal klimaschädlicher als CO₂, aber ohne gesetzlich festgelegten Grenzwert. „Das ist ein Angriff auf unsere Gesundheit. Auf unsere Lebensqualität. Und auf das, was wir unseren Kindern hinterlassen“, hebt Patrick Kühnle hervor. „Viele Menschen haben das Gespräch gesucht, Sorgen geäußert, Verantwortung eingefordert. Die Antwort: Nicht verfahrensrelevant. Nicht gesetzlich geregelt. Nicht vorgesehen.“ Die Risiken seien bekannt: Irreführende Begriffe, fehlende Restwärmenutzung, große Mengen an Grundwasserentnahme. Und doch werde alles einfach durchgewunken. „Wir haben Petitionen eingereicht – und alle wurden abgelehnt. Ohne Anhörung, ohne direkte Rückmeldung an die Menschen, die sie eingereicht haben“, so Kühnle weiter.

Statt Verantwortung zu übernehmen und Rahmenbedingungen für die Klärschlamm-Entsorgung der Kommunen einschließlich des gesetzlich ab 2029 geforderten Phosphorrecyclings zu schaffen, überlasse das Land die Entsorgung privaten Betreibern: Deren Maßstab ist nicht das Gemeinwohl – sondern die Gewinnrechnung.

„Das ist kein Klimaschutz – das ist eine Zumutung“

Patrick Kühnle übte scharfe Kritik an der Rolle der Landesregierung, die statt innovativer Entsorgungsverfahren konventionelle Anlagentechniken im Großindustriemaßstab zulasse: „Eine Landesregierung, die sich Klimaschutz auf die Fahne schreibt – macht hier das Gegenteil. Ein Landesunternehmen, das Greenwashing betreibt – und die Politik, die dabei zusieht.“

Kühnles Fazit: „Was wir erleben, ist keine kluge Zukunftspolitik. Es ist fossiles Denken im grünen Gewand. Und es ist ein Vertrauensbruch.“

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Viele der Teilnehmenden trugen Weiß – als Symbol für Transparenz, Zusammenhalt und friedlichen Protest. „Wir stehen hier, weil dieses Tal es wert ist, geschützt zu werden.“ So das Abschluss-Statement der BI, die zur weiteren aktiven Beteiligung aufrief,zum Beispiel die Klage der Gemeinde Walheim vor dem Verwaltungsgerichtshof Mannheim zu unterstützen und die weitere Entwicklung des Bauprojekts kritisch zu begleiten. Der gemeinsame Rückweg zur Alten Kelter endete mit einem friedlichen Ausklang im Postgarten Walheim.

Weitere Informationen: www.buergerimneckartal.de/aktuelles

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Mitteilungsblatt Gemeinde Walheim
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Ausgabe 30/2025
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