NUSSBAUM+
Tiere, Natur & Umwelt

Misteln in Streuobstwiesen

Die Mistel, ein vermeintlich harmloser Winterzauber, entpuppt sich in unseren Streuobstwiesen als gefährlicher Schmarotzer. Die Mistel ist wie ein Vampir,...
Foto: Franz Thoren

Die Mistel, ein vermeintlich harmloser Winterzauber, entpuppt sich in unseren Streuobstwiesen als gefährlicher Schmarotzer. Die Mistel ist wie ein Vampir, der seinen Wirt langsam aussaugt. In den letzten Jahren hat sich der Mistelbefall in den Streuobstwiesen von Baden-Württemberg deutlich erhöht. Von einzelnen, hochgradig befallenen Bäumen ausgehend verbreitet sich die Pflanze innerhalb weniger Jahre über große Gebiete. Die Folgen sind verheerend: Geschwächte Bäume sind anfälliger für Krankheiten und Schädlinge, die Ernteausfälle steigen, und wertvolle Lebensräume gehen verloren.

Der Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, Dr. Markus Rösler, rät Baumbesitzerinnen und -besitzern, nicht zimperlich mit der Mistel umzugehen: „Wird die Laubholzmistel nicht entfernt, entzieht die kugelförmige, immergrüne Pflanze dem Wirtsbaum mit ihren Saugwurzeln lebenswichtiges Wasser und Nährstoffe. Kommen Trockenheit oder mangelnde Düngung dazu, können Misteln den bereits geschwächten Baum im Extremfall sogar vollends zum Absterben bringen.“

Starker Mistelbefall erhöht zudem die Astbruchgefahr und macht die Bäume anfälliger für Windwurf. Der Klimawandel mit den trockenen Sommern der vergangenen Jahre hat die beschriebene Problematik weiter verschärft.

Vögel verbreiten die Mistel, indem sie deren klebrige Beeren fressen und die Samen beim Putzen der Schnäbel oder über ihren Kot auf Wirtsbäumen zurücklassen.

Um einer weiteren Ausbreitung der Mistel entgegenzuwirken, ist es wichtig, bereits bei einem Erstbefall schnell zu reagieren, denn dieser lässt sich noch relativ leicht beseitigen. Bei leichtem Befall sollten die noch kleinen Misteln ausgebohrt und der Altbefall mitsamt dem Astbereich entnommen werden. Wichtig ist die anschließende Kontrolle auf Mistelsamen sowie deren Entfernung. Bei mittelschwerem Befall ist ein starker Rückschnitt angebracht, und bei starkem Befall bleibt oft nur die Rodung übrig, oder allenfalls noch der Versuch eines völligen Neuaufbaus der Krone. Ein stark befallener Baum ist also erkennbar nur schwer oder gar nicht mehr sanierungsfähig. Eine alleinige Mistelbeseitigung reicht jedoch aus fachlicher Sicht nicht aus. Vielmehr muss der gesamte Baum eine dauerhaft regelmäßige und fachgerechte Pflege erfahren.

Renningen ist von der beschriebenen Problematik zum Glück erst vergleichsweise wenig betroffen. Das sieht in vielen Gemeinden unserer Umgebung bereits deutlich anders aus. Und die Gefahr kommt schnell näher.

Um unsere heimischen Obstbaumwiesen in Renningen und Malmsheim zu schützen, sollten wir mit Nachdruck versuchen, die Mistel von ihnen fernzuhalten. Der Naturschutz steht dem im Übrigen nicht entgegen. Denn dass die Mistel unter Naturschutz steht, ist lediglich ein allerdings immer wieder zu hörendes Gerücht. fth

Misteln in Streuobstbäumen
Misteln in Streuobstbäumen.Foto: Franz Thoren
Erscheinung
Stadtnachrichten – Amtsblatt der Stadt Renningen
NUSSBAUM+
Ausgabe 22/2025
Dieser Inhalt wurde von Nussbaum Medien weder erfasst noch geprüft. Bei Beschwerden oder Anmerkungen wenden Sie sich bitte an den zuvor genannten Erfasser.
Orte
Renningen
Kategorien
Panorama
Tiere, Natur & Umwelt
Meine Heimat
Entdecken
Themen
Kiosk
Mein Konto