Dass einst eine Burg in Michelbach gestanden hat, lässt sich schwer vorstellen. Läuft man aber den Michelbacher Rundweg, so kommt man am „Schlossköpfel“ vorbei. „Hier wurden im Jahr 1992 Grundmauern gefunden“, erklärt Manfred Stößer, einer der Michelbacher Rundwegfreunde, die den Rundweg hegen und pflegen.
Er erzählt, dass zu Beginn des 12. Jahrhunderts, also vor mehr als 900 Jahren, anscheinend wirklich ein Schloss gestanden hat. „Dieses war aber nicht erwünscht. Es musste schnell wieder abgerissen werden." Was für eine Mühe dies gewesen sein musste, an der Stelle überhaupt etwas zu bauen – und das mit einfachsten Mitteln und viel Körperkraft –, erahnen Wanderer, wenn sie auf dem etwas mehr als 15 Kilometer langen Rundweg unterwegs sind. Denn insgesamt sind ca. 400 Höhenmeter zu bewältigen.
Die Strecke – unter erfahrenen Wanderern gilt sie als leicht – führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft: Schattiger Wald und saftige Streuobstwiesen wechseln sich ab. Auf rund 30 Informationstafeln lässt sich einiges erfahren über das Leben in Michelbach – früher und heute. Dass neben der Landwirtschaft der Weinbau eine wichtige Rolle spielte, zum Beispiel, und welches Gestein in Michelbach und Murgtal zu finden ist. All das können die Wanderer nachlesen und dabei die faszinierenden Aussichten genießen: auf den Mahlberg und den Eichelberg, auf den Bernstein, die Teufelsmühle und den Merkur ebenso wie auf das Fachwerkdorf Michelbach.
Zwischendurch treffen Wanderer friedlich widerkäuende Rinder und Walliser Schwarzhalsziegen mit ihrem zottigen schwarz-weißen Fell und den langen geschwungenen Hörnern. „Ja, das sind die vierbeinigen Landschaftspfleger von Michelbach“, sagt Manfred Stößer. „Durch ihre Hilfe geht hier immer ein Lüftchen.“ Die Tiere sorgen dafür, dass die Seitentäler nicht zuwachsen und so die Luft zirkulieren kann.
Der Michelbacher Rundweg feiert im kommenden Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Etwa acht bis zwölf aktive Rundwegfreunde pflegen den Weg. „Eine Rebschere habe ich eigentlich immer dabei“, erklärt Manfred Stößer, als er vorsichtig einen Brombeerzweig zur Seite biegt. Ihm – wie auch den anderen Rundwegfreunden – ist es ein Anliegen, dass die Wanderer ungestört laufen können. Nach einem Sturm werden die Wege abgefahren und bei Bedarf von heruntergefallenen Ästen und Zweigen befreit. „Wenn etwas nicht in Ordnung ist, erfahren wir das immer schnell“, versichert Manfred Stößer. „Auf dem Weg sind ja auch Jogger oder Spaziergänger aus dem Dorf unterwegs. Wenn sie etwas sehen, geben sie uns Bescheid. Sie kennen uns ja.“
Für die Rundwegfreunde gibt es einiges zu tun, wenn sie sich treffen: Rundweg und Wegränder werden je nach Jahreszeit gemäht, und die Informationstafeln einmal im Jahr geputzt. Außerdem werden die rund 60 Sitzbänke überprüft. Kleine Spenderschildchen an den Bänken geben übrigens einen Hinweis darauf, dass die Rundwegfreunde viele Unterstützer aus dem Dorf und ganzen Stadt haben. Sponsoren sind stets willkommen, denn mit den Spendengeldern wird die ehrenamtliche Arbeit der Rundwegfreunde unterstützt. Diese treffen sich einmal im Monat zum Arbeitseinsatz, teilweise mit gemeinschaftlich angeschafften Geräten, teilweise mit eigenem Werkzeug. „Jeder trägt das dazu bei, was er kann. Und das machen wir alle gern“, betont er. „Anschließend wird zusammen gevespert“, sagt Manfred Stößer und lässt ahnen, wie sehr bei den Rundwegfreunden Geselligkeit gepflegt wird.
Für Viel-Wanderer und Familien eignet sich der Weg gleichermaßen: „Man kann den Weg beliebig abkürzen“, erklärt Manfred Stößer, „es gibt immer wieder einen Weg zurück ins Dorf.“ Und: Es gibt viele Plätze, die sich für ein Picknick eignen. Ihr Vesper können Wanderer auf einer der vielen Bänke verspeisen, an der idyllisch gelegenen Hilsberghütte oder am Michelbacher Gumbe, einer Freizeitanlage. Wer lieber ohne Rucksack wandert und gerne in einem Gasthaus einkehrt, hat dazu einige Möglichkeiten in Michelbach.