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Die Geschichte des Rutesheimer Minigolfplatzes – Erinnerungen von Wilhelm Binder Meine frühere Tätigkeit als Messeschreiner erforderte oft Übernachtungen...

Die Geschichte des Rutesheimer Minigolfplatzes – Erinnerungen von Wilhelm Binder

Meine frühere Tätigkeit als Messeschreiner erforderte oft Übernachtungen zwischen zwei und 14 Tagen. An langen Sommerabenden war es nach dem Abendessen im Hotel üblich, die Gegend zu erkunden. Dabei entdeckten wir einen Mini-Golfplatz und fanden Spaß an diesem Spiel. Die Idee für den Bau einer solchen Anlage in Rutesheim war geboren. Zwei Grundstücke, an der Straße nach Perouse vor dem Waldeingang gelegen, konnten nach Verhandlungen mit den Besitzern und mit Genehmigung der Landwirtschaft erworben werden.

Nach einer Anfrage beim Bauamt, die positiv ausfiel, folgte die Bestellung einer 18-Feld-Anlage bei einer Hamburger Firma. Die Anlieferung war am Ostersamstag 1967. Vorher musste der Platz noch schnell eingezäunt werden.

Nach Ostern gingen die Aufbauarbeiten, einschließlich des Plattenwegebaus, zügig voran. Am Pfingstsonntag, 15. Mai 1967, war die Eröffnung mit 120 Besuchern. Am Pfingstmontag kamen 186 Spieler. Da noch keine Hütte stand, erfolgte die Bedienung aus dem Pkw-Kofferraum. Dann aber gab es eine üble Überraschung: Nach vier Wochen sollte die inzwischen erstellte 2 m2 große Hütte sowie die Minigolfanlage aufgrund des Einspruchs einer übergeordneten Behörde abgebaut werden. Nach monatelangen, zähen Verhandlungen zog die Behörde ihren Einspruch zurück. Parkplatzprobleme wurden mit der sehr hilfsbereiten Gemeindeverwaltung schnell gelöst. Die Besucherzahl von 12.200 Personen am Saisonende 1967 bestätigte, dass es richtig gewesen war, in Rutesheim einen solchen Platz anzulegen.

Vier Boxautos und ein Kinderkarussell führten 1968 trotz eines nasskalten Sommers zu einer Zahl von 13.200 Besuchern. Die Steigerung in den Folgejahren betrug jeweils ca. 4 %. Die im Jahre 1971 erteilte Baugenehmigung für ein 20 m2 großes Haus fiel zeitgleich mit dem Bau der Bodensee-Wasserleitung von Renningen zum Hochbehälter Stockhau zusammen und machte den Anschluss des Gebäudes an die Strom- und Wasserleitung möglich.

Eines Nachts brachen Einbrecher mit brutaler Gewalt einen Alu-Rolladen aus dem Haus. Außer einer leeren Geldkassette gab es jedoch keine Beute. Nach fünf Jahren brachte die Polizei die Kasse zurück. Die norddeutsche Bande hatte sie zur Aufbewahrung von Schlüsseln gestohlener Autos genutzt.

Im Laufe der Zeit entstanden weitere Plätze in Weil der Stadt, Renningen, Ditzingen, Hirschlanden, Gerlingen, Neuhausen. Nur in Eltingen und Maichingen waren schon welche vorhanden.

Im Jahr 1978 pachtete Herr Norbert Barthelmeß die Anlage. Bei der Baukontrolle bat ich wegen des Maschinenlärms den Beamten ins Freie zu kommen. Seine Antwort war „Mit Ihnen schlage ich mich nicht!“. Das Missverständnis zwischen Schwaben und Südländern aufzuklären, erforderte viele Worte. Eine schwere Herzoperation veranlasste mich, die Anlage an den Pächter zu verkaufen, der sie seit 2001 mit großem Erfolg zu einem Freizeit-Park ausbaute.

Wilhelm Binder (Jahrgang 1930)

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Stadtnachrichten – Amtsblatt der Stadt Rutesheim
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Ausgabe 19/2025

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