Die Kunden achten wieder auf Qualität

Michael Baumgärtner ist einer der wenigen Bürstenmacher

Es ist immer etwas Besonderes, wenn man ein Unikat kauft und noch bei der Entstehung zusehen kann.
Ein Bürstenmacher fertigt einen Handfeger an.
Das Bürstenmachen ist ein altes Handwerk, das heute nur noch selten ausgeübt wird.Foto: cm

Beim diesjährigen Kunsthandwerkermarkt im Bad Schönborner Sole-Aktiv-Park war erstmals Michael Baumgärtner aus Bad Friedrichshall dabei, der in seiner Werkstatt direkt an der Jagst Bürsten herstellt.

„Bürstenverkäufer gibt es viele, Bürstenmacher nur wenige“, sagt er. Michael Baumgärtner übt das Handwerk bereits in der 4. Generation aus. Aber das war nicht immer so. Sein Vater hatte in den 1960er Jahren die Herstellung von Bürsten eingestellt. „Die Leute wollten damals dem Zeitgeist entsprechend nur noch billige Industrieware kaufen“, erklärt Baumgärtner. Im Alter von 70 Jahren fing der Vater auf Anregung eines Freundes auf einem Weihnachtsmarkt wieder an, vor Publikum Bürsten zu produzieren. Michael Baumgärtner gab vor neun Jahren seinen Beruf auf und widmete sich wieder der Familientradition. Die Staubbürsten aus Ziegenhaar sind unverwüstlich, und jede sieht anders aus. „Ein Klavierbauer gibt sie zu den Instrumenten dazu, denn es gibt nichts Schonenderes“, erzählt er. Das größte Kompliment sei jedoch gewesen, als ein Kunde erklärte, dass nun solche Staubwedel im Paul-Getty-Museum in Los Angeles zum Einsatz kämen. Dort entfernt man Staub auf Bildern nur mit schonendem Ziegenhaar. Beim berühmten Flachsmarkt in Krefeld darf Baumgärtner sein Handwerk ebenfalls präsentieren. „Das ist die Champions-League“, erzählt er, „und man bekommt eine Gage.“ Wie vor 100 Jahren liegt an seinem Stand für das Geld eine kleine Matte aus Schweineborsten, in die das Wort Danke eingearbeitet ist und die sein Urgroßvater anfertigte. Er hatte sein Geschäft Bürsten-Baumgärtner seit 1891 in Heilbronn. „Die bekommt keiner kaputt“, sagt er. Allerdings wundert er sich immer wieder, wenn Besucher fragen, was das Erbstück kostet. (cm)

Viele Bürsten liegen auf einem Tisch.
Jede Bürste ist ein Unikat und unverwüstlich.Foto: cm
Erscheinung
Bad Schönborner Woche
Ausgabe 35/2025
von Redaktion NUSSBAUMRedaktion NUSSBAUM
25.08.2025
Orte
Bad Schönborn
Kategorien
Aus dem Geschäftsleben
Wirtschaft
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto